TA-Datenbank-Nachrichten Nr. 4, Dezember 2000, online verfügbar [15.12.2000]

Der Schwerpunkt des Dezember-Heftes befasst sich mit dem Thema „Nachhaltige Mobilität“. Der erste Themenblock der insgesamt 11 Beiträge widmet sich konzeptionellen Überlegungen und Ergebnissen von TA-Studien im Verkehrsbereich. R. Hoppe und J. Grin (Universität von Twente und Amsterdam) stellen anhand eines Vergleichs von TA-Studien zum Verkehr die Frage, in wie weit kulturelle Bedingungen („cultural bias“) die Strukturierung des Problembereiches und die Formulierung der Ergebnisse und Schlussfolgerungen beeinflussen. T. Fleischer und G. Halbritter (ITAS) diskutieren anhand einer Verkehrsstudie des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) die Bedingungen für die Gestaltung von IuK-Techniken zur Erreichung einer „nachhaltigen Mobilität“ und gehen dabei auch auf Implementationsstrategien in den USA ein. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (H. Kuhfeld, H. Schlör und U. Voigt) befasst sich mit der Frage der Wirksamkeit und den Folgen von preispolitischen Maßnahmen im Verkehrsbereich im Personen- und im Güterverkehr. Zum Abschluss des ersten Themenblocks des Schwerpunktes werden einige Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Mobilität“ des HGF-Verbundprojektes „Global zukunftsfähige Entwicklung - Perspektiven für Deutschland“ vorgestellt (H. Keimel, C. Ortmann und M. Pehnt, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt). Dabei stehen die technischen Möglichkeiten der Verbesserung der ökologischen Nachhaltigkeit des motorisierten Individualverkehrs im Vordergrund.

Im zweiten Themenblock stellt S. Rommerskirchen (Prognos AG) die Leitprojekte des BMBF-Förderprogramms „Mobilität in Ballungsräumen“ vor, in denen nicht nur die Entwicklung neuer Techniken, sondern auch deren praktische Einführung gefördert und wissenschaftlich begleitet werden. In einem weiteren Beitrag werden die Gründe für den Erfolg des Car Sharing Konzepts in der Schweiz analysiert (P. Muheim, Luzern, und E. Reinhard, Zürich). Der dritte Themenblock enthält kritische Analysen zu formalisierten Bewertungsverfahren in der Verkehrsplanung, u. a. zum „Verkehrsbericht 2000“ (A. Gühnemann, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt; E. Fulda, Karlsruher Forum Ethik in Recht und Technik) und zum Bericht der Kommission „Verkehrsinfrastrukturfinanzierung“ des Bundesministeriums der Finanzen („Pällmann-Kommission“; A. Arlt, ITAS). M. Steierwald und M. Nehring (Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden- Württemberg) stellen grundsätzliche Überlegungen zur Überwindung von Defiziten bisheriger Bewertungskonzepte im Verkehrsbereich an, wobei für die Zukunft insbesondere partizipativen Verfahren eine größere Bedeutung beigemessen wird.

Zwei TA-Einrichtungen in Deutschland haben im Jahr 2000 ein Jubiläum gefeiert: das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) wirft nach 10 Jahren einen „gedämpft optimistischen Blick“ in die Zukunft, denn allen strukturellen Problemen zum Trotz sei es gelungen, ein politikorientiertes wissenschaftliches Beratungsprojekt in einem schwierigen Umfeld zu etablieren. Auch die Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen Bad-Neuenahr-Ahrweiler zieht nach 5 Jahren ein positives Resumee ihrer Arbeit, sieht zugleich aber die Notwendigkeit, durch verschiedene Maßnahmen ihre Aktivitäten auf europäischer Ebene zu verstärken.

Bei den TA-Projekten werden zwei Studien zur Humangenetischen Diagnostik vorgestellt. Es sind dies die gerade abgeschlossenen Projekte des TAB und der Europäischen Akademie, die zwar in einer Reihe von Punkten zu gleichen Einschätzungen kommen, in der Beurteilung des rechtlichen Regelungsbedarfs jedoch voneinander abweichen. In einem weiteren Beitrag werden die Herausforderungen an die TA durch Liberalisierung am Beispiel der Strommärkte aufgezeigt.

Neben den Tagungsberichten, den Rezensionen, den Nachrichten, u. a. zu einer neuen Datenbank im Bereich Health Technology Assessment (HTA), und den Neuigkeiten aus ITAS ist insbesondere auf das Diskussionsforum hinzuweisen, wo ein Beitrag von A. Grunwald in der letzten Ausgabe der TA-Datenbank-Nachrichten zu „TA - Politikberatung oder Unternehmensberatung?“ zwei kritische Repliken hervorgerufen hat.