Einstellungen zu Big-Data-Anwendungen

Forschende aus dem Projekt ABIDA haben eine bundesweite Umfrage zum praktischen Einsatz von Big Data durchgeführt. Ein Ergebnis: Unabhängig von demografischen Faktoren oder persönlichen Werten lehnen die meisten automatisierte Entscheidungen ab.
Studie Attitudes towards big data practices and the institutional framework of privacy and data protection

Wie denken die Menschen darüber, wenn sich der Einsatz von Big Data unmittelbar auf ihr persönliches Leben auswirkt? Um das herauszufinden, haben Carsten Orwat (ITAS/KIT) und Andrea Schankin (TECO/KIT) im Rahmen des Projekts ABIDA (Assessing Big Data) über 1300 Personen mit vier Szenarien zu Big-Data-Anwendungen konfrontiert: Diskriminierung im Einzelhandel, Bewertung der Kreditwürdigkeit, Differenzierungen in der Krankenversicherung und Differenzierungen in der Beschäftigung. Die Meinungen zu den verschiedenen Szenarien wurden in Beziehung gesetzt zu demografischen Merkmalen, persönlichen Wertorientierungen, Computer- und Internetwissen und allgemeinen Einstellungen zum Thema Privatsphäre und Datenschutz.

Eines der wichtigsten Ergebnisse: Der erwartete persönliche Nutzen von Big Data-basierter Differenzierung und Personalisierung (z. B. niedrigere Preise im Einzelhandel oder günstigere Versicherungstarife) wiegt geringer als der Verdacht, dass die Unternehmen nur darauf aus wären, ihre Gewinne zu steigern. Aus diesem Grund votierten die Befragten für einfache Kontrollmöglichkeiten und Regulierung durch den Staat. Darüber hinaus wurden einige der Merkmale von Big-Data-Anwendungen, wie die Nutzung von Daten aus dem Internet (z. B. von den Websites sozialer Netzwerke), die automatisierte Entscheidungsfindung durch Computer und der Verkauf von Daten an andere Unternehmen, eindeutig abgelehnt, unabhängig von demografischen Merkmalen oder persönlichen Werten.

Herausforderung für den institutionellen Rahmen des Datenschutzes

Des Weiteren bestätigt die Studie frühere empirische Befunde, dass Big Data den aktuellen institutionellen Rahmen für Privatsphäre und Datenschutz in Deutschland und Europa infrage stellt. Beispielsweise gaben die meisten Befragten an, dass sie die Datenschutzrichtlinien nur selten lesen und noch weniger verstehen. Weder kennt noch nutzt die Mehrheit der Bevölkerung ihre Rechte, bestimmte personenbezogene Daten zu korrigieren oder zu löschen und Informationen über ihre Verarbeitung anzufordern. Nach Ansicht der Forschenden steht dies im Widerspruch zu den Zielen des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung, die freie Entfaltung der Persönlichkeit und freie Meinungsäußerung in Informationskontexten zu gewährleisten. (30.01.2019)

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