Hermeneutische Technikfolgenabschätzung zu den Quantentechnologien 2.0 – Narrative und Visionen, Einflussfaktoren und Veränderungen durch kulturelle Aktivitäten

Projektbeschreibung

Dank neuer technischer Entwicklungen, wirtschaftlicher Investitionen und weltweiter Förderung rücken Quantentechnologien der zweiten Generation (QT) immer mehr ins Blickfeld. Die ersten marktreifen Quantensensoren werden entwickelt, Quantenkommunikation ist über immer größere Distanzen möglich, und bei den grundlegenden Elementen von Quantencomputern werden bedeutende Fortschritte erzielt. Auch aufgrund der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten und Vorteile dieser Technologien haben die Vereinten Nationen das Jahr 2025 zum internationalen Jahr der Quantenwissenschaft und -technologie erklärt.

Ungeachtet dieser Entwicklungen gibt es jedoch immer noch Unsicherheiten bezüglich konkreter Anwendungen, Realisierungszeiträume und möglicher gesellschaftlicher Auswirkungen. Die Sorge vor einem Quantum Divide werden wird immer größer, auch wenn noch unklar ist, welche Regionen der Welt letztendlich betroffen sein werden, wenn die Vorteile der Quantentechnologien zum Tragen kommen. Es werden zahlreiche militärische und sicherheitsrelevante Anwendungsmöglichkeiten der QT postuliert, doch ihre spezifischen Auswirkungen auf Sicherheitsarchitekturen bleiben unklar. Zudem wird die QT-Entwicklung durch geopolitische Veränderungen beeinflusst, die den Fokus auf technologische Souveränität lenken und verändern die QT-Zukünfte dynamisch verändern.

Angesichts dieser Situation offener, beeinflussbarer Zukünfte (Collingridge) und einer noch unzureichenden Analyse konkreter Entwicklungen und Auswirkungen der QT, bedarf es einer umfassenden Bewertung mit Methoden der Technikfolgenabschätzung (TA). Solche TA-Arbeiten sind bisher jedoch rar und thematisch nicht ausreichend ausdifferenziert. Da eine rein konsequentialistische Betrachtung der Technikfolgen aufgrund der frühen Entwicklungsstadien mancher QT nicht möglich ist, erscheint eine Untersuchung mit Methoden der hermeneutischen TA sinnvoll.

Ziel dieser Arbeit ist es daher, die historischen, aktuellen und sich entwickelnden Narrative und Visionen (Technikzukünfte) von QT, ihre gruppenspezifischen Ursprünge und ihre Verwendung zu analysieren. Es wird der Frage nachgegangen, welche QT-Zukünfte von wem gestaltet und verbreitet werden und ob es im Laufe der Zeit Veränderungen gegeben hat. Dabei wird insbesondere auch die sich aktuell formierende Kunst- und Kulturszene rund um die QT untersucht, da sie nicht nur Einfluss auf die gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Rezeption der QT, sondern auch auf deren Entwicklung selbst nehmen könnte. Damit verbunden ist auch die Frage, ob und wie die QT etwas grundlegend Neues in die Welt bringen und damit bestehende Normen und kulturelle oder konzeptionelle Narrative nachhaltig beeinflussen könnten.

Konkret sollen folgende Forschungsfragen untersucht werden:

  1. Welche Narrative und Visionen von QT gibt es, insbesondere auch im kulturellen und künstlerischen Bereich? Wie entwickeln sich diese Narrative und wie sind sie entstanden? Wie könnten sie die weitere Entwicklung, Verbreitung und Anwendung von QT beeinflussen?
  2. Wer entwickelt diese Narrative, welche Gruppen sind involviert und wie unterscheiden sich die Narrative in den verschiedenen Gruppen? Welche Narrative dominieren welche Bereiche des Diskurses und welchen Einfluss haben insbesondere Akteure aus dem Kulturbereich?

Administrative Daten

Referent: Prof. Dr. Armin Grunwald
Korreferent: N.N.
Bezugnehmende Projekte: QuTec: Innovationen für die Gesellschaft
Doktoranden bei ITAS: siehe Promovieren am ITAS

Kontakt

Adrian Schmidt, M.Sc.
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Postfach 3640
76021 Karlsruhe

Tel.: 0721 608-23004
E-Mail