Bürgerdialog Zukunftstechnologien

Projektbeschreibung

Ziel des Projekts „Bürgerdialog Zukunftsthemen“ war es, einen breit angelegten, kontinuierlichen Diskurs mit der Gesellschaft über zukünftige zentrale Herausforderungen zu ermöglichen. Die Bürgerdialoge sollten daher dazu beitragen, die wissenschaftlichen und technologischen Antworten auf diese Herausforderungen so zu gestalten, dass sie Bedürfnisse, Bedenken und Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger berücksichtigen. Hierzu wurden zu verschiedenen Technikfeldern themenbezogene Dialogprozesse durchgeführt, in deren Rahmen sich Bürgerinnen und Bürger zunächst über neue Forschungsvorhaben und Schlüsseltechnologien informieren, und darauf aufbauend ihre Meinungen dazu formulieren und in einem öffentlichen Dialogprozess gegenüber Politik, Wirtschaft und Wissenschaft vertreten konnten. Themen der drei Dialogrunden waren Energietechnologien für die Zukunft, Hightech Medizin sowie demografischer Wandel.

Darüber hinaus evaluieret das Projekt a posteriori den Dialogprozess und seine Erkenntnisse, erforschte die (unterschiedlichen) Partizipationserwartungen aller beteiligten Akteure und diskutierte zudem, in welcher Form diese Erkenntnisse auch für Technikfolgenabschätzungsprozesse nutzbar gemacht werden könnten. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Frage gelegt, welche Legitimation die Ergebnisse des Verfahrens erlangen können. Da die Größe und der finanzielle Umfang eine Teilnehmerzahl (ca. 600 bis 800 Bürgerinnen und Bürger je Dialogthema) in einer Dimension erlaubte, wie sie in Deutschland meist für repräsentative Umfragen gewählt wird und damit die bei partizipativen Verfahren sonst üblichen Größenordnungen übertroffen wurde, können die Bürgerdialoge aufgrund quantitativer Erwägungen Repräsentativität reklamieren.

Mit der Umsetzung des Dialogprozesses wurde vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Ende 2010 ein Projektkonsortium, bestehend aus dem ITAS, dem Institut für Organisationskommunikation (IFOK) und dem Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS), betraut. In enger Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber wurde hierzu ein dreiphasiges Verfahrensmodell entwickelt, das verschiedene diskursive/partizipative Dialog-Elemente enthielt: In der ersten Phase der einzelnen Bürgerdialoge unter dem gemeinsamen Dach des „Bürgerdialogs Zukunftsthemen“ wurden mittels Fokusgruppen zunächst die inhaltlichen Grundlagen für den eigentlichen Dialogprozess geschaffen. Daran anschließend haben im Rahmen von sechs bis acht regionalen Bürgerkonferenzen (mit jeweils ca. 100 Teilnehmern) als Kernelemente des Dialogs Bürgerinnen und Bürger gemeinsam vor Ort und mit Unterstützung von Expertinnen und Experten über das jeweilige Dialog-Thema diskutiert und erste Handlungsansätze für den politischen und gesellschaftlichen Umgang mit Zukunftstechnologien formuliert. Diese Phase wurde durch eine Online-Plattform / Konsultation begleitet, so dass über die eingeladenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer hinaus jeder Bundesdeutsche die Möglichkeit hatte, zeit- und ortsunabhängig am Bürgerdialog teilzunehmen. In der dritten Phase konnten dann Bürgerinnen und Bürger auf Basis der Erkenntnisse aus den Bürgerkonferenzen und des Online-Dialogs auf dem abschließenden nationalen Bürgergipfel einen Bürger-Report erarbeiten. Alle drei Phasen der Bürgerpartizipation wurden inhaltlich von einem Beraterkreis begleitet, der sich, als Fachgremium des Bürgerdialogs, aus Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Umweltschutz und Gesellschaft zusammensetzte. Dieses generische Prozessmodell wurde bei der detaillierten Umsetzung dem jeweiligen Dialogthema angepasst, in einem Fall beispielsweise um das optionale, offene Format der Bürgerwerkstätten ergänzt. Die Arbeitsschwerpunkte des ITAS in diesem Projekt lagen in der wissenschaftlichen Begleitung der jeweiligen Dialogthemen, bei der Prozessevaluierung mit qualitativen Verfahren sowie bei der Unterstützung von Konzeption und Umsetzung der einzelnen Dialogmodule.

Ausführliche Informationen, alle öffentlichen Dokumente sowie die Ergebnisse der einzelnen Dialog-Runden finden sich auf der Dialog-Homepage des Büros Bürgerdialog: www.buergerdialog-bmbf.de

Publikationen


2014
Proceedingsbeiträge
Fleischer, T.
Wandel des Systems der Elektrizitätsversorgung. Was Bürger darüber denken und dazu erwarten
2014. Energiewende : Produktivkraftentwicklung und Gesellschaftsvertrag 5.Jahreskonferenz der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften 2012. Hrsg.: G. Banse, 237–247, trafo Verlag 
Hahn, J.; Seitz, S.; Weinberger, N.
What can TA learn from ’the people’? A case study of the German citizens’ dialogues on future technologies
2014. Technology Assessment and Policy Areas of Great Transitions : proceedings from the PACITA 2013 conference in Prague : [March 13 - 15, 2013]. Ed.: T. Michalek, 165–170, Technology Centre of the Academy of Sciences of the Czech Republic (ASCR) 
Vorträge
Decker, M.
Honest Broker or Stakeholer? About the role of experts in citizen dialogues
2014. International Conference ’Expert Knowledge and the Public’, Bielefeld, 4.-5. September 2014 
Decker, M.
Öffentlichkeitsbeteiligung: Konzeptionelle Hintergründe und aktuelle Fragen
2014. Klausur des Lenkungskreises von Wissenschaft im Dialog, Berlin, 31. März 2014 
2013
Vorträge
Decker, M.; Fleischer, T.; Hahn, J.
Bürgerinnen und Bürger: Sie haben das Wort! Dialogverfahren im Kontext
2013. 5. ITAFORUM ’Bürgerbeteiligung und soziale Innovationen’, Berlin, 16.-17. Mai 2013 
Hahn, J.
Die Bürger als Politikberater - Bundesweite Dialogverfahren zur Gestaltung einer Forschungsagenda
2013. 5. ITAFORUM ’Bürgerbeteiligung und soziale Innovationen’, Berlin, 16.-17. Mai 2013 
Hahn, J.; Seitz, S.
What can TA learn from ’the people’? A case study of the German citizens’ dialogues on future technologies
2013. 1st PACITA Conference on Technology Assessment and Policy Areas of Great Transitions, Praha, CZ, March 13-15, 2013 
2012
Vorträge
Fleischer, T.
Wandel des Systems der Elektrizitätsversorgung. Was Bürger darüber denken und dazu erwarten
2012. Energiewende : Produktivkraftentwicklung udn Gesellschaftsvertrag ; Jahrestagung der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Potsdam, 31.Mai 2012 
Hahn, J.
Participation ’Big Style’: First experiences with the German citizens’ dialogue on energy technologies for the future
2012. 3rd Internat.Conf.on Degrowth, Ecological Sustainability and Social Equity, Venezia, I, September 19-23, 2012 
Hahn, J.
Bürgerbeteiligung bei Nachhaltigkeitsprozessen - das Beispiel Bürgerdialog Zukunftstechnologien
2012. Kompetenzfeldtreffen “Kulturelles Erbe und sozialer Wandel” (2012), Karlsruhe, Deutschland, 9. Juli 2012 
2011
Vorträge
Decker, M.; Fleischer, T.
Partizipation im großen Stil. Zur Konzeption der diskursiven Module im deutschen Bürgerdialog Zukunftstechnologien
2011. Partizipation in Technikfragen - Legitime Hoffnung oder bloße Illusion : 11.Östrreichische TA-Konf., Wien, 20.Juni 2011 

Kontakt

Prof. Dr. Michael Decker
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Postfach 3640
76021 Karlsruhe

Tel.: 0721 608-23007
E-Mail