Die Zeitschrift "Technikfolgenabschätzung" Nr. 2, 2003, mit dem Schwerpunktthema "Foresight", online verfügbar [16.07.2003]

Der Schwerpunkt des vorliegenden Heftes befasst sich mit "Foresight". Das Thema ist im Moment en vogue, wie die Jahreskonferenzen der Europäischen Kommission zu Foresight zeigen, die Hunderte von Teilnehmern anzogen. In der Einführung in den Schwerpunkt, von Knud Böhle und Michael Rader, ITAS, wird die Entwicklung von der "Future Studies"-Welle in den 1970er Jahren bis heute aufgezeigt. Sie zeigen auf , dass Foresight und TA viele Gemeinsamkeiten in der Zielsetzung aufweisen, wie z. B. die Innovationsorientierung und die über die Politik hinausgehende Orientierung an einem breiten Spektrum gesellschaftlicher Interessenvertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Nutzern und anderen Betroffenen.

Der Schwerpunkt beginnt mit einem Beitrag von Heiko Prange, Technische Universität München, der die Handlungsspielräume der Technologie- und Innovationspolitik in Europa als Mehrebenensystem darstellt und analysiert. Die folgenden fünf Beiträge von Kerstin Cuhls (Fraunhofer ISI, Karlsruhe), Volkmar Dietz (BMBF, Bonn), Knud Böhle, Ulrich Riehm (beide ITAS) sowie Ian Miles/Michael Keenan (PREST, UK). befassen sich mit nationalen Foresight-Erfahrungen in Deutschland und Großbritannien. In den Beiträgen von Werner Wobbe, Mitglied des Science and Technology Foresight Unit der DG Forschung der Europäischen Kommission, Luk Van Langenhove, Vorsitzender der High Level Expert Group (HLEG) zu Foresight der Europäischen Kommission, Angela Guimaraes Pereira und Silvio Funtowicz vom Joint Research Centre - IPSC, Ispra, sowie Carsten Orwat (ITAS) wird Foresight auf der europäischen Ebene thematisiert. Schließlich gehen die Beiträge von Barend van der Meulen, Universität Twente (NL), Michael Rader und Knud Böhle (ITAS) sowie Balint Dömölki und Ferenc Kovats, Ungarn, speziell auf die Behandlung von Informations- und Kommunikationstechnologien im Rahmen von Foresight-Studien ein.

Die im November 2002 beschlossene Schließung der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg und die Konsequenzen für die TA-Landschaft in Deutschland ist Thema unserer Rubrik zu "TA-Institutionen und -programme".

Die Rubrik "TA-Konzepte und -Methoden" enthält einen längeren Beitrag von Wolfgang Hoffmann-Riem, Richter des Bundesverfassungsgerichts, in dem er unter dem Titel "Rechtswissenschaftliche Innovationsforschung" ein "Plädoyer für einen trans- und interdisziplinären Dialog zwischen Rechts- und Technikwissenschaft" hält. Er fordert eine teilweise Neubestimmung der Rechtswissenschaft in Richtung auf eine "rechtswissenschaftliche Innovationsforschung", die auf die Ermöglichung technischer, sozialer und kultureller Innovationen durch Recht zielt, ohne den zugleich gebotenen Schutz für nachteilig betroffene Rechtsgüter zu verweigern.

Im Teil zu den TA-Projekten befasst sich ein Beitrag mit reproduktivem Clonieren: das Rathenau Institut, das holländische parlamentarische TA-Büro in Den Haag, hat einen fiktionalen Gerichtsprozess initiiert, bei dem der erste menschliche Clon im Alter von 20 Jahren gegen seine Eltern und die Wissenschaftler klagt, die ihn geschaffen haben. Die weiteren Beiträge befassen sich mit einem Projekt der Fachhochschule Merseburg zur sozialen und ökonomischen Bewertung als Instrument bei der Entscheidungsunterstützung in der Landnutzung, einem Projekt der Europäischen Akademie Bad-Neuenahr-Ahrweiler zu nachhaltiger Entwicklung und Innovation im Energiebereich sowie dem ITAS-Projekt zum Wandel der Arbeits- und Lebensbedingungen im Multimediabereich aus der Genderperspektive.

Neben drei Rezensionen und einigen Kurzvorstellungen von Büchern nehmen die Tagungsberichte einen großen Raum ein: insgesamt wird über sieben Tagungen berichtet, wobei die Themen von der Verkehrstelematik, "ubiquitous computing", wissenschaftliche Expertise und Politikberatung bis zu einem neuen Paradigma in der Nachhaltigkeitsforschung reichen.

Im Diskussionsforum stellt der VDI das vom BMBF entwickelte Konzept der "Innovations- und Technikanalyse (ITA)" zur Diskussion. Auch die Herausgeber der TATuP möchten zu einer regen Beteiligung an dieser Diskussion ermuntern und bitten um Einsendung von Stellungnahmen und Kommentaren, die wir gerne in der Zeitschrift abdrucken werden.

Die ITAS- und dieTAB-News berichten wie immer über aktuelle Projekte, Tagungen und Veröffentlichungen. Hervorzuheben ist der Abschluss des Verbund-Projektes "Global zukunftsfähige Entwicklung - Perspektiven für Deutschland" der Helmholtz Gemeinschaft deutscher Forschungszentren (HGF), für das ITAS die Federführung hatte. Die wesentlichen Ergebnisse des Projektes wurde auf einer Abschlusstagung in Berlin Ende Mai vorgestellt (ein Bericht darüber ist in der Rubrik Tagungsberichte enthalten). Der umfangreiche Abschussbericht des Projektes wird in den ITAS-News vorgestellt.

Weiterführende Links:

  • Zum Inhaltsverzeichnis des Heftes 2, 2003 von "Technikfolgenabschätzung - Theorie und Praxis" hier