Soziotechnische Resilienz. Eine Antwort auf die Vulnerabilitäten kritischer Informationsinfrastrukturen

Projektbeschreibung

Informations- und Kommunikationstechnologien dringend zunehmend in alle Bereiche grundlegender gesellschaftlicher Funktionen ein und werden zu einem kritischen Faktor für ihre Aufrechterhaltung. Als kritische Informationsinfrastrukturen sind sie bereits Teil anderer kritischer Infrastrukturen geworden, sodass die Gewährleistung ihrer Sicherheit zu einer geradezu existenziellen Aufgabe wird. Die Betreiber kritischer Informationsinfrastrukturen sehen sich dabei mit einer Fülle von Herausforderungen aufgrund der Beschaffenheit ihres Systems und seiner Umwelt konfrontiert: Zum einen wird durch die Konvergenz physischer und digitaler Infrastrukturen der Fluss an Informationen beschleunigt, und mit der steigenden Anzahl voneinander abhängiger Komponenten wächst auch der Handlungsdruck auf die Betreiber. Zum anderen wird ein sicherer Betrieb durch zunehmende Unsicherheiten aufgrund von Klimawandel, Terrorismus, Cyberkriminalität sowie staatlich geförderten Cyberangriffen gefährdet. Trotz aller Widrigkeiten ist es den Betreibern bisher gelungen, eine hohe Verfügbarkeit ihrer Infrastruktur zu gewährleisten. Doch welche sozialen Strukturen und Fähigkeiten benötigen sie, um weiterhin für einen sicheren Betrieb zu sorgen? Welche Bewältigungsstrategie wird einem so schwer vorhersehbaren Feld von potenziellen Bedrohungen noch gerecht?

Unter Berücksichtigung der technischen Systembeschaffenheit kritischer Informationsinfrastrukturen, der spezifischen Charakteristika einer terroristischen Bedrohungslage und den Herausforderungen in der sozialen Organisation des Betriebs arbeite ich in meiner Dissertation an einer soziotechnischen Bewältigungsstrategie. Dabei steht folgende Forschungsfrage im Mittelpunkt: Welche Strategie ist geeignet, die Bedrohungsdimensionen des Terrorismus für und die Systemvulnerabilitäten in den kritischen Informationsinfrastrukturen zu bewältigen?

Mithilfe des Brückenkonzepts der Resilienz möchte ich eine mögliche Antwort auf diese Frage geben. Resiliente Organisationen kultivieren Fähigkeiten, die sie in die Lage versetzen, notwendige Operationen unter allen Umständen aufrechtzuerhalten. Ein soziologischer Ansatz wirft jedoch die Frage auf, was unter notwendigen Operationen zu verstehen ist? Und ab wann sind Organisationen resilient? Angesichts der zahlreichen Akteure, die kritische Informationsinfrastrukturen betreiben, regulieren oder von ihnen abhängig sind, scheint eine einfache Antwort nicht möglich. Denn Kern und Resilienz dieser Infrastrukturen sind keine feststehende Einheit. Sie werden von verschiedenen Stakeholder ko-konstituiert, weshalb Resilienz immer auch durch Kontingenz und Transformation gekennzeichnet ist.

Ziel meiner Dissertation ist es, eine soziologisch fundierte Bewältigungsstrategie zu entwickeln, die ein neues Licht auf die drängenden Herausforderungen der Dynamik kritischer Informationsinfrastrukturen wirft. Dazu werden problemzentrierte Interviews mit Vertretern von Organisationen geführt, die eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit und Sicherheit kritischer Informationsinfrastrukturen spielen. Die gesammelten Erwartungen werden mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet, um das Resilienzkonzept auf seine Gegenstandsangemessenheit zu überprüfen und zu überarbeiten.

Administrative Daten

Kontakt

Alexandros Gazos, M.A.
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Postfach 3640
76021 Karlsruhe

Tel.: 0721 608-23228
E-Mail