Sprache und Argumente in der wissenschaftlichen Politikberatung

Was und wie schreiben Forschende, wenn sie die Politik beraten? Wie bleiben sie dabei wissenschaftlich, neutral und unabhängig? Ein neues Projekt untersucht die wissenschaftliche Politikberatung aus linguistischer und erkenntnistheoretischer Perspektive.
Deutscher Bundestag
Adressat Bundestag: Forschende untersuchen Sprache und Argumentation wissenschaftlicher Politikberatung. (Bild: Alana Harris / Unsplash)

Dass wissenschaftliche Politikberatung wissenschaftlich untersucht wird, ist nicht neu. Überraschenderweise gibt es bislang jedoch kaum Forschung, die sich mit ihrer Sprache und ihrer argumentativen Basis auseinandersetzt. Um diese Lücke zu schließen, stellt das ITAS in einem neuen von der DFG geförderten Projekt Texte als Produkte politikberatender Institutionen in den Fokus. Kooperationspartner ist das Fachgebiet für Germanistische Linguistik der Technischen Universität Darmstadt.

Wissenschaftliche Politikberatung in der Zwickmühle?

„In der Politikberatung haben wir es mit einer besonderen Art der wissenschaftlichen Veröffentlichung zu tun, bei der Wissenschaftler Gefahr laufen, in eine Zwickmühle zu geraten“, sagt Projekt- und ITAS-Leiter Armin Grunwald. Das Dilemma wissenschaftlicher Politikberatung sei, dass sie mit Inhalten und Darbietung gleichermaßen wissenschaftlich glaubwürdig und politisch wirksam sein müsse, so Grunwald. Schließlich seien in der Politikberatung nicht nur Analysen, sondern immer auch explizite Stellungnahmen oder Handlungsempfehlungen gefragt.

Beitrag zur Diskussion über die Verantwortung von Wissenschaft

Das Projekt untersucht Form, Inhalt und Funktion der Politikberatung am Beispiel von Texten zu den Themen „Bioenergie“ und „Wasser“ aus den letzten 20 Jahren. Der linguistische Zugang verfolgt dabei die Frage, wie sich die wissenschaftliche Begründung und Güte sprachlich an den Texten sozusagen „ablesen“ lassen.

Ferner geht es darum, herauszufinden, wie mit wissenschaftlichen Erkenntnissen in Bezug auf gesellschaftliche Herausforderungen umgegangen wird. Sprich, welche Argumente, Methoden und Verweise nutzt die Forschung, wenn sie ihre Erkenntnisse anderen zugänglich machen möchte?

Die Forschenden wollen sich mit ihrem interdisziplinären Ansatz in die Diskussion über die Verantwortung der Wissenschaft als unabhängige und demokratische Institution einbringen. Ihr Ziel ist es, dazu beizutragen, die öffentliche Verbreitung wissenschaftlicher Ergebnisse zu verbessern und gleichzeitig die wissenschaftliche Politikberatung weiterzuentwickeln. (05.08.2021)

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