Interdisziplinäre Technikfolgenabschätzung zu Servicerobotern
- Projektteam:
Decker, Michael (Projektleitung ITAS)
- Förderung:
ITAS-Eigenprojekt
- Starttermin:
2010
- Endtermin:
2013
- Projektpartner:
Institut für Anthropomatik, Institut für Informations- und Wirtschaftsrecht, Zentrum für Angewandte Rechtswissenschaft, Institut für Berufspädagogik und Allgemeine Pädagogik, Institut für Philosophie, Institut für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung (alle KIT)
- Forschungsgruppe:
Innovationsprozesse und Technikfolgen
Beschreibung des Projekts
Ein Serviceroboter führt laut Definition teil- oder vollautomatisch Dienstleistungen durch, die dem Wohlergehen von Menschen und Einrichtungen dienen, ausgenommen Tätigkeiten zur industriellen Erzeugung. Servicerobotern wird seit geraumer Zeit ein ähnliches Innovationspotential wie Industrierobotern prognostiziert. Derzeit werden Servicerobotik-Systeme hauptsächlich in den Bereichen Verteidigung, Rettung, Sicherheit und Landwirtschaft eingesetzt, unter Aufsicht eines menschlichen Experten und in einem geschützten Raum. Die hier zu betrachtenden Serviceroboter agieren dagegen in exponierten, menschenreichen Umgebungen oder stellen sogar eine Dienstleistung unmittelbar am Menschen dar, etwa im Pflegebereich. Diese Dienstleistungen bringen also mit sich, dass Robotiklaien mit Robotern umgehen können und müssen und dass Unbeteiligte im Umfeld des Roboters anzutreffen sind. Überdies spielt sich die Dienstleistung in der normalen Lebenswelt ab, die nur sehr bedingt für einen Robotereinsatz angepasst werden kann.
Der zunehmende Wandel der Alterpyramide der Bevölkerung und der damit zusammenhängende Bedarf an Pflegedienstleistungen lässt die Einführung von Servicerobotik-Systemen in der Kranken- und Altenpflege besonders vorteilhaft erscheinen. Eine weitgehende robotische Unterstützung kann Hilfebedürftigen ermöglichen, länger eigenständig zu bleiben und wäre gleichzeitig durch mögliche Kostenreduktionen gesellschaftlich wünschenswert. Andererseits stellen ethische Gesichtspunkte, die Grundbedürfnisse wie Freiheit, Autonomie und die Unerlässlichkeit sozialer Kontakte und Zuwendung tangieren, ernst zu nehmende Einschränkungen dar. Die medizinische Versorgung wird heute fast ausschließlich von Menschen geleistet. Achtsame menschliche Dienstleistung zeichnet sich hierbei durch Anpassung an den individuellen Bedarf aus und umfasst insbesondere zwischenmenschliche Fähigkeiten wie Freundlichkeit, Höflichkeit und Mitgefühl, die ein Roboter nicht erbringen kann.
Die spezifischen Eigenschaften und Erfordernisse der Servicerobotik in verschiedenartigen Anwendungsgebieten unterscheiden sich erheblich und rufen ein breites Feld offener Fragen hervor. Potentiale, Risiken sowie angemessene Förderungen oder auch Restriktionen sollen aus Sicht der Technikfolgenbeurteilung analysiert und bewertet werden. Die wissenschaftliche Arbeit der Projektgruppe umfasst daher die relevanten disziplinären Perspektiven und bündelt technische, ökonomische, rechtliche, ethische, methodologische, anthropologische und psychologische Aspekte, um abschließend interdisziplinär tragfähige Handlungsempfehlungen zum Einsatz von Servicerobotik in der Gesellschaft zu geben. Hiermit richtet sich die Studie an die einschlägigen wissenschaftlichen Disziplinen, die Politik und die interessierte Öffentlichkeit.
Projektgruppe
- Professor Dr. rer. nat. Michael Decker (Vorsitz), Karlsruhe
- Professor Dr.-Ing. Rüdiger Dillmann, Karlsruhe
- Professor Dr. jur. Thomas Dreier, Karlsruhe
- Professor Dr. phil. Martin Fischer, Karlsruhe
- Professor Dr. phil. Dr. phil. nat. Mathias Gutmann, Karlsruhe
- Professor Dr. rer. pol. Ingrid Ott, Karlsruhe
- Professor Dr. jur. Indra Spiecker genannt Döhmann, Karlsruhe
Publikationen
Service Robotics and Human Labor: A first technology assessment of substitution and cooperation
2017. Robotics and autonomous systems, 87, 348–354. doi:10.1016/j.robot.2016.09.017
Technik, die den Menschen näher kommt? Künstliche Intelligenz - Forschung und technische Systeme
2016. Fraunhofer Symposium ’Netzwert’, München, 23.-24.Februar 2016
Was sollen wir wollen - Möglichkeiten und Grenzen der bedarfsorientierten Technikentwicklung
2015. Technische Unterstützungssysteme. Hrsg.: R. Weidner, 19–29, Springer-Verlag
Die Maschine: Freund oder Feind?
2015. Ringvorlesung der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (2015), Bonn, Deutschland, 10. November 2015
Autonome Systeme und ethische Reflexion. Handeln mit und handeln durch Roboter
2015. Ringvorlesung ’Die Maschine - Freund oder Feind?’, Universität Bonn, 10.November 2015
Innovations- und Technianalysen zu Servicerobotern
2015. Symposium ’Forschung und ihre Folgen’, Mannheim, 13.November 2015
Neue Technologien und gesellschaftliche Entwicklung. Die Frage nach der Verantwortung
2015. Nano-TEchnologien in der gesellschaftlichen Diskussion, Evangelische Akademie Villigst, 13.-14.April 2015
Die technische Zukunft gestalten. Verantwortliche Innovationen durch Technikfolgenforschung?
2015. Vortr.: Carl-Friedrich-Gauß Gymnasium, Frankfurt/Oder, 25.März 2015
Autonomous person - autonomous technology. Substitution or collaboration?
2015. Ethical Aspects of Neurotechnology : BrainLinks-BrainTools Workshop, Freiburg, March 19-20, 2015
Ersetzungsverhältnisse in der Robotik. Die Perspektive der Technikfolgenforschung
2015. IT-Entwicklungen im Gesundheitswesen : Herausforderungen und Chancen, Frankfurt, 24.März 2015
Möglichkeiten und Grenzen einer bedarfsorientierten Technikfolgenabschätzung
2015. Technologieseminar ’Technische Assistenzsysteme in der Pflegemedizin- und Biotechnik’, Stuttgart-Vaihingen, 22.April 2015
Eine helfende Hand. Ethische Aspekte in der interdisziplinären TA
2015. ELSI-Workshop des BMBF-Projekts 3.Arm, Renningen, 21.April 2015
Decision making and moral rules in robots and their relevance for regulation
2015. European Robotics Forum, Wien, A, March 11-13, 2015
Standardisierung und Regulierung - Überlegungen aus der Technikfolgenforschung
2015. Workshop Law & Robots ’Im Auto sind jetzt schon alle Cyborgs - Perspektiven auf die Mensch-Roboter-Kombination in Fahrzeugen’, Basel, CH, 12. März 2015
Who is taking over? Technology assessment of autonomous (service-)robots
2014. Robotics in Germany and Japan : Philosophical and Technical Perspectives. Hrsg.: M. Funk, 91–110, Peter Lang International Academic Publishers
Was sollen wir wollen? Möglichkeiten und Grenzen der bedarfsorientierten Technikentwicklung
2014. 1. Transdisziplinäre Konferenz “Technische Unterstützungssysteme, die die Menschen wirklich wollen” (2014), Hamburg, Deutschland, 15.–16. Dezember 2014
Interdisziplinäre Technikfolgenabschätzung zur Robotik. Methode und Wirkung
2014. Workshop der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, Karlsruhe, 10.Juni 2014
Robotics in interdisciplinary technology assessment
2014. German-French-Workshop on Robotics and Social Sciences at INNOROBO Congress, Lyon, France, March 20, 2014
Mein Roboter handelt moralischer als ich? Ethische Aspekte einer Technikfolgenabschätzung der Service-Robotik
2014. Vortrag am Munich Center for Technology in Society (MCTS), München, 13. Januar 2014
Robots in surgery: From the laboratory towards health care
2014. International Conference ’Going Beyond the Laboratory - Ethical and Societal Challenges for Robotics (GBTL 2014)’, Oldenburg, February 13-15, 2014
Mein Roboter handelt moralischer als ich? Ethische Aspekte einer Technikfolgenabschätzung der Servicerobotik
2013. Bogner, A. [Hrsg.] Ethisierung der Technik - Technisierung der Ethik : Der Ethik-Boom im Lichte der Wissenschafts- und Technikforschung Baden-Baden : Nomos, 2013 (Wissenschafts- und Technikforschung ; 11), 215–231
Robotik
2013. Handbuch Technikethik. Hrsg.: A. Grundwald, 354–358, Metzler’sche Verlagsbuchhandlung
Responsible innovation in service-robotics
2013. Symposium der LMU München über “Technical optionsethical-legal responsibility” (2013), München, Deutschland, 18. November 2013
Introduction to the thematic session healthcare and ageing society
2013. European Technology Assessment Conference “Technology assessmentpolicy areas of great transitions” (2013), Praha, Slowakei, 13.–15. März 2013
Roboter - Aspekte der Technikfolgenabschätzung
2013. EFFEKTE : Wissenschaftsfestival, Karlsruhe, 21.-30. Juni 2013
Smarte Technologien und ihre Folgen - Eine interdisziplinäre Analyse
2013. Interdisziplinäres Symposium, Rostock, 25. Juni 2013
Should robots replace humans? Aspects of an interdisciplinary technology assessment
2013. Vortr.: Volga State University of Technology, Yoshkar-Ola, Russia, June 11, 2013
Technikfolgenabschätzung und systemische Risiken
2013. Vortr.: Lomonossow Universität, Moskva, Russia, 13. Juni 2013
Roboid, Humanoid, Android? Roboter als Mittel zum Zweck
2013. Reihe ’Die kleinen Androiden’, Cyberforum Karlsruhe, 21. Juni 2013
Robi, übernehmen Sie! Von der (Un)ersetzbarkeit des Menschen
2013. Bad Herrenalber Gespräche ’Mensch: Robi! Roboter kommen und verändern unsere Lebenswelt’, Bad Herrenalb, 25.-27. Januar 2013
Developing scientific evidence for policy making?
2013. Science, Technology, and Innovation Governance (STIG) Program 2nd Annual Internat.Symp., Tokyo, J, May 8-9, 2013
Servicerobotik für den demographischen Wandel. Bedarfe identifizieren - Technik gestalten
2013. Vortr.: Lenkungskreis AAL, Deutsche Kommission Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik im DIN und VDE, Frankfurt, 21.März 2013
Technology assessment of service robotics. Preliminary thoughts guided by case studies
2012. Decker, M. [Hrsg.] Robo- and Informationethics : Some Fundamentals Berlin [u.a.] : LIT Verl., 2012 (Hermeneutics and Anthropology/Hermeneutik und Anthropologie ; Bd.3), 53–88
Can robots plan, and what does the answer to this question mean?
2012. Decker, M. [Hrsg.] Robo- and Informationethics : Some Fundamentals Berlin [u.a.] : LIT Verl., 2012 (Hermeneutics and Anthropology/Hermeneutik und Anthropologie ; Bd.3), 189–210
Robo- and informationethics : some fundamentals
2012. Berlin [u.a.] : LIT Verl., 2012 (Hermeneutics and Anthropology/Hermeneutik und Anthropologie ; Bd.3)
Service robots in the mirror of reflective research
2012. Poiesis and Praxis, 9, 181–200. doi:10.1007/s10202-012-0111-8
Service robots on their way? First steps of an interdisciplinary technology assessment
2012. Poiesis and Praxis, 9, 177–180. doi:10.1007/s10202-012-0112-7
Roboter. Autonome Agenten, Kooperatoren, Companions
2012. Ahrtalgespräch: Der Roboter - dein Freund und Helfer?, Bad Neuenahr, 6. November 2012
Inter- and transdisciplinary research. Often mentioned and rarely done?
2012. China-Europe Workshop on Multidisciplinary Research, Beijing, China, September 6-7, 2012
Servicerobotik in ITAS und auf der Agenda der TA
2012. Workshop ’Technische Assistenzsysteme in Pflegearrangements’, Karlsruhe, 27.-28.September 2012
Can robots replace humans?
2012. Japanese-German Workshop in Robot Anthropology, Bielefeld, August 3, 2012
Menschliche Pflege im Alter. ’Roboter für alle’?
2012. Workshop ’Assistive Technologien im Alter - Chancen und Risiken, St.Pölten, A, 24.Mai 2012
Serviceroboter in medizinischen Anwendungen. Eine interdisziplinäre Problemstellung
2011. Fallstudien zur Ethik in Wissenschaft, Wirtschaft, Technik und Gesellschaft. Hrsg.: M. Maring, 249–255, KIT Scientific Publishing
Service-Roboter im Blick der Technikfolgenabschätzung
2011. Technikfolgenabschätzung, Theorie und Praxis, 20 (2), 76–79
Service robotics: do you know your new companion? Framing an interdisciplinary technology assessment
2011. Poiesis & praxis, 8 (1), 25–44. doi:10.1007/s10202-011-0098-6
Making perfect life? Technology assessments on autonomous systems
2011. Evolutionary Robotics, Organic Computing and Adaptive Ambience : Epistemological and Ethical Implications of Technomorphic Descriptions of Technologies, Karlsruhe, October 20-22, 2011
e-health and ambient assisted living/working: A reflection
2011. 2nd Sino-German Advanced Workshop on Wearable Computing, October 23-26, 2011, 2nd Sino-German Advanced Workshop on Wearable Computing (2011), Bremen, Deutschland, 24. Oktober 2011
Technikfolgenabschätzung der (humanoiden) Robotik. Multidisziplinäre Fragenstellungen
2011. Humanoide Roboter - Maschinen für Menschen? : Wie humanoide Roboter die Welt verändern, Karlsruhe, 7.Juli 2011
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Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
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