TAB-Arbeitsbericht Nr. 124, 2008 zum Thema "Gendoping – vom Phantom zur realen Gefahr?" erschienen [17.06.2008]

Das Phantom "Gendoping" ist ursprünglich entstanden im Kontext der weitreichenden Ziele und Visionen aus dem Umfeld der Humangenomforschung, Anwendungen in der Gendiagnostik und -therapie wurden auf die Sportwelt projiziert, in der wiederum eine lange und ungebrochene Dopingtradition existiert. Aufgrund dieser Tradition erscheint plausibel, dass dort – in einem illegalen und betrügerischen Umfeld – eine besondere Bereitschaft besteht, trotz Verbots und Androhung weitreichender Sanktionen hochriskante und medizinisch kaum geprüfte Mittel und Verfahren zu verwenden, um die sportliche Leistung auch durch Manipulation der Genaktivität gezielt zu steigern. Als eine neue Qualität des Dopings könnte Gendoping nicht nur das Kontroll- und Sanktionssystem des Sports unterlaufen, sondern auch die Prinzipien von Fairness und Chancengleichheit zunehmend unterminieren. Auf Initiative des Sportausschusses des Deutschen Bundestags hat sich das TAB vor diesem Hintergrund damit befasst, ob, wie und wo das Phantom Gendoping Gestalt annehmen kann.

Der TAB-Bericht "Gendoping" schließt sich der weiten Gendopingdefinition der Welt-Anti-Doping-Agentur an. Aus der Perspektive eines möglichen Missbrauchs zur Leistungssteigerung im Sport wird ein detaillierter Überblick gegeben über den Stand der biologisch-medizinischen Forschung von gen- und zelltherapeutischen Verfahren einerseits aber auch von Methoden zur gezielten Manipulation der Genexpression durch hochspezifische Medikamente andererseits. Der Bericht versucht folgende Schlüsselfragen schwerpunktartig zu beantworten: Welcher wissenschaftlicher Erkenntnisse könnte sich ein mögliches Gendoping bedienen und inwieweit sind Risiken abschätzbar? Wo werden Einfallstore im Spitzen- und Breitensport sein, welchen Herausforderungen muss sich die Dopinganalytik stellen und wie kann mithilfe von Verbots- und Kontrollstrukturen auf mögliches Gendoping reagiert werden? In Ergänzung dieser thematischen Perspektiven wird Gendoping auch in den Zusammenhang gesellschaftlicher Trends und Strukturen gestellt. Gefragt wird danach, welche Verhaltensmuster und -dispositionen auf der Ebene des Athleten eine Rolle spielen und wie Gendoping als abweichendes individuelles Verhalten auf der gesellschaftlichen Ebene von verschiedenen Kontexten und Akteuren beeinflusst ist. Aufbauend auf diesem breiten, erstmalig verschiedene Forschungsperspektiven verbindenden Untersuchungsansatz werden abschließend sich bereits heute eröffnende Handlungsoptionen abgeleitet, um Gendoping zu verhindern, zumindest aber eine Verbreitung zu verzögern und zu begrenzen.

Bibliographische Angaben:
Katrin Gerlinger, Thomas Petermann, Arnold Sauter
Gendoping
Berlin: Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag 2008 (TAB), (TAB-Arbeitsbericht Nr. 124)

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