reFuels – Kraftstoffe neu denken
- Projektteam:
Scheer, Dirk (Projektleitung); Manuel Andresh, Martina Haase, Lisa Schmieder, Andreas Patyk
- Förderung:
Landesregierung Baden-Württemberg
- Starttermin:
2019
- Endtermin:
2022
- Projektpartner:
AUDI AG, Caterpillar Energy Solutions GmbH (MWM), Daimler AG, Eberspächer GmbH & Co. KG, EnBW AG, Freudenberg Sealing Technologies GmbH & Co. KG, Ineratec GmbH, Institut für Industriebetriebslehre und Industrielle Produktion (IIP), Institut für Katalyseforschung und -technologie (IKFT), Institut für Kolbenmaschinen (IFKM), Institut für Mikroverfahrenstechnik (IMVT), KS Kolbenschmidt GmbH, Mahle GmbH, Mann + Hummel GmbH, Mineralölraffinerie Oberrhein GmbH & Co. KG (MiRO), Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, Robert Bosch GmbH, Rolls-Royce Powersystems AG (MTU).
Der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) und der Verband „Zukunft Erdgas“ sind assoziierte Mitglieder. - Forschungsgruppe:
Projektbeschreibung
Der von fossilen Kraftstoffen angetriebene Personen- und Güterverkehr trägt durch den Ausstoß von CO2 wesentlich zum Klimawandel bei. Die überwiegend verwendeten Otto- und Dieselkraftstoffe lassen sich allerdings auch regenerativ – als sogenannte „reFuels“ – aus nicht-fossilen Kohlenstoffquellen wie biogenen Reststoffen in Kombination mit der direkten Umwandlung von CO2 und erneuerbarem Wasserstoff herstellen und können so helfen, das Weltklima zu schützen.
Das zweijährige Projekt „reFuels – Kraftstoffe neu denken“ mit Partnern aus der Wissenschaft und Wirtschaft untersucht und demonstriert die Umsetzbarkeit sowie Chancen und Risiken regenerativer Kraftstoffe im Alltag unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit von den Rohstoffen über die Synthese bis hin zur Nutzung. Dabei werden Verfahren betrachtet, mit denen Otto- und Dieselkraftstoffe aus nachhaltig zugänglichen Rohstoffen wie etwa Pflanzenteilen auch in großem Maßstab produziert werden können, betrachtet. Untersucht wird außerdem, wie sich die regenerativen Kraftstoffe auf den Schadstoffausstoß der bestehenden Flotte und auf die Funktion der Fahrzeuge sowie einzelner Komponenten auswirken.
ITAS wirkt gemeinsam mit Partnern im Projekt am sogenannten Cluster C „Technologiepartnerschaft reFuels“ mit und ist mit folgenden Forschungsaktivitäten beteiligt:
- Systemanalyse: Im Bereich der Systemanalyse wird die Kraftstoffroute auf der Basis von aktuellen Studien im Kontext möglicher Energieszenarien analysiert. Dabei sollen unter anderem die Potenziale und Hemmnisse der Kraftstoffroute sowie die Umsetzungsbedingungen und Lenkungsinstrumente – insbesondere verkehrspolitische Instrumente zur Förderung der Kraftstoffroute – identifiziert werden. Dabei werden im Rahmen einer vergleichenden Betrachtung zum einen die Chancen und Grenzen der reFuelsKraftstoffroute herausgearbeitet; zum anderen dient die systemanalytische Abschätzung als wichtiger Input für die Einbeziehung der Zivilgesellschaft im Rahmen der Stakeholder-Beteiligung.
- Nachhaltigkeitsbewertung: Die Nachhaltigkeitsbewertung der reFuelsProzessketten erfolgt auf Grundlage eines etablierten Konzeptes, gemäß dessen drei Dimensionen bzw. Säulen der Nachhaltigkeit unterschieden werden: Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Nachhaltigkeitsbewertung umfasst sowohl die Ebene der Prozessketten einzelner Technologien als auch die Rückwirkungen auf die Energie- und Verkehrssystemebene. Die Prozessketten werden dabei insbesondere für die Säulen Umwelt und Wirtschaft nach dem Lebenszyklus-Ansatz analysiert (d.h. unter Berücksichtigung möglichst aller den Hauptprozessen Kraftstofferzeugung und -nutzung vorgelagerten und Folgeprozessen). Die Umweltbewertung erfolgt mit dem Instrument des Life Cycle Assessment (quasi eine "techno-ökologische" Bewertung). Soziale Aspekte werden, soweit nach Methodenstand möglich, entsprechend behandelt. Wesentliche Ergebnisse der techno-ökonomischen Bewertung sind die für potenzielle Investoren und für die beteiligten Industrieunternehmen relevanten Komponenten-differenzierten Investitions- und Betriebskosten. Hauptergebnisse der Umweltbewertung und von besonderer Bedeutung für die allgemeine Öffentlichkeit sind die Umweltentlastungspotenziale der reFuels-Konzepte im Vergleich zu anderen etablierten und innovativen Kraftstoff- und Antriebskonzepten.
- reFuels und Zivilgesellschaft: Die Transformation des Energie- und Verkehrssystems in Richtung Klimaschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der alle relevanten Gruppen und Stakeholder einen Beitrag zu leisten haben. Um eventuelle Akzeptanzkonflikte frühzeitig zu erkennen und entsprechende planerische, gestalterische, partizipative oder kommunikative Maßnahmen zu ergreifen, werden die Positionen ausgewählter wichtiger Stakeholder aus dem Bereich Wirtschaft, Wissenschaft und Politik eruiert. Auf dieser Basis werden Experten-Workshops als Fachdiskurse durchgeführt, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Einschätzungen zur Kraftstoffroute zu analysieren. Dies kann als Orientierung für die Entwicklung einer allgemein akzeptierten Strategie zum gesellschaftlichen Umstieg von konventionellen Kraftstoffen auf reFuels dienen.
Publikationen
Stakeholder Discourse on Synthetic Fuels: A Positioning and Narrative Analysis
2023. Fuels, 4 (3), 264–278. doi:10.3390/fuels4030017
Ergebnisbericht reFuels – Kraftstoffe neu denken
2023. (O. Toedter, Hrsg.), Karlsruher Institut für Technologie (KIT). doi:10.5445/IR/1000159935
Gesellschaftliche Akzeptanzfragen bei der Umsetzung von Wasserstofftechnologien
2022. Mit Wasserstoff zur Klimaneutralität – von der Forschung in die Anwendung. Beiträge zur FVEE-Jahrestagung 2021, 38–41, ForschungsVerbund Erneuerbare Energien (FVEE)
Refueling the Future? Perspectives of German stakeholder positioning towards renewable fuels
2021. 13th International Colloquium Fuels. Ed.: N. Schubert. Heft 1, 15–22, expert-Verlag
Ökobilanzen im Projekt reFuels – Kraftstoffe neu denken
2021. Karlsruher Institut für Technologie (KIT). doi:10.5445/IR/1000141494
reFuels im Stakeholder-Diskurs: Eine Positionsanalyse von Verbänden aus Wirtschaft, Umwelt und Zivilgesellschaft
2021. Karlsruher Institut für Technologie (KIT). doi:10.5445/IR/1000128394
Gesellschaftliche Implikationen von regenerativen Kraftstoffen im Expertendiskurs
2021. Karlsruher Institut für Technologie (KIT). doi:10.5445/IR/1000128396
Regenerative Kraftstoffe im System betrachtet: zur Rolle von reFuels in Energiesystemanalysen
2021. Karlsruher Institut für Technologie (KIT). doi:10.5445/IR/1000128395
Die Verkehrswende: Technische Innovationen im Dickicht sozio-technischer Herausforderungen“
2021. technik.kontrovers „E-Auto oder E-Fuel – was treibt uns in Zukunft an?“ (2021), Online, 28. Juli 2021
reFuels: synthetische Kraftstoffe als Beitrag für eine Verkehrswende
2021. Wissenschaftsfestival Karlsruhe EFFEKTE im Mai: Energiesystem der Zukunft (2021), Online, 18. Mai 2021
Synthetic fuels at the doorstep? German stakeholder positioning and narratives towards efuels
2020. 24th 24th REFORM Group Meeting "How to reach Carbon Neutrality/Climate Neutrality?" (2020), Raitenhaslach, Deutschland, 24.–28. August 2020
Narratives in the future discourse on synthetic fuels – a stakeholder-focused content analysis
2020. EU-SPRI Conference: Session "Forward-Looking Activities and STI Policies” (2020), Online, 5. Juni 2020
Die Energiewende – Eine soziotechnische Herausforderung
2020. Energy System for the Future – Innovative Lösungen für die Energiewende. Thementag des KIT-Business-Clubs (2020), Online, 26. November 2020
Integrating power-to-gas in the biogas value chain: analysis of stakeholder perception and risk governance requirements
2019. Energy, Sustainability and Society, 9 (1), Article: 38. doi:10.1186/s13705-019-0220-5
Sector coupling established by the technology partnership reFuels - rethinking fuels
2019. 12. International Colloquium Fuels, Esslingen, 25 - 26 Juni 2019, 5–10, Technische Akademie Esslingen (TAE)
Futuring sector coupling: Conceptualizing pathways by scientific disciplines
2019. 4. Internationale TA-Konferenz (2019), Bratislava, Slowakei, 4.–6. November 2019
Good Governance der Bioökonomie: politische, marktliche und gesellschaftliche Herausforderungen
2019. Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie Baden-Württemberg, Sitzung des Arbeitskreises 4: Vernetzung und Kommunikation (2019), Stuttgart, Deutschland, 19. Februar 2019
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