Lernen aus der Geschichte? (Technik-) Geschichte für Technikfolgenabschätzung am Beispiel automobiler Assistenzsysteme

  • Projektteam:

    Zimmer-Merkle, Silke (Dissertation)

  • Starttermin:

    2013

  • Endtermin:

    2016

  • Forschungsgruppe:

    Innovationsprozesse und Technikfolgen

Projektbeschreibung

Technikfolgenabschätzung (TA) und Technikgeschichte (TG) sind beide technikreflektierende Wissenschaften. Auch wenn sie vielfach die gleichen Gegenstände betrachten, arbeiten sie jedoch weitestgehend ohne Bezug zueinander. So geht die TA in ihren Studien oft ahistorisch vor, indem sie nur auf Daten der jüngsten Vergangenheit zurückgreift und damit einen Teil des ihr zu Verfügung stehenden Wissens ausblendet. Die TG ihrerseits übersieht fast gänzlich mögliche Verbindungen, Schnittstellen oder gar Überschneidungen zwischen ihr und der TA. Über diese Beziehung ist bislang von beiden Seiten wenig nachgedacht worden. Personelle Überschneidungen finden sich kaum bis überhaupt nicht. Am ehesten lassen sich noch die Wissenschaftler der STS, der ‚Science and Technology Studies‘, die bewusst unter anderem mit historischen Daten arbeiten, als Bindeglied zwischen den beiden Disziplinen verstehen – werden ihre Arbeiten doch von beiden Seiten rezipiert. Dass allerdings TA und TG füreinander gewinnbringend sein können, wird zu zeigen sein. Das damit verbundene Erkenntnisinteresse führt zu einer Untersuchung, ob und wie es möglich ist, TG für TA fruchtbar zu machen und ob dieser Ansatz umgekehrt auch zugunsten der TG trägt.

Damit verbunden sind zunächst erkenntnistheoretische Fragestellungen: Welche Anknüpfungspunkte gibt es bereits zwischen den beiden Disziplinen? Auf welche gemeinsamen Begrifflichkeiten kann ggf. zurückgegriffen werden? An welchen Stellen muss unter Umständen zum gegenseitigen Verständnis nachgeholfen werden? Was, welche Aspekte, sind an einer Technikgeschichte interessant für die TA? Wie müssten Fragestellungen einer historischen Arbeit aussehen, damit deren Ergebnisse auch für die TA relevant werden? Ist ein Lernen aus der Geschichte solcher Gestalt überhaupt möglich? Welche neuen Perspektiven eröffnen sich in der Zusammenarbeit mit der TA für die TG? Für die Klärung dieser Fragen werden Konzepte der TA, der Geschichtswissenschaft und ihrer (oft gemeinsamen) Nachbardisziplinen zu untersuchen sein, wie zum Beispiel der Soziologie oder der bereits oben erwähnten STS.

Die theoretischen Überlegungen zur Beziehung von TA und TG sollen ergänzt werden durch eine technikhistorische Fallstudie mit direktem Bezug zu TA-Fragen, die noch zu erstellen ist. An dieser soll erprobt werden, wie eine Zusammenarbeit von TA und TG im konkreten Falle aussehen kann. Die Fallstudie selbst wird eine geschichtswissenschaftliche Abhandlung sein, die die Geschichte der automobilen Assistenzsysteme darlegt und in der Tradition neuer kultur- und mentalitätsgeschichtlicher Ansätze steht. Assistenzsysteme sind für die TA insbesondere durch ihren Bezug zum dort aktuell diskutierten ‚Autonomen Fahren‘ relevant. Bislang beschäftigten sich die wenigen fachhistorischen Arbeiten zur Geschichte des Automobils nur am Rande mit Assistenzsystemen. So wird die Fallstudie einen Beitrag zur Erhellung der Geschichte des Automobils leisten.

Administrative Daten

Referent: Prof. Dr. Armin Grunwald (ITAS)
Koreferent: Prof. Dr. Kurt Möser (Institut für Geschichte, KIT)
Doktoranden bei ITAS: siehe Promovieren am ITAS

Kontakt

Silke Zimmer-Merkle
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Postfach 3640
76021 Karlsruhe