Politik und Gesellschaft stehen vor der Herausforderung, Forschung und Innovation verantwortungsvoll zu gestalten („Responsible Research and Innovation“). Wie lassen sich neue wissenschaftliche und technische Entwicklungen in Einklang mit den Zielen und Interessen der Gesellschaft bringen? Wie können die unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteure im Sinne einer Ko-Konstruktion an Innovationsprozessen beteiligt werden? Diese Fragen bilden den Rahmen für das Programm „Wissenschaft in der Gesellschaft“ der Europäischen Kommission. Im Projekt SYNENERGENE sollen sie für die Synthetische Biologie auf analytischer ebenso wie praktischer Ebene bearbeitet werden.
Die Synthetische Biologie führt Disziplinen wie die Molekularbiologie, Nanobiotechnologie, Organische Chemie, Ingenieurwissenschaften und Informationstechnik zusammen, um neue biologische Systeme zu entwerfen. Das Potenzial künstlicher biologischer Systeme reicht dabei von der Energieerzeugung über das Erschließen neuer Rohstoffe bis zur Herstellung von Medikamenten. Die möglichen Folgen für Gesundheit, Umwelt und Gesellschaft sind jedoch noch unklar. In der öffentlichen Wahrnehmung spielt die Synthetische Biologie bislang keine große Rolle, auch innerhalb des Forschungsfeldes entwickeln sich erst allmählich klarere Konturen.
In dieser frühen Phase der Entwicklung der Synthetischen Biologie setzt das Projekt SYNENERGENE mit einem breiten Maßnahmenbündel an, die Diskussion über ihre Potenziale und möglichen Probleme anzuregen und weiter zu entwickeln. Insgesamt 28 Partner aus Europa, den USA und Kanada haben sich unter Koordination des ITAS zusammengeschlossen, um mit einem „Mobilisation and Mutual Learning Action Plan“ (MMLAP) unter anderem die Entwicklung der Synthetischen Biologie zu analysieren, kritische Fragestellungen zu identifizieren, unterschiedliche Beteiligungsformate – von der Bürgerkonsultation über Theaterperformances bis hin zu künstlerischen Reflexionen – zu erproben und Wissenschaftler, Künstler, Unternehmen, politische Entscheidungsträger, zivilgesellschaftliche Organisationen und weitere Gruppen zur Diskussion über die Synthetische Biologie zusammenzubringen. Die Aufgabe des ITAS im Projekt liegt außer in der Koordination des Verbunds auch in der Leitung der SYNENERGENE-Plattform „Research and Policy“, in dem Bedarfe und mögliche Ansatzpunkte einer politischen Regulierung der Synthetischen Biologie analysiert werden.
Ziele des Projekts sind die Weiterentwicklung des gesellschaftlichen Diskurs zur Synthetischen Biologie und die Erarbeitung programmatischer Strategiepapiere für die Bereiche Politik, Forschung und Bürgerbeteiligung, mit denen die zukünftige Entwicklung der Synthetischen Biologie über das Projektende hinaus mitgestaltet wird. Auf diese Weise soll ein Beitrag dazu geleistet werden, das Leitbild verantwortungsvoller Forschung und Entwicklung neuer Technologien in Einklang mit den Zielen, Bedürfnissen und Erwartungen der Gesellschaft auf europäischer Ebene zu verankern.
Das Projekt ist ein Teil der Aktivitäten des ITAS im Bereich Synthetische Biologie (SynBio). Die Website des Projekts finden Sie hier.