Ansätze und Methoden des Nuclear Cultural Heritage und ihre Anwendbarkeit im Kontext des Standortauswahlverfahrens (NuCultAge)

Projektbeschreibung

Das Projekt NuCultAge widmet sich der Frage, wie ein nukleares kulturelles Erbe (auch Nuclear Cultural Heritage) zum Erhalt des Wissens über die Risikotechnologie Kernenergie und zur Sicherheit der Endlagerung radioaktiver Abfälle beitragen kann. Hierbei wird auch der Frage nachgegangen, wie dieses nukleare Erbe ausgestaltet sein könnte, um nach dem Rückbau der kerntechnischen Anlagen für zukünftige Generationen in Erinnerung bzw. verfügbar zu sein. Ein solches Kulturerbe umfasst sowohl materielle Objekte als auch immaterielle Praktiken. Materielle Objekte wie Artefakte können bspw. Museumsausstellungen, rückgebaute Atomkraftwerke, Landschaften des Uranabbaus oder auch Archive sein. Zum Begriff der immateriellen Praktiken gibt es in der einschlägigen Fachliteratur unterschiedliche Verständnisse. Ein Beispiel für immaterielle Praktiken sind die Erinnerungen an die Anti-AKW-Proteste in den 1960er/70er Jahren sowie die Proteste um Gorleben, die sich zugleich in materiellen Artefakten manifestiert haben.

Ein Ziel des Projektes ist, zunächst die unterschiedlichen konzeptionellen Ansätze zu Nuclear Cultural Heritage hinsichtlich deren Charakteristika zu analysieren und Gemeinsamkeiten, Unterschiede und deren Anwendbarkeit in Bezug auf den deutschen Entsorgungskontext aufzuzeigen. Ein weiteres Ziel ist die Analyse, inwiefern in Deutschland schon ein nukleares kulturelles Erbe existiert bzw. welche Anforderungen und Rahmenbedingungen erfüllt sein müssten, um ein solches zu etablieren.

Daher werden in dem Projekt sowohl internationale Konzepte und Beispiele aufgearbeitet als auch die schon bestehenden Objekte eines nuklearen Erbes in Deutschland kartiert sowie nukleare Identitäten und Erinnerungskulturen erfasst und in Bezug zueinander gesetzt. Die Analyse des deutschen nuklearen Erbes erfolgt an drei ausgewählten Fallbeispielen.

Drei leitende Forschungsfragen werden in diesem Projekt adressiert:

  • Wie kann ein deutsches nukleares kulturelles Erbe einen Beitrag zur Sicherheit bei der nuklearen Entsorgung leisten?
  • Welche Rolle spielen die deutschen nationalen, regionalen und lokalen nuklearen Kulturen und Identitäten sowie Erinnerungskulturen und wie kann vor diesem Hintergrund ein deutsches nukleares kulturelles Erbe beschaffen sein?
  • Wo, wie und von wem wird in Deutschland bereits ein nukleares kulturelles Erbe umgesetzt?

Das Forschungsprojekt verbindet folglich die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Thema Nuclear Cultural Heritage mit konkreten, zukünftigen Herausforderungen der nuklearen Entsorgung in Deutschland. Es leistet somit einen wissenschaftlichen Beitrag zur Schaffung und Beständigkeit des deutschen nuklearen Gedächtnisses. Dieses Gedächtnis soll zu einem langfristig verantwortungsvollen Umgang mit der risikobehafteten Atomenergieerzeugung sowie deren radioaktiven Hinterlassenschaften beitragen.

Das ITAS erarbeitet konzeptionelle Ansätze zum besseren Verständnis des Zusammenhangs von Long-term Governance und nuklearem kulturellem Erbe und unterstützt damit das Öko-Institut e.V. insbesondere in der Anfangs- und Schlussphase des Projekts.

Kontakt

Dr. Sophie Kuppler
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Postfach 3640
76021 Karlsruhe

Tel.: 0721 608-28007
E-Mail