ITAS-Kolloquium 2015

  • type of event:

    Vortragsreihe

  • place:
    ITAS, Karlstrasse 11, 76133 Karlsruhe
  • date:

    2015

Montag, 12. Januar 2015, 14:00 Uhr

Prof. Dr. Armin Grunwald, ITAS

Die hermeneutische Seite der Technikfolgenabschätzung

Technikfolgenabschätzung ist schon dem Namen nach konsequentialistisch ausgerichtet: es um die Erforschung und Bewertung von Folgen. Damit dies möglich ist, müssen Technikfolgen also in gewisser, nicht beliebiger Weise mit Gründen antizipierbar sein. In diesem Beitrag gehe ich der Frage nach, ob Orientierung im Rahmen der TA auch möglich ist, wenn diese Voraussetzung nicht mehr erfüllt ist, wie z.B. in Teilen der NEST (new and emerging sciences and technologies). Die These ist, dass Orientierung dann nicht mehr im Rahmen eines konsequentialistischen Zugangs erbracht werden kann, sondern nur als hermeneutische Analyse der debattierten Zukünfte. Auf diese Weise kann die TA konzeptionell und methodisch erweitert werden.

Mittwoch, 18. März 2015, 15:30 Uhr (Gastvortrag)

Markus Meyer

Räumlich aufgelöste Bewertung von Umweltfolgen weltweiter Biomasseerzeugung auf regionaler Skala

Bioenergie kann zur Reduktion von Treibhausgasemissionen, zur Sicherung der Energieversorgung und zur Entstehung neuer Arbeitsplätze beitragen. Mehr als 80 Prozent der weltweiten Bioenergie stammt aus forstlichen Ressourcen. Auch der Anteil landwirtschaftlicher Reststoffe übersteigt den Anteil sogenannter Energiepflanzen.

Dieser Beitrag bewertet, (i) wie umfassend und verlässlich in der Praxis genutzte Ansätze zur ökologischen Bewertung von Biomasse für Bioenergie, d.h. Zertifizierungssysteme, sind. Basierend auf aufgedeckten Defiziten werden (ii) regionale Umweltfolgen fester Biomasseproduktion wie Erosion mit Hilfe des Konzeptes der Ökosystemdienstleistungen (ESS) erfasst. Hierzu werden landwirtschaftlich und forstlich geprägte Wassereinzugsgebiete im Südosten der USA, einer bedeutenden Exportregion, verglichen. Ziel ist es, bestehende Ansätze wie Ökobilanzen für globale Umweltfolgen, z.B. Treibhausgasemissionen, oder Kriterien und Indikatoren zur Bewertung der Umweltfolgen forstlicher Praxis auf Erzeugerebene zu ergänzen. Zugleich werden Treiber auf Landschaftsebene, die die ausreichende Bereitstellung von ESS beeinflussen können, identifiziert. (iii) Abschließend werden verschiedene Konzepte verglichen, um die ausreichende regionale Bereitstellung von ESS in weltweiten Fallstudien im Südosten der USA, Tansania und Mitteldeutschland zu messen. Die treibende Frage ist, inwieweit sich Ansätze wie regionale Schadstoffgrenzwerte oder die Stratifizierung anhand von Umweltparametern eignen, naturräumliche Heterogenität und die regionale Nachfrage nach ESS zu berücksichtigen.

Über den Bereich Bioenergie hinaus können die verwendeten Ansätze auf die ökologische Bewertung der Biomasseerzeugung für andere Nutzungen ausgeweitet werden, um im Regelfall nicht flächenbezogene Ansätze wie Ökobilanzen zu ergänzen.

Freitag, 24. Juli 2015, 11:30 Uhr (Gastvortrag)

Kathy Eggleson, University of Notre Dame

Active Ethics Learning where Life Cycle Thinking and Perspective Taking Meet

Ethics Education in Life Cycle Design, Engineering, and Management is a collaborative research project between Northeastern University and the University of Notre Dame (ND) in the United States. The purpose of the project is to apply the framework of the product life cycle toward ethics education of science and engineering graduate students. As ND’s principal investigator, I have led an effort to develop a workshop, Ethics when Biocomplexity meets Human Complexity: A Role Play Learning Experience. With a realistic fictional framing, six stakeholders bring distinct perspectives to the prospect of a nanosilver-based food packaging industry locating within their economically struggling city. We expect that playing improvisational roles in this socio-technical drama will allow participating students to experientially connect science and technology with ethical and societal factors, leading them to become more aware of the consequences of their work for public welfare and environmental stewardship.

This talk will present the workshop’s content, report results from pilot offerings, and offer small groups of attendees an opportunity to experience dialogue in adopted roles. In discussion I will explore the connections between role play, perspective taking, and ethics. From audience feedback, I hope to gain insights about intercultural differences and commonalities between American and European contexts that pertain to this hypothetical case.

Freitag, 30. Oktober 2015, 10:00 Uhr

Professor Dr. Todd R. La Porte, Berkeley – Visiting Professor @ ITAS

Energy System Transformation as Challenge and Opportunity for TA

Prof. La Porte has accepted a visiting professorship offer from the Institute of Technology Assessment and Systems Analysis (ITAS) to collaborate with research groups in the context of the research program ENERGY-TRANS (www.energy-trans.de).

Prof. La Porte has conducted research and published in highly relevant areas of TA. Noteworthy are his works on "Organized Complexity", "Nuclear Waste Management", and in "High-reliability-organization-Theory". His special expertise results from his theoretical background in combination with a vast experience – and active involvement – in policy advice.

Montag, 07. Dezember 2015, 14:45 Uhr

PD Dr. Joachim Boldt, Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Enhancement. Zur ethischen Debatte um die Verbesserung des Menschen mit medizinischen Mitteln

Die ethische Debatte um das Human Enhancement ist in zwei Lager gespalten. Die Befürworter des Enhancements argumentieren mit klaren Prämissen und Argumenten für eine Erforschung, Zulassung und Förderung des Einsatzes medizinischer Mittel zur Leistungssteigerung. Das Lager der Skeptiker dagegen ist weniger leicht auf eine klare argumentative Struktur festzulegen. Auf unterschiedliche Weise werden Begriffe wie „Authentizität“, „Gabe“ und „Kontingenz“ eingeführt und genutzt, um ethisch bedeutsam erscheinende Haltungen und Einstellungen zu beschreiben, die mit dem Ideal medizinischer Selbstverbesserung nicht zu erfassen sind. Die Erwiderung aus Sicht von Enhancement-Befürwortern auf ein solches Argument liegt auf der Hand: Was spräche dagegen, auch diese Haltungen mit medizinischen Mitteln zu steigern? In meinem Vortrag möchte ich erstens die Struktur der Argumente von Befürwortern und Gegnern des Enhancements möglichst klar nachzuzeichnen.

Zweitens soll der Versuch unternommen werden, eine Antwort aus enhancement-kritischer Sicht auf das freundliche Angebot der Befürworter, auch die mit dem Ideal der Leistungssteigerung auf den ersten Blick nicht zu vereinenden Haltungen medizinisch zu verbessern, zu formulieren.