Dissertation zu sozialem Kontext von Mobilität

In ihrem Promotionsprojekt am ITAS untersucht Maike Puhe, wie sich persönliche Netzwerke auf Mobilitätsentscheidungen auswirken. Ihre Ergebnisse sollen in ein am KIT entwickeltes agentenbasiertes Modell zur Verkehrsnachfrage einfließen.
Mobilitätsentscheidungen
Nicht nur technische, auch soziale Rahmenbedingungen sind maßgeblich für Mobilitätsentscheidungen. (Foto: David Marcu / Unsplash)
Mobilitätsnetzwerk
Beispiel für ein persönliches Mobilitätsnetzwerk.

Expertinnen und Experten betonen häufig das Potenzial von Digitalisierungsprozessen für eine nachhaltigere Gestaltung des Verkehrssystems. Im Blick haben sie dabei beispielsweise die effiziente Verbindung von Verkehrsmitteln (Multimodalität) oder computeroptimierte Routen von Sammeltaxis. Die Wirkungsabschätzung für derartige Innovationen bleibt jedoch oft stark techniklastig und wird damit den sozialen Aspekten von Mobilität nicht gerecht.

„Häufig wird übersehen, dass unsere mobilen Handlungsroutinen nicht immer rational begründet sind, sondern in einen sozialen Kontext eingebettet sind“, sagt ITAS-Wissenschaftlerin Maike Puhe. Ausgangspunkt ihres Promotionsprojekts ist, dass sich menschlicher Alltag in einem sozialen Netzwerk abspielt, das Beziehungen unterschiedlicher Intensität umfasst: Es besteht aus engen Freunden und Familienmitgliedern, aber auch aus dem jeweiligen Arbeitsplatz, Freizeitaktivitäten oder Einkaufsmöglichkeiten. Dies hat beispielsweise zur Folge, dass die Entscheidung für den Verzicht auf einen privaten PKW nicht nur davon abhängt, ob der ÖPNV einer Stadt günstige Tarife bietet, sondern auch davon, ob sich die Vielzahl an Beziehungen, die Menschen in ihrem Alltag pflegen, auch ohne Autobesitz aufrechterhalten lassen.

Individuelle Mobilität verstehen

„Berücksichtigt man dieses soziale Netzwerk, lassen sich individuelle Entscheidungen und deren Veränderbarkeit viel besser verstehen“, ist Maike Puhe überzeugt. Anhand von Befragungen in Karlsruhe will sie besser verstehen, wie junge Menschen mit und ohne Kinder ihre Netzwerke konfigurieren und in wie weit sie sich im Sinne nachhaltigerer Mobilitätslösungen verändern lassen.

Einfließen sollen die Ergebnisse schließlich in das am Institut für Verkehrswesen des KIT entwickelte Verkehrsmodell mobiTopp. Dieses erlaubt, Verkehrsnachfrage anhand einer Vielzahl von „Agenten“ im mikroskopischen Maßstab zu simulieren. Es ermöglicht die Simulation neuer Mobilitätskonzepte, wie der Elektromobilität oder Carsharing und gibt so Hinweise zur nachhaltigeren Gestaltung von Verkehrssystemen. MobiTopp wurde bereits auf die Region Stuttgart angewendet und wird aktuell für die Region Karlsruhe weiterentwickelt. (02.07.2019)

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