Konkrete Utopien einer offenen Technologie. Die Praktiken und Zukünfte des Open Design

Projektbeschreibung

„The future is open source everything.“ Mit diesem Zitat nahm der Gründer des Linux-Projektes, Linus Torvalds, Entwicklungen der letzten Jahre vorweg. In einem horrenden Tempo diffundieren Open Source Praktiken, die ursprünglich aus der Softwareentwicklung stammen, zusammen mit ihren normativen Inhalten in viele Bereiche der Gesellschaft; Wikipedia, Open Access oder Open Design basieren hierauf.

In meinem Promotionsprojekt betrachte ich die Sphäre des Open Design in welcher mit Open Source Praktiken experimentiert wird, um die offene und kooperative Gestaltung und Nutzung materieller Objekte durchzusetzen. Mit der Transformation von Open Source Praktiken in der Einbeziehung der physischen Dinge, entstehen in Open Design neue Formen des Wissens und der Objekte, v. a. in Abgrenzung zu dominanten industriellen Regimen des Wissens und der Technik.

Entsprechend verstehe ich die Praktiken des Open Design als „Re-Design“ (Latour) der Relationen zwischen Menschen, Wissen und Objekten. Dieses Re-Design beinhaltet nicht nur Artefakte (sehr prominent etwa 3D-Drucker), sondern auch neue Räume des Wissens (etwa Fab Labs oder Hackerspaces) und Ansprüche an Subjekte („Maker“ statt KonsumentIn zu sein). Im Forschungsprojekt verorte ich Open Design als Teil eines breiteren gesellschaftlichen Projektes des Open Source, welches Zukunftsvisionen und Ziele mit den eigenen Praktiken verbindet. Das die Zukunft „open source everything“ bzw. Open Source vieler materieller Artefakte sein könnte, steckt als Vision in vielen Praktiken des Open Design. Dieses „Noch-Nicht“ verstehe ich als Teil der sozialen Konstruktion der Sphäre und analysiere Open Design daher als gegenwärtige Form von „konkreter Utopie“ (Bloch).

Teil von Open Design und auch seiner Zukunftsvisionen ist die – nicht nur, aber insbesondere durch das Internet – ermöglichte potenzielle Globalität der Praktiken. In ihren Praktiken vernetzten sich manche Open Design Gemeinschaften über Nationen- und Kulturgrenzen hinweg. Dabei produzieren sie vermittelt über Objekte Wissen, das hochgradig mobil ist. Entsprechend gestaltet sich mein empirischer Zugang zu Open Design über die Nachverfolgung der Mobilität und Zirkulation von Objekten und Zukunftsvisionen. Hierbei soll herausgestellt werden, inwiefern Objekte und Visionen konstitutiv für die Sphäre des Open Design sind. Zusammen mit ihnen bilden sich in Open Design Formen der Technikgestaltung und -nutzung heraus, die in starkem Kontrast zu den dominanten Formen der Technikentwicklung stehen.

Die Arbeit setzt sich zum Ziel, zu verstehen, welche Ziele und Visionen in Open Design vorangebracht werden und in welchem Zusammenhang diese mit einem breiteren gesellschaftlichen Projekt des Open Source stehen. Dabei soll rekonstruiert werden, welche neuen Formen des Wissens und der Objekte durch Open Design produziert werden. Mit der Entstehung von Open Design ist nicht zugleich gesagt, dass die Zukunft „open source everything“ sein wird, aber es treten neue Möglichkeiten in Erscheinung, die dazu beitragen, dass sie es sein kann.

Administrative Daten

Referent: Prof. Dr. Sabine Maasen
Koreferent: PD Dr. Andreas Lösch
Doktoranden bei ITAS: siehe Promovieren am ITAS

Kontakt

Dr. rer. soc. Christoph Schneider
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Postfach 3640
76021 Karlsruhe