TAB sucht Gutachter im Rahmen des TA-Projekts "Fortpflanzungsmedizin – Wissenschaftlich-technische Entwicklungen, Folgen und Rahmenbedingungen" [17.12.2009]

Es werden Gutachten zu folgen Themen gesucht:

  • Gutachten 1: Psychosoziale Aspekte der assistierten Reproduktion
  • Gutachten 2: Rechtliche Rahmenbedingungen für die Anwendung reproduktionsmedizinischer Interventionen

Hintergrund, zentrale Aspekte des Themas

Seit der Geburt des ersten »Retortenbabys« 1978 hat die Fortpflanzungsmedizin (auch: technisch assistierte Reproduktion) wesentliche Weiterentwicklungen erfahren. Sie umfasst heute die extrakorporale Befruchtung mit anschließendem Embryotransfer (In-vitro-Fertilisation, IVF), die intrazytoplasmatische Spermieninjektion in die Eizelle (ICSI) mit anschließendem Embryotransfer, die Kryokonservierung von Keimzellen, imprägnierten Eizellen und Embryonen sowie deren spätere Verwendung in der assistierten Reproduktion. War die Fortpflanzungsmedizin ursprünglich auf die Behandlung weiblicher, organisch bedingter Unfruchtbarkeit ausgerichtet, wurden und werden seither weitere spezifische Techniken entwickelt. Diese ermöglichen

  • eine Ausweitung der Indikationen (z.B. männliche Unfruchtbarkeit),
  • den Austausch der am Fortpflanzungsprozess beteiligten Personen (z.B. Eizell- und Samenspende, Leihmutterschaft),
  • die räumlich-zeitliche Entkopplung verschiedener Phasen des Fortpflanzungsvorgangs (z.B. Kryokonservierung) sowie
  • die (morphologische und genetische) Kontrolle der Fortpflanzungszellen bzw. des frühen Embryos (z.B. durch Spermienselektionsverfahren, Polkörperdiagnostik, Präimplantationsdiagnostik, Auswahl und Reduktion der Zahl der übertragenen Embryonen (sog. elektiver Single-Embryo-Transfer).

Zudem gibt es enge Bezüge zwischen Fortpflanzungsmedizin und der Gewinnung von und Forschung an menschlichen embryonalen Stammzellen sowie mit dem therapeutischen und reproduktiven Klonen, die auf Techniken der Fortpflanzungsmedizin aufbauen. Zu den Zielen der aktuellen Forschung gehört es, die Wirksamkeit der technisch assistierten Reproduktionsverfahren zu erhöhen – z.B. durch eine gezieltere Vorauswahl der übertragenen Embryonen – und die Risiken für Frauen und Kinder zu verringern – insbesondere durch eine Verringerung der Zahl der Mehrlingsschwangerschaften, die immer eine gesundheitliche Gefahr und oft auch eine psychosoziale Belastung darstellen.

Vor diesem Hintergrund wurde das TAB beauftragt, einen Überblick über den aktuellen Stand und die Perspektiven der technisch assistierten Reproduktionsmedizin zu geben und zu untersuchen, welche internationalen Erfahrungen mit den Folgen der Reproduktionsmedizin und den jeweiligen Rahmenbedingungen ihrer Anwendung vorliegen. Durch die Analyse der mit der Anwendung dieser Techniken vorliegenden Erfahrungen soll gezeigt werden, welches Wechselspiel zwischen den jeweiligen Rahmenbedingungen für die Anwendung der Reproduktionsmedizin und ihren Folgen besteht. Zudem werden nichttechnische, alternative Interventionen bei ungewollter Kinderlosigkeit vergleichend einbezogen. Aus diesen Analysen sollen Hinweise abgeleitet werden, ob und in welcher Weise der in Deutschland bestehende Rechtsrahmen sowie die Rahmenbedingungen der Anwendung weiterentwickelt werden können (s. Projektskizze).

Vom TAB schon intensiv analysiert werden die aktuellen Lösungsansätze zum Umgang mit unerfülltem Kinderwunsch, die durch die Reproduktionsmedizin bereitgestellt werden und auf die Herbeiführung einer Schwangerschaft und die Geburt eines Kindes abzielen. Dies betrifft – neben einer bibliometrischen Analyse der nationalen und internationalen Publikationsaktivitäten zur Reproduktionsmedizin - folgende Aspekte:

Art, Ursachen und Diagnostik von Fruchtbarkeitsstörungen; Reproduktionsmedizinische Ansätze und Verfahren zur Kinderwunschbehandlung; Anwendungen der assistierten Reproduktion in der klinischen Praxis; Wirksamkeit und Erfolgsraten reproduktionsmedizinischer Verfahren; gesundheitliche Belastungen und Risiken reproduktionsmedizinischer Verfahren bei Betroffenen; Rahmenbedingungen (und weitere Folgen) reproduktionsmedizinischer Verfahren.

Diese Themenbereiche sollen somit nicht im Rahmen der ausgeschriebenen Gutachten bearbeitet werden.

  • Näheres zur Leistungsbeschreibung sowie den Einreichungs- und Bearbeitungsfristen finden sie hier
  • Die Angebote zur Erstellung von Gutachten müssen bis zum 12. Januar 2010 beim TAB eingehen.