Bewertung kultureller Ökosystemleistungen von städtischen und stadtnahen Wäldern zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit sozial-ökologischer Transformationen in Richtung Nachhaltigkeit - Partizipative Raumsystemansätze in zwei indonesischen Städten

Projektbeschreibung

Angesichts der zunehmenden Entwicklungsherausforderungen und klimabedingten Risiken stehen Stadtverwaltungen vor der Herausforderung, die Resilienz der Städte zu erhöhen. Durch die rasche Verstädterung, die intensive Energienutzung und den Abbau natürlicher Ressourcen entstehen immer mehr Treibhausgasemissionen, die die Erwärmung weiter beschleunigen und die Städte anfällig für Naturgefahren und extreme Wetterereignisse machen. Die Ökosysteme und die Luftqualität der Städte sind dadurch unter Druck geraten. Die Situation hat sich durch die COVID-19-Pandemie noch verschärft, die das Wohlbefinden der Bevölkerung beeinträchtigt und das Wirtschaftswachstum verlangsamt hat.

Die Vermittlung eines systemischen Verständnisses, wie Gesellschaft und Ökosysteme interagieren, kann ein wichtiges Instrument sein, um Stadtverwaltungen und politische Entscheidungsträger bei der Planung geeigneter Anpassungsmaßnahmen an diese Störungen zu unterstützen. Wissen über die komplexen Verbindungen zwischen den Systemen, nichtlineare Rückkopplungen und die skalenübergreifende Dynamik, die ihren Interaktionen zugrunde liegen, ermöglicht es politischen Entscheidungsträgern, die Widerstandsfähigkeit der sozial-ökologischen Systeme einer Stadt zu bewerten und zu verbessern. Dies gilt insbesondere für die Koproduktion von Leistungen natürlicher Ökosysteme, die der Gesellschaft zugutekommen.

Städtische und stadtnahe Wälder (urban and peri-urban forests, UPFs) als städtische Ökosysteme erbringen wichtige kulturelle Leistungen: Sie bieten Raum für Freizeitaktivitäten, spirituelle und ästhetische Erfahrungen sowie kognitive Entwicklung und tragen so entscheidend zum körperlichen und geistigen Wohlbefinden der Stadtbevölkerung bei. Aufgrund ihrer immateriellen Natur wird der Wert der kulturellen Leistungen der UPFs oft unterschätzt. Dies spiegelt sich in einer ungleichen Verteilung des Zugang zu und der Nutzung von UPFs wider, was die Ungleichheit im Bereich Gesundheit und Wohlbefinden weiter verstärkt. Das betrifft insbesondere die Armen, deren Bedarf an kulturellen Leistungen im Rahmen der Governance von Ökosystemleistungen oft vernachlässigt wird. Auch in der Literatur zur Umweltgerechtigkeit, die sich mit Fragen der Gleichberechtigung befasst, wird meist die Bedeutung der Verteilungsgerechtigkeit (Suffizientarismus) oder der Gleichheit (Egalitarismus) hervorgehoben, da arme Menschen am stärksten von einer Vernachlässigung ihrer Bedürfnisse betroffen sind und häufig kulturell ausgegrenzt werden. Dies zeigt sich vor allem in Großstädten der Entwicklungsländer, die innerhalb eines kurzen Zeitraums ein deutlich schnelleres Wachstum verzeichnen als Großstädte in entwickelten Ländern.

In dieser Dissertation soll daher anhand von Fallstudien in den beiden indonesischen Städten Jakarta und Bandung untersucht werden, wie die Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und UPFs, insbesondere mit Blick auf die Generierung kultureller Ökosystemleistungen, dazu beitragen können, die sozial-ökologische Resilienz von Städten zu verbessern. In erster Linie unter Verwendung von Modellen der Raum- und Systemdynamik werden kulturelle Dienstleistungen bewertet und kartiert, treibende Faktoren für politische Maßnahmen zur Förderung einer gerechteren Verteilung des kulturellen Nutzens der UPFs identifiziert und alternative Entwicklungsszenarien simuliert, die zu einer größeren Resilienz sowohl der Gesellschaft als auch der Ökosysteme führen.

Administrative Daten

Referent: Prof. Dr. Armin Grunwald
Koreferent: Dr. rer. nat. Somidh Saha
Doktoranden bei ITAS: siehe Promovieren am ITAS

Kontakt

Irvanu Rahman, M.P.A.
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
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