Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit in der Energie- und Mobilitätswende – Ethische Bewertung und Berücksichtigung sozialer Auswirkungen bei der Analyse von Batterierohstoffkreisläufen
- Projektteam:
Riegler, Rhea (Dissertation)
- Förderung:
Klima, Ressourcen und Circular Economy – Wechselbeziehungen, Synergien und Tradeoffs (KLIREC)
- Starttermin:
2025
- Endtermin:
2028
- Forschungsgruppe:
Philosophie der Technik, Technikfolgenabschätzung und Wissenschaft sowie Forschung für nachhaltige Energietechnologien
Projektbeschreibung
Durch den Klimawandel sind wir gezwungen, Emissionen zu reduzieren und von fossilen Brennstoffen auf nachhaltige Energiequellen umzusteigen – ein Vorhaben, das als Energiewende bekannt ist. Im Zuge dieser Transformation steigt die Nachfrage nach Rohstoffen wie Kobalt, Nickel, Lithium, aber auch natürlichem Graphit, Aluminium und Kupfer, die für die Herstellung aktueller Energiespeichertechnologien wie Batterien benötigt werden. Daher müssen wir die ethischen Konsequenzen der Praktiken im Rohstoffabbau kritisch reflektieren.
Die Gewinnung dieser Materialien bringt neue Umweltprobleme mit sich, die wiederum soziale Probleme nach sich ziehen – etwa Konflikte mit lokalen Gemeinschaften über Landnutzung und den Zugang zu Ressourcen. Schwerwiegende soziale Herausforderungen, die im Zusammenhang mit dem Rohstoffabbau häufig diskutiert werden, betreffen Menschenrechtsverletzungen aufgrund von Arbeitsbedingungen (z. B. Kinder- und Zwangsarbeit) sowie Gesundheits- und Sicherheitsrisiken. Hinzu kommen kritische, oft weniger greifbare Probleme wie der Verlust des kulturellen Erbes und die Einbeziehung indigener Gemeinschaften.
In diesem Zusammenhang zielt das Social Life Cycle Assessment (S-LCA) darauf ab, negative und positive soziale sowie sozioökonomische Auswirkungen entlang der Lieferkette eines Produkts oder einer Dienstleistung zu bewerten. Obwohl S-LCA hauptsächlich von Ingenieur*innen entwickelt und angewendet wird, wirft die Methode grundlegende philosophische Fragen auf: Wie können soziale Auswirkungen gemessen und bewertet werden? Wie lassen sie sich erfassen, kategorisieren und in Ursache-Wirkungs-Beziehungen einordnen? Der Fokus liegt dabei auf der kritischen Betrachtung von Wirkungskategorien, Unterkategorien und Wirkungspfaden im Hinblick auf die Frage, was aus ethischer Perspektive in der S-LCA fehlt. Es wird daher untersucht, welche Auswirkungen berücksichtigt werden sollten und welche normativen Theorien zu deren Bestimmung herangezogen werden können.
Durch die Verschiebung der Fragestellung von einer empirisch-technischen Perspektive – was wird und was kann gemessen werden – hin zu einer politisch-normativen Perspektive – was sollte gemessen werden – öffnet sich die Debatte um ethisch relevante Auswirkungen des Rohstoffabbaus. Ziel dieser Dissertation ist es, die Lücke zwischen den breiteren Debatten über Energiegerechtigkeit und den formalen Methoden der Nachhaltigkeitsanalyse in den Ingenieurwissenschaften zu schließen.
Administrative Daten
| Referent: | Prof. Rafaela Hillerbrand, Dr. Marcel Weil |
| Korreferent: | Dr. Eike Düvel |
| Doktoranden bei ITAS: | siehe Promovieren am ITAS |
Kontakt
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
Postfach 3640
76021 Karlsruhe
Tel.: 0721 608-26488
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