CO2-Steuer gegen Klimawandel und Armut

Wie würde sich die Besteuerung von Treibhausgasemissionen auf globaler Ebene auswirken, wenn sie mit einem Dividendensystem gekoppelt wäre? Eine neue Studie sieht großes Potenzial in der Kombination beider Ansätze.
Bild eines Kraftwerkes
Die Erhebung einer Steuer auf Treibhausgasemissionen bei gleichzeitiger Einführung eines Dividendensystems könnten im Kampf gegen den Klimawandel und weltweite Armut helfen. (Quelle: Alexander Tsang / Unsplash)
Graphische Darstellung der pro-Kopf-Kohlenstoffemissionen nach Einkommensgruppen
Pro-Kopf-Kohlenstoffemissionen nach Einkommensgruppen, Deutschland, 2019. [Seite 48 in Studie]
Graphische Darstellung der voraussichtlichen Veränderung des Einkommens als Ergebnis der Kohlenstoffsteuer
Voraussichtliche Veränderung des Einkommens für jede Gruppe als Ergebnis einer Kohlenstoffsteuer + Dividendenregelung in Deutschland. [Seite 49 in Studie]

Wie lässt sich der Kampf gegen Klimawandel und weltweite Armut nachhaltig und gerecht verbinden? Dieser Frage sind Philipp Frey, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ITAS zum Themenfeld Technik und Arbeit, und der Wirtschaftswissenschaftler Luiz Garcia vom britischen Think Tank Autonomy in ihrer Studie nachgegangen. Dabei haben sie untersucht, welche Verteilungswirkung eine CO2-Steuer auf globaler, nationaler und europäischer Ebene hätte, wenn diese zu gleichen Teilen wieder an die Bevölkerung rückerstattet würde.

Verringerung extremer Einkommensunterschiede

Bei einem ambitionierten CO2-Preis würde eine solche Steuer beispielsweise die Kosten für eine 1.000 Kilometer weite Autofahrt mit einem durchschnittlichen Benziner um knapp 16 Euro erhöhen und die Kosten für ein hochwertiges Smartphone um etwa 10 Euro, so die Autoren. Diese zusätzlichen Kosten würden jedoch teilweise durch die Dividendenkomponente des Steuermodells ausgeglichen: So würde aufgrund seiner überproportionalen Emissionen das einkommensstärkste 1 % der deutschen Bevölkerung stark durch eine solche CO2-Besteuerung belastet (-12 % Haushaltseinkommen), wohingegen sich das Einkommen der unteren 10 % der Deutschen um fast 15 % erhöhen könnte.

Die Studie kommt zum Schluss, dass eine solche Regelung auf globaler Ebene helfen könnte, extreme Armut zu beseitigen, da Menschen mit extrem niedrigen Einkommen nur für sehr geringe Emissionen verantwortlich sind. Ein solches System würde nicht nur eine massive Umverteilung zugunsten der Schwellen- und Entwicklungsländer bewirken, sondern würde auch die massiven Einkommensunterschiede innerhalb einzelner Volkswirtschaften verringern, argumentieren die beiden Autoren.

Ausbau alternativer Energieträger bei gesichertem Lebensstandard

„Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, um den Klimawandel zu bekämpfen, daher müssen die Staats- und Regierungschefs in aller Welt dringend Vorschläge zur Besteuerung von Kohlenstoff beim Verbrauch prüfen“, mahnt Philipp Frey. Entscheidende Bedeutung habe dabei die Dividendenkomponente, so der ITAS-Wissenschaftler. Mit ihrer Hilfe könne der Lebensstandard gesichert und verbessert werden, während die Gesellschaft Alternativen zu fossilen Energieträgern ausbaue. (28.04.2022)

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