Arbeitswelt von morgen: Visionen für digitale Transformation

Wie können Belegschaften digitale Innovationen nutzen, um Betriebe demokratischer zu machen? Und was können sie dabei von Genossenschaften lernen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das ITAS künftig im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung.
Illustration zu digitaler Transformation. Menschen mit Laptops, Taschenrechnern und anderem.
Visionäre Ansätze für die Weiterentwicklung von klassischer betrieblicher Mitbestimmung zu nutzen, ist das Ziel des neuen ITAS-Projekts. (Bild: Shutterstock)

Algorithmen dirigieren Fahrerinnen und Fahrer von Lieferdiensten durch Innenstädte, Logistikzentren takten jeden Handgriff ihrer Mitarbeitenden. Digitale Technologien, oft in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz, prägen zunehmend die heutige Arbeitswelt. Die Geschwindigkeit und der Umfang, mit denen sie sich verändert, stellen die Belegschaften von Betrieben vor große Herausforderungen.

„Mitarbeitende und Gewerkschaften sind diesen Entwicklungen alles andere als ausgeliefert. Sie können den Herausforderungen der Digitalisierung begegnen und ihre Handlungsfähigkeit steigern, indem sie eigene Gestaltungskompetenzen aufbauen und dies in betriebliche Innovationsprozesse einspeisen“, ist Linda Nierling, Leiterin der ITAS-Forschungsgruppe „Digitale Technologien und gesellschaftlicher Wandel“, überzeugt.

Untersuchung „Alternativer Innovationsregime“

In einem neuen, von der Hans-Böckler-Stiftung bis 2024 geförderten Projekt beschäftigt sich Linda Nierling zusammen mit ITAS-Wissenschaftler Philipp Frey mit der Weiterentwicklung gewerkschaftlicher Praxis. Die beiden Forschenden untersuchen zunächst, wie die Einführung neuer Technologien in demokratischen Unternehmen wie Genossenschaften organisiert wird: was unterscheidet das Innovationsregime in frisch gegründeten Plattform-Genossenschaften von den Plattform-Konzernen, die auf algorithmisches Management setzen? Und welches Innovations-Ökosystem hat die seit vielen Jahrzehnten extrem erfolgreiche Mondrágon-Genossenschaft im Baskenland ausgebildet? Wie verändert sich Technikgestaltung, wenn die Beschäftigten selbst bestimmten dürfen?

In einem zweiten Schritt wollen die Forschenden herausfinden, wie es gelingen kann, diese visionären Ansätze auch für die Weiterentwicklung von klassischer betrieblicher Mitbestimmung zu nutzen. „Wir wollen wissen, wo Belegschaften schon heute Visionen zur besseren Partizipation und für die Demokratisierung in ihren Betrieben entwickeln und leben“, so Philipp Frey. Dafür identifiziere man gemeinsam mit Akteuren aus Betrieben und Gewerkschaften „Best cases“ der digitalen Technikgestaltung, also Anwendungsfälle, bei denen digitale Technologien schon heute in deutschen Unternehmen unter Beteiligungen von Betriebsräten und Belegschaften mitbestimmt entwickelt und eingesetzt werden.

Zum Abschluss des Projekts wollen die Forschenden einen Handlungsleitfaden erarbeiten. Dieser soll Betriebe, Belegschaften und Gewerkschaften dabei unterstützen, visionäre Strategie umzusetzen.

Das Projekt ist Teil des Forschungsverbundes „Digitale Transformation” der Hans-Böckler-Stiftung und am ITAS bei der Forschungsgruppe „Digitale Technologien und gesellschaftlicher Wandel” angesiedelt. (11.02.2022)

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