Neuerscheinung: "Im Dienste der Schönheit?" [27.01.2012]

In Abgrenzung zu der rekonstruktiven plastischen Chirurgie, die es mit der Beseitigung von durch Krankheit, Verletzung oder Unfall entstandenen Defekten bzw. mit der Korrektur angeborener Form- und Funktionsanomalien zu tun hat, ist in der ästhetischen Chirurgie der Zweck der Heilung fraglich. Bei Personen, die sich der ästhetischen Chirurgie bedienen, handelt es sich daher genau genommen nicht um Patienten/Patientinnen, sondern eher um Klienten/innen oder Kunden/innen, d.h. um (organisch) Gesunde, die sich einem medizinisch nicht notwendigen Eingriff unterziehen.

Vorher als exotisches Randphänomen der Reichen und Schönen angesehen, hat die Ästhetische Chirurgie inzwischen Einzug in den gesellschaftlichen Alltag gehalten und wächst kontinuierlich. Und das, obwohl die Kosten von ästhetisch-chirurgischen Eingriffen nicht vom deutschen Krankenversicherungssystem übernommen werden. Der jeweilige Eingriff ist also von jedem/jeder, der/die sich einem solchen unterziehen möchte, selbst zu tragen. Der Hauptteil derjenigen, die sich schönheitschirurgischen Maßnahmen unterziehen sind Frauen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren, die Anzahl von Männern ist vergleichsweise gering, seit einigen Jahren aber steigend.

„Im Dienste der Schönheit? Interdisziplinäre Perspektiven auf die Ästhetische Chirurgie“ ist der erste Sammelband im deutschsprachigen Raum zu philosophischen, medizinischen, ethischen, sozialen und rechtlichen Aspekten der ästhetischen Chirurgie. Das Buch besteht aus vier Teilen: Im Mittelpunkt des ersten Teils (Ästhetische Chirurgie und die ärztliche Profession) steht die Frage nach der Kompatibilität von ästhetisch-chirurgischen Eingriffen mit dem (traditionellen) ärztlichen Ethos. Neben medizin-ethischen Problemen werden auch die praktischen Herausforderungen im beruflichen Alltag diskutiert. Der zweite Teil (Ästhetische Chirurgie zwischen Normierung und Optimierung) ist dem Wandel in der Medizin gewidmet, wenn es um Kommerzialisierung, Individualisierung und Normalisierung geht. Im dritten Teil wird die Frage diskutiert, in welchem Spannungsverhältnis die Suche nach dem Glück, nach der Authentizität und die Orientierung an der Natur in der ästhetischen Chirurgie stehen. Der vierte Teil analysiert die medizin-rechtlichen Fragen der ästhetischen Chirurgie, insbesondere die unterschiedlichen rechtlichen Probleme, auch bei Interventionen an Minderjährigen.

Bibliographische Angaben:
Lüttenberg, B.; Ferrari, A.; Ach, J. S. (Hrsg.)
Im Dienste der Schönheit? Interdisziplinäre Perspektiven auf die Ästhetische Chirurgie. Münster: LIT 2011. ISBN 978-3-643-11293-4, 280 S. (Münsteraner Bioethik-Studien, Bd. 11)
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