Neue Publikation: Computertechnik und Sterbekultur

Digitale Technologien verändern die Sterbekultur moderner Gesellschaften. Der von ITAS-Forschern mit herausgegebene Band untersucht diese Entwicklung aus interdisziplinärer Perspektive.

Sterbekultur ist ein komplexes Themenfeld, das Lebensverlängerung und Sterben, Todesarten und Feststellung des Todeszeitpunkts ebenso umfasst wie die kulturell geprägten Formen der Bestattung, der Erinnerung an Verstorbene sowie Jenseits- und Unsterblichkeitsvorstellungen. Der Einsatz von Technik in diesen Zusammenhängen nimmt zu.

Die in dem jetzt erschienenen Buch „Computertechnik und Sterbekultur“ vereinten Beiträge geben einen Einblick, wie das Sterben als Vollzugsmoment des Lebens und das Weiterleben nach dem Tod – zumindest in der Erinnerung und in den Medien – fortschreitend und tiefgreifend an den Einsatz von Techniken gebunden ist und dadurch verändert wird.

Die Vielfalt der dargebotenen Perspektiven aus Informatik, Philosophie, Kulturwissenschaft, Kunstgeschichte, Medienwissenschaft, Literaturwissenschaft, Religionswissenschaft, Soziologie, Technikfolgenabschätzung und Theologie macht die Produktivität einer interdisziplinären Thanatologie deutlich.

Die Technikfolgenabschätzung hat sich durchaus auch schon früher mit themenbezogenen Fragestellungen befasst, etwa in Projekten zur Telemedizin, Pflegerobotern, „human enhancement“, Cyborgs, Synthetischer Biologie und der Schaffung von künstlichem Leben sowie zum Internet als neuem Medium und Speicher unseres kulturellen Erbes. Gleichwohl lässt sich die Perspektive durch den Einbezug der Sterbekultur sinnvoll erweitern. Dies erlaubt nämlich, neben dem Modus des Fortschritts, der Steigerung des Lebens und der Lebensverlängerung, technische Entwicklungen und Innovationen explizit in Beziehung zu setzen zu Endlichkeit, Sterben, Tod, Trauer, Jenseitsvorstellungen, Erinnerung und Trost.

Die Herausgeber dieses Bandes, die dem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS), dem ZAK | Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft und Studium Generale sowie dem Institut für Philosophie des Karlsruher Instituts für Technologie angehören, hatten Ende 2010 einen Workshop zum Thema organisiert, dessen Frucht der vorliegende Sammelband ist. (14.01.2015)

Bibliographische Angaben

Böhle, K.; Berendes, J.; Gutmann, M.; Robertson-von Trotha, C.; Scherz, C. (Hrsg.)
Computertechnik und Sterbekultur (Hermeneutic und Anthropologie, Bd. 5), Münster: LIT 2014
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