Zum Tod von Hans Lenk

Der international anerkannte Philosoph und Olympiasieger hat in Karlsruhe frühzeitig die Brücke zwischen Ethik und Ingenieurwissenschaften geschlagen und sich für die Technikfolgenabschätzung eingesetzt. Eine Würdigung von ITAS-Leiter Armin Grunwald.
Portrait von Hans Lenk
Hans Lenk war Pionier der Technikethik und Wegbegleiter der TA. Bild: Daryoush Djavadi/KIT

„Hans Lenk war einer der Pioniere der Technikethik in Deutschland und gleichzeitig kritischer Wegbegleiter wie auch Unterstützer der Technikfolgenabschätzung (TA). Als Professor für Philosophie an der damaligen Universität Karlsruhe hat er sich bereits in den frühen 1970er Jahren mit ethischen Fragen der Technik und des Ingenieurberufs befasst. Zu seinen Pionierleistungen gehört, die Zusammenarbeit zwischen Ethik und den Ingenieurwissenschaften nicht nur gefordert, sondern auch praktiziert zu haben. Es ist auch sein Verdienst, dass der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) sich zeitig diesen Fragen geöffnet und im Jahre 1989 die bekannte Richtlinie 3780 zur Technikbewertung verabschiedet hat.

Wichtige Stimme in Verantwortungsdebatten

Vor allem seine Arbeiten zum Verantwortungsbegriff allgemein und speziell zur Verantwortung von Ingenieurinnen und Ingenieuren sind aus TA-Sicht von bleibendem Wert. Seine analytische Zerlegung des Verantwortungsbegriffs hat Schule gemacht, so auch in den Verantwortungsdebatten zu den ‚New and Emerging Sciences and Technologies‘ (NEST) wie der Synthetischen Biologie und der künstlichen Intelligenz. Sein gemeinsam mit Günter Ropohl herausgegebenes Reclam-Bändchen ‚Technik und Ethik‘ hat unzähligen Leserinnen und Lesern handfeste Beispiele nahegebracht, wie eng Technik, Ethik und Verantwortung verwoben sind.

Olympiasieger und Humorist

Darüber hinaus war Hans Lenk ein vielfältig begabter und interessierter Zeitgenosse. Berühmt wurde er zunächst als Ruderer mit der Goldmedaille im Achter bei den Olympischen Spielen in Rom 1960. Sodann hat er in einer Reihe philosophischer Teildisziplinen gewirkt, etwa in der Erkenntnistheorie mit seinem Ansatz eines Interpretationskonstruktionismus, und war international eine anerkannte Figur der deutschen Philosophie. 

Schließlich war er ein begnadeter komödiantischer Beobachter seiner Zeit und seiner Zunft, immer interessiert auch an der Philosophie des Witzes. Ich habe ihn zuletzt 2022 erlebt, als er eine Auszeichnung des KIT für sein Lebenswerk erhielt und sich mit einer großartigen, ebenso geistreichen wie witzigen Rede bedankt hat. Nunmehr ist Hans Lenk im Alter von 89 Jahren verstorben.“

Armin Grunwald, Leiter des ITAS
(11.09.2024)

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