Heft 3/2013 der ITAS-Zeitschrift "Technikfolgenabschätzung - Theorie und Praxis" (TATuP) ist erschienen [03.12.2013]

Unter der Überschrift „Fragile Evidenz“ thematisiert der Schwerpunkt das Problem des Entscheidens unter Ungewissheit. Dieses Problem ist zunächst nichts Neues: Für moderne Gesellschaften galt schon immer, dass sie ihre Entwicklungsdynamik der Transformation von Unsicherheit in partielle Gewissheiten verdankt. Allerdings konnte man darauf vertrauen, dass das noch Unerkannte im Prinzip erkennbar sei. Diese Rationalitätsgewissheit hat sich zwar nicht in Luft aufgelöst, jedoch hat sich ihre Form verändert, so der Schwerpunktherausgeber Stefan Böschen. Heute erkennen die meisten Zeitgenossen die Autorität der Wissenschaft an. Aber der selbstverständliche Charakter der Zuweisung dieser Autorität hat sich verflüchtigt. Autorität des Wissens ist in wachsendem Maße abhängig von besonderen epistemischen Prozeduren und institutionellen Vorkehrungen der Legitimitätsstiftung. Evidenzen werden fragil.

Die im Schwerpunkt versammelten Beiträge diskutieren evidenzbasierte Politik zwischen Eindeutigkeit und Reflexivität (Sabine Weiland) und nehmen sich systematisch der Frage an, inwieweit zur Unterstützung des Vorsorgeprinzips eine Umstellung auf Indizien und Indikatoren in ausgesuchten Feldern der Risikopolitik zu beobachten ist (Arnim von Gleich, Christian Pade und Henning Wigger). Für die Umsetzung des Vorsorgeprinzips auf der Ebene der EU-Politik nimmt die Chemikalienpolitik eine exponierte Rolle ein. Deshalb diskutiert Martin Scheringer am Beispiel der aktuellen Chemikalienpolitik die Wirksamkeit und Reichweite von Maßnahmen, die dem Vorsorgeprinzip verpflichtet sind. Silke Beck nimmt sich in ihrem Beitrag dem IPCC an und diskutiert die ambivalente Rolle, die eine solch Institution einnehmen kann. Schließlich zeigen Sebastian Cacean und Christian Voigt wie Evidenzen mit Hilfe von Argumentkarten visualisiert und analysiert werden können.

Besonders hinzuweisen ist auf den Beitrag von Gerhard Schmidt, Gerald Kirchner und Christoph Pistner im Diskussionsforum, der sich mit der Endlagerproblematik befasst und fragt: „Können Partitionierung und Transmutation helfen?“ Wie üblich werden im aktuellen Heft auch TA-Projekte vorgestellt (Radioaktive Reststoffe; eSecurity) sowie Tagungen und Bücher besprochen, die für die Technikfolgenabschätzung einschlägig sind.

Weiterführende Links:

  • Das Inhaltsverzeichnis und die einzelnen Beiträge der Nummer 3/2013 von „Technikfolgenabschätzung - Theorie und Praxis“ finden Sie hier.
  • Eine Übersicht zu den Schwerpunktthemen der letzten Hefte hier.