Veröffentlichung zur Marktformierung in Innovationssystemen am Beispiel der Photovoltaiktechnologie [31.07.2012]

Die im LIT-Verlag in der Reihe Wirtschaftsgeographie erschienene Monographie Ulrich Dewalds ist zugleich seine Dissertationsschrift. Diese entstand an der RWTH Aachen am Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie und wurde von Prof. Dr. Martina Fromhold-Eisebith (RWTH Aachen) und Prof. Dr. Bernhard Truffer (Eawag Dübendorf/Schweiz) betreut.

Ausgehend von der Beobachtung, dass in systemischen Ansätzen zu Innovationsprozessen häufig die Seite der Technologieanwendung vernachlässigt wird, entwickelt Ulrich Dewald in dieser Arbeit eine Perspektive, in der expliziter und systematisch Markformierungsprozesse in der Herausbildung von Innovationssystemen erfasst werden. Als zweite konzeptionelle Herausforderung wird die Bedeutung verschiedener räumlicher Ebenen für verschiedene Prozesse in Innovationssystemen thematisiert. Der Ansatz technologischer Systeme ist für einen solchen Zugang adäquat, da anders als in räumlichen Innovationssystemansätzen nicht von vorne herein eine bestimmte räumliche Wirkungsebene für so unterschiedliche Prozessfelder wie Wissensgenerierung oder eben Marktformierung festgelegt wird. Hingegen werden räumliche Zusammenhänge aus den Wechselwirkungen der Akteure und Institutionen abgeleitet. Damit werden frühe Arbeiten zu technologischen Systemen aufgegriffen, die bereits Anknüpfungspunkte an ein relationales Raumverständnis aufweisen.

Dies ist relevant im Hinblick auf die Ausgestaltung von Technologiepolitik. Am Beispiel der Entwicklung des Photovoltaik-Innovationssystems in Deutschland werden unterschiedliche Prozessfelder beleuchtet, schwerpunktmäßig die Förderpolitik, die Industrieentwicklung und die Marktformierung. So wird gezeigt, wie zunächst über kommunale kostendeckende Vergütung, über Förderprogramme auf Ebene der Bundesländer und zuletzt über das EEG graduell die Gestaltung der Rahmenbedingungen auf die nationale Ebene überging, ausgehend von den Erfahrungen, die zuvor im regionalen Kontext gewonnen wurden. Räumliche Nähe ist somit wichtig für die frühen Marktformierungsprozesse, da vielfältige und intensive Formen direkter Interaktion zwischen Technologieanwender und -anbieter bzw. solchen Intermediären wie regionalen Initiativen ermöglicht werden, um die Anwender von der Technologie zu überzeugen und somit Barrieren für die Technologieentwicklung zu überwinden. Dabei wird im Detail die Funktionsweise lokaler bzw. regionaler sogenannter Solarinitiativen und deren Rolle im Marktformierungsprozess analysiert.

Letztlich wird deutlich, dass der Entwicklungspfad der Photovoltaiktechnologie nur aus dem vielschichtigen Zusammenspiel von Technologieentwicklung, Gestaltung der Förderbedingungen, aber eben auch der Artikulierung von Interessen durch die Anwender bzw. deren Organisationen erklärbar ist.

Bibliographische Angaben:
Dewald, U.
Energieversorgung im Wandel - Marktformierung im deutschen Photovoltaik-Innovationssystem. Berlin: LIT 2012
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