Daten, Informationen, Wissen

Wie lässt sich die digitale Transformation zum Wohle aller nutzen?
ITAS-Thema Daten, Informationen, Wissen

Die Digitalisierung großer Bereiche der menschlichen Lebenswelt schreitet in schnellem Tempo voran. Sie führt nicht nur zu einem technischen und wirtschaftlichen, sondern auch zu sozialem Wandel. IT-Infrastrukturen sorgen dafür, dass unsere moderne Gesellschaft funktioniert. Vernetzte Informations- und Kommunikationstechnologien machen intelligente Stromnetze, neue medizinische Anwendungen und neue Formen der Arbeit möglich. Dahinter stecken Algorithmen und riesige Datenmengen, die genauso große Potenziale, wie auch gesellschaftliche Herausforderungen, z.B. an adäquate Regulierung, mit sich bringen.

Die Reichweite und Dynamik der digitalen Transformation spiegelt sich in vielen Projekten am ITAS. Forschende bearbeiten zum einen konzeptionelle Fragen, etwa zu Vertrauen und Risiko, Governance von und durch Algorithmen oder zur Ethik lernender Systeme. Zum anderen führen sie Analysen zur fortschreitenden Automatisierung und Digitalisierung der Gesellschaft anhand konkreter digitaler Technologien durch. Von besonderer Bedeutung ist die Frage, wie verantwortlich mit den Entwicklungen der Digitalisierung umgegangen werden kann.

Digitale Arbeit

Technische Fortschritte in der Robotik, Sensorik und in digitalen Verfahren verändern die Arbeitswelt grundlegend. Die digitale Transformation betrifft alle Qualifikationsstufen. Gleichzeitig entstehen neue Geschäftsfelder, für Digitalkonzerne, aber auch für Start-ups. Neben dem Wandel der industriellen Produktion untersucht das ITAS verstärkt Veränderungen im Dienstleistungsbereich: Im EU-Projekt Crowdwork 21 steht beispielsweise das Phänomen der Plattformarbeit, bei der Arbeitsaufgaben über das Netz verteilt werden, im Mittelpunkt. Hierbei werden nicht zuletzt auch Visionen für eine gelingende Gestaltung der digitalen Transformation der Arbeitswelt in den Blick genommen.

Governance und Algorithmen

Sei es bei Fragen der Vergabe von Krediten, Arbeitsstellen oder Studienplätzen, der Bemessung juristischer Strafen oder sogar bei der Identifizierung von Terroristen. Immer häufiger „sprechen“ Computersysteme bei Entscheidungen mit, die die Möglichkeiten der freien Persönlichkeitsentfaltung maßgeblich beeinflussen. Das ITAS untersucht Diskriminierungsrisiken durch Algorithmen und beschäftigt sich im Projekt GOAL mit Strukturen und Gestaltungsmöglichkeiten der Governance von Algorithmen, insbesondere im Hinblick auf Risiken für Grundrechte und weitere gesellschaftliche Werte.

Künstliche Intelligenz

Ein weiterer Forschungsschwerpunkt am ITAS sind lernende Systeme. Forschende untersuchen die zentrale Frage nach dem gesellschaftlichen Vertrauen in Technologien, die Künstliche Intelligenz einsetzen. So nahm das ITAS beispielsweise politische Optionen im Umgang mit Deepfakes – mittels KI manipulierte, aber realistisch wirkende Foto, Audio- und Videoaufnahmen – für das Europäische Parlament in den Blick. Darüber hinaus untersuchen die Forschenden auch gesellschaftliche Perspektiven auf Digitalisierung und den Einsatz von KI in Landwirtschaft und Bioökonomie, etwa im Projekt DESIRA. Auch vorherrschende Diskurse und gesellschaftliche Bedarfe sind Gegenstand der Forschung, wie zum Beispiel die Gestaltungsoptionen oder die Inklusion benachteiligter Gruppen.  

(Un-)Sicherheit, Risiko und Politik

Sicherheit hat eine große Bedeutung für moderne Gesellschaften. Dennoch oder gerade deshalb müssen sie ständig mit Unsicherheit umgehen. Insbesondere die Politik kann bei ihren Entscheidungen oft nur auf unsicheres Wissen zurückgreifen. Das Projekt MOTRA analysiert exemplarisch, wie im Themenfeld der Extremismusprävention das Streben nach Sicherheit und das Entstehen neuer Unsicherheit miteinander verschränkt sind.

Publikationen zum Thema


2022
Büscher, C.; Kusche, I.; Röller, T.; Andres, F.; Gazos, A.; Hahn, J.; Ladikas, M.; Madeira, O.; Plattner, G.; Scherz, C.
Trends der zukünftigen Technologienutzung im Kontext von Extremismus und Terrorismus: erste Erkenntnisse aus dem MOTRA-Technologiemonitoring
2022. Kemmesies, Uwe; Wetzels, Peter; Austin, Beatrix; Büscher, Christian; Dessecker, Axel; Grande, Edgar; Rieger, Diana (Hg.): MOTRA-Monitor 2021, 248–281, MOTRA. doi:10.53168/isbn.978-3-9818469-4-2_2022_MOTRA
Ferraria, A.; Bacco, M.; Gaber, K.; Jedlitschka, A.; Hess, S.; Kaipainen, J.; Koltsida, P.; Toli, E.; Brunori, G.
Drivers, barriers and impacts of digitalisation in rural areas from the viewpoint of experts
2022. Information & software technology, 145, Art.Nr. 106816. doi:10.1016/j.infsof.2021.106816
Grunwald, A.
Verantwortliche Gestaltung von KI-Systemen: Ethik, Recht und Technikfolgenabschätzung
2022. Künstliche Intelligenz – Ethik und Recht.. Hrsg. von Thomas Hoeren, Stefan Pinelli, 45–66, Verlag C.H.Beck 
Orwat, C.; Bareis, J.; Folberth, A.; Jahnel, J.; Wadephul, C.
Risikoregulierung von künstlicher Intelligenz und automatisierten Entscheidungen
2022. Künstliche Intelligenz - Ethik und Recht. Hrsg. von Thomas Hoeren, Stefan Pinelli, 255–287, Verlag C.H.Beck 
2021
Arasanz, J.; Krings, B.-J.
Care Services organised by digital platforms in Germany and Spain
2021. Digital Labour Platforms. Representing Workers in Europe. Ed.: A. Moniz, 171–184, CICS.NOVA - Interdisciplinary Centre of Social Sciences, School of Social Sciences and Humanities, NOVA University Lisbon (CICS.NOVA) 
Gazos, A.
Krisenfolgenabschätzung in der Sicherheitsforschung
2021. Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis, 30 (2), 67–68. doi:10.14512/tatup.30.2.67VolltextVolltext der Publikation als PDF-Dokument
Gutmann, M.; Haag, M.-C.; Wadephul, C.
Verheißung, Verdammung oder einfach ein Selbstmissverständnis? Sprachkritische Überlegungen zum Umgang mit KI und ihren Beschreibungen
2021. Künstliche Intelligenz : Die große Verheißung. Hrsg.: A. Strasser, 221–240, xenomoi verlag e.K 
Heil, R.
Künstliche Intelligenz/Maschinelles Lernen
2021. Handbuch Technikethik. Hrsg.: A. Grunwald, 424–428, J.B. Metzler. doi:10.1007/978-3-476-04901-8_81
Kemmesies, U.; Wetzels, P.; Austin, B.; Dessecker, A.; Grande, E.; Kusche, I.; Rieger, D.
MOTRA-Monitor 2020
2021. Bundeskriminalamt – Forschungsstelle Terrorismus/Extremismus, Wiesbaden. doi:10.53168/isbn.978-3-9818469-9-7_2021_MOTRA
Kusche, I.; Andres, F.; Gazos, A.; Büscher, C.; Hahn, J.; Ladikas, M.; Röller, T.; Scherz, C.
MOTRA-Technologiemonitoring
2021. MOTRA-Monitor 2020. Hrsg.: U. Kemmesies, 188–204, Bundeskriminalamt – Forschungsstelle Terrorismus/Extremismus, Wiesbaden 
Moniz, A.; Boavida, N.; Makó, C.; Krings, B.-J.; Sanz Miguel, P., De
Digital labours platforms
2021. Húmus/CICS.NOVA. doi:10.34619/rwrm-3uun
Moniz, A. B.; Boavida, N.; Makó, C.; Krings, B.-J.; Sanz Miguel, P., De
Introduction
2021. Digital labour platforms: Representing workers in Europe. Ed.: A B. Moniz; B. J. Krings, 1–19, Húmus/CICS.NOVA 
Moniz, A. B.; Boavida, N.; Makó, C.; Krings, B.-J.; Sanz Miguel, P., De
Conclusion: Where is Worker Representation Going? Diverse pathways for platforms workers’ collective strategies
2021. Moniz, António Brandão; Boavida, Nuno; Makó, Csaba; Krings, Bettina-Johanna; Sanz de Miguel, Pablo (Hg.): Digital Labour Platforms. Representing Workers in Europe, 231–244, Húmus/CICS.NOVA