Die Zeitschrift "Technikfolgenabschätzung" Nr. 2, 2002, mit dem Schwerpunkt Genderforschung und Technikentwicklung, online verfügbar [26.07.2002]

Der Schwerpunkt des Heftes ist dem Thema "Genderforschung und Technikentwicklung" gewidmet, das auch in der Politik in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat. Nach einer Einführung in den Begriff "Gender" wird das Thema in insgesamt acht Beiträgen beleuchtet, von denen sich vier Beiträge mit den theoretisch-konzeptionellen Ansätzen der Genderforschung befassen, die weiteren vier mit konkreten Technikfeldern. Im ersten Beitrag wird zunächst die Technikdebatte im Rahmen der feministischen Theorie dargestellt (Bettina-Johanna Krings, ITAS). An Hand einer Fallstudie zur Vorgeschichte der "Allgemeinen Systemtheorie", die gegenwärtig zu den vorherrschenden epistemologischen Praktiken gehört, wird anschließend die "Historizität" dieses Erbes, und damit seine grundsätzliche Konversion durch den Ausweis alternativer Entwicklungsmöglichkeiten, aufgezeigt (Maria Osietzki, Universität Bochum). Peter Döge, Institut für anwendungsorientierte Innovations- und Zukunftsforschung (Berlin), verweist auf die kulturellen Leitbilder der Technikentwicklung, die gerade in Hinblick auf die reproduktiven Technologien wieder aufleben. Am Beispiel einer Gender Impact Analyse (GIA) des Programmteils "Environment and Sustainable Development" des 5. Forschungsrahmenprogramms der EU werden schließlich die gender-relevanten Faktoren der europäischen Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung identifiziert und die Voraussetzungen für eine stärkere Berücksichtigung der sozialen, gender-spezifischen Faktoren in der Forschung skizziert (Irmgard Schulz und Diana Hummel, Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt). Die Beiträge des zweiten Teils beziehen sich auf konkrete Technologiefelder: Ingrid Schneider, Universität Hamburg, beleuchtet das Thema in Hinblick auf Reproduktionstechnologien; Gabriele Winker, Fachhochschule Furtwangen, befasst sich mit "Informationstechnik und Geschlechterhierarchie", Meike Spitzner, Wuppertal Institut, setzt sich mit "Technikentwicklung und Geschlechterverhältnissen im Verkehr" auseinander. Der letzte Beitrag von Christine Wächter, Interuniversitäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur, Graz, stellt die Ergebnissse eines Forschungsprojektes dar, das die Erstellung eines Maßnahmenkatalogs zur Erhöhung des Frauenanteils in technischen Berufen zum Ziel hatte.

In der Rubrik "TA-Institutionen" blicken drei Institutionen, zu deren Hauptaufgabenbereichen die Technikfolgenabschätzung gehört, aus Anlass ihres 30- bzw. 10jährigen Bestehens auf ihre Geschichte zurück und skizzieren Perspektiven für die weitere Arbeit. Dies sind das Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung, Karlsruhe, die Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg, Stuttgart, sowie EMERIT (Experiments of mediation and evaluation in research and technological innovation) an der Fondation Travail-Universite der Universität in Namur, Belgien. In dieser Rubrik werden außerdem die Grundzüge des künftigen Programms "Nachhaltigkeit und Technik" der Helmholtz Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) vorgestellt.

Die vorgestellten TA-Projekte befassen sich mit Robotik, elektronischen Zahlungssystemen sowie den Chancen und Grenzen internetgestützter Kommunikation für Technologiediskurse.

In den Rezensionen werden die Ergebnisse einer empirisch gestützten Länderübersicht über "Technology Assessment und Wirtschaft" dargestellt, die vom VDI-Technologiezentrum Düsseldorf erstellt wurde (M. Buch, Allianz Zentrum für Technik). Anhand des Berichtes der European Environmental Agency (EEA) "The Precautionary Principle in the 20th Century: Late Lessons from Early Warning" setzt sich Jochen Luhmann vom Wuppertal Institut kritisch mit der Rolle wissenschaftlicher Expertenkommissionen auseinander.

Die Tagungsberichte enthalten einen Beitrag über eine Konferenz der EU im Mai 2002 in Sevilla -"prospectiva 2002" - , die sich mit der Rolle der Technologievorausschau (Foresight) bei der Setzung von Prioritäten in der Forschungspolitik befasste. Des Weiteren wird über den ersten Workshop (April 2002) der Deutsch-Ungarischen Arbeitsgruppe in Budapest zu der Frage "Wie kann man eine bessere Technologie gestalten?" berichtet.

Neben den ITAS-News, die wie üblich auf neuere Entwicklungen, neue Projekte, Veröffentlichen und Veranstaltungen des ITAS hinweisen, wird in einer neuen Rubrik "TAB-News" jetzt regelmäßig in knapper Form über Neuigkeiten aus dem Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag berichtet. Das TAB ist eine besondere organisatorische Einrichtung des ITAS und wird seit 1990 vom Forschungszentrum Karlsruhe betrieben. Die wichtigste Mitteilung in den TAB-News in diesem Heft ist die Entscheidung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestages, dass das TAB für eine weitere Periode von fünf Jahren (2003-2008) vom ITAS betrieben werden soll.

Weiterführende Links:

  • Zum Inhaltsverzeichnis des Heftes 2/2002 von "Technikfolgenabschätzung - Theorie und Praxis" hier