Christoph Revermann, Peter Georgieff, Simone Kimpeler

Mediennutzung und eLearning in Schulen
Sachstandsbericht zum Monitoring »eLearning«

Berlin: Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) 2007 (TAB-Arbeitsbericht Nr. 122)
[Volltext/pdf, 874 kb]   [Inhalt]   [Summary]   [Einleitung]  


ZUSAMMENFASSUNG

großes Bild eLearning – das elektronische Lernen mit Hilfe von Computern und Internet – gehört mittlerweile in Deutschland zum Alltag. Doch obgleich die Bedeutung von eLearning für die Veränderungen der Bildungs- und Forschungslandschaft sowie der Wissensgesellschaft im globalen Wettbewerb, aber auch für die Entwicklung von Unternehmen und ihrer jeweiligen Kommunikations- und Organisationskultur allgemein anerkannt ist, gehört eLearning keineswegs obligatorisch zum Alltag der deutschen Bildungsstätten und Bildungsträger – insbesondere gilt dies für den Bereich der Schulen. Doch zugleich erhoffen sich viele von einer umfassenden und nachhaltigen Implementierung der eLearning-Instrumentarien vor allem eine bedarfsgerechte und innovative Entwicklung der Bildungsmöglichkeiten auf allen Ebenen und in allen Institutionen der Bildungslandschaft.

In den vergangenen Jahren hat sich eLearning unter inhaltlichen und technischen Gesichtspunkten kontinuierlich weiterentwickelt, und sein Einsatz ist in allen Bildungsbereichen intensiviert worden. Dabei entstanden nicht nur neue Lehr- und Lernangebote, es wurden auch neue Bildungs- und Lernkonzepte sowie Organisationsformen erprobt und entsprechende Hardware und praktikable Lernmaterialien erstellt. Die Entwicklung von komplexen multimedialen, computer- und vor allem webbasierten Lehr- und Lernmodulen wurde ebenso vorangetrieben wie die Weiterentwicklung und mobile Nutzung der neuen Informations- und Kommunikations-Technologien (IKT). Diese eröffnen dem Bildungswesen zu­gleich neue Perspektiven. Vor allem die mit dem Internet verbundenen »Webdienste« stellen neuartige Möglichkeiten für Lernende und Lehrende dar.

Die Bedeutung virtuellen Lernens für Lehrende und Lernende in den verschiedenen Schulformen, für Lehr- und Lernkonzepte und -formate, für die Benachteiligtenförderung und Entwicklung von Lernkulturen im Sinne lebenslangen Lernens, für Wissens- und Kommunikationsmanagement sowie Schulentwicklung und Schulverwaltung ist unübersehbar. Zugleich wurde die Bedeutung für Bildungsreformen, internationale Leistungsvergleiche und Untersuchungen zur zukunftsrelevanten Heranführung von Kindern an die lernzielorientierte Nutzung von Computer und Internet im Unterricht und im außerschulischen Kontext sowie die internationale Reputation des deutschen Bildungswesens und ihrer einzelnen Einrichtungen intensiv diskutiert. Die Ansatzpunkte und Effekte, der Umfang, die Beständigkeit und strategische Relevanz der eLearning-Initiativen sind jedoch sehr unterschiedlich, und umfassende und methodisch aufeinander abgestimmte Analysen der Relevanz und der Wirkungen des Einsatzes von eLearning-Instru­mentarien sind bislang nur begrenzt durchgeführt worden.

Bisherige TAB-Arbeiten haben gezeigt, dass eLearning zumeist eine sinnvolle Ergänzung herkömmlicher Lernarten ist. Die hiermit verbundenen Fragen und bildungspolitisch relevanten Aspekte bildeten den Anlass für den Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, das TAB mit der Erarbeitung eines Sachstandsberichts zum Thema »eLearning und Schule« zu beauftragen. Der vorliegende Bericht skizziert die Möglichkeiten von eLearning in Schulen und verweist zugleich auf Herausforderungen und Handlungsnotwendigkeiten.

eLearning – wie und wozu?

Das Verständnis von eLearning hat sich im Laufe der Jahre stetig verändert. Die ursprünglich stark technologisch geprägte Definition wird aktuell im Zusammenhang mit der Einbindung umfassenderer didaktischer Konzepte neu diskutiert und modifiziert. Dieser stetige Veränderungsprozess erfordert, dass verschiedene Formen von eLearning berücksichtigt werden; das eLearning schlechthin gibt es nicht.

In diesem Bericht werden unter eLearning alle Lehr- und Lernformen verstanden, die durch moderne IKT unterstützt oder ermöglicht werden und der Aufzeichnung, Speicherung, Be- und Verarbeitung, Anwendung und Präsentation von Informationen bzw. Lerninhalten dienen. Der digitale Inhalt (Content) kann interaktiv und multimedial gestaltet werden, d.h. es können Texte, Grafiken, Audio- und Videosequenzen, Animationen und interaktive Funktionalitäten genutzt werden. Die Lernprozesse können durch netzbasierte Kommunikation zwischen Lernenden und Lehrenden – z. B. durch E-Mail, Chat und kollaborative Arbeitsumgebungen – ergänzt werden.

Die Entwicklungen in der Computertechnologie und die Verbreitung der Netznutzung machen den Computer zum technisch-organisatorischen Zentrum der Medien und damit zu einem entscheidenden Hilfsmittel für Lehrende und Lernende. Multimedia und Hypermedia bilden die technische Grundlage für eLearning. Außerdem werden alle netzbasierten Kommunikationsformen zur Unterstützung des Lernprozesses eingesetzt: Newsgroups und E-Mail, neuerdings auch Weblogs und Podcasts, dienen dem Wissens- und Informationsaustausch.

Der Nutzen für die Lernenden bzw. der Mehrwert wird in der flexiblen Nutzung gesehen, in der größeren Motivation, durch neue Lernszenarien und kommunikative, interaktive Betreuung zu lernen, in Möglichkeiten zur Simulation realer Situationen, in vielfältigen, auch kollaborativen Gestaltungsoptionen sowie in der Möglichkeit, ergänzend Informationen oder Wissensbausteine nutzen bzw. zur Verfügung stellen zu können. Zusätzliche Test-Komponenten ermöglichen eine kontinuierliche und zeitlich direkt erfolgende Lernkontrolle. Gerade bei vollständig digitalen Lernformen stehen diesen potenziellen Vorzügen aber Nachteile gegenüber, die durch die Abwesenheit von Lehrenden und Mitlernenden entstehen können.

Nachdem die technologische Dimension von eLearning lange im Mittelpunkt stand, wächst inzwischen die Bedeutung der Didaktik bei der Gestaltung von Lerninhalten und der Entwicklung von Kompetenzen. Erfolgreiches eLearning setzt die Fähigkeit und Bereitschaft zum Selbstlernen voraus. Nicht nur die Lehrenden müssen sich auf neue virtuelle Lernformen einstimmen und vorbereiten. Auch die Schulleitungen, Entscheidungsträger und die Verantwortlichen für Weiterbildung sind gefordert. Insbesondere onlinebasierte Lernformen stellen die Kultur und die Organisation von Schulen vor eine grundlegend neue Situation, die interne Abläufe und Prozesse verändert. Für die Einführung und Implementierung solcher Lernformen bedarf es eines Bildungsmanagements, das diese Dimensionen der Veränderungen permanent analysieren und professionell bedarfsgerecht intervenieren kann.

Potenziale und Entwicklungen

In den Schulen können die Neuen Medien durch ihre besonderen Merkmale – wie Interaktivität, Vernetzung und Multimedialität – potenziell zur Verbesserung der didaktischen und methodischen Qualität des Unterrichts beitragen. Pädagogische und didaktische Argumente, die für den Einsatz computer- bzw. webbasierter Medien im Unterricht vorgebracht werden, lauten in etwa wie folgt:

Neue Medien können durch ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und ihre besonderen Eigenschaften das Lehren und Lernen in der Schule positiv und gewinnbringend verändern. Neue Medien ermöglichen neue Lehr- und Lernformen (selbstständiges, aktives, kooperatives und konstruktives Lernen) sowie die individuelle Förderung jedes einzelnen Schülers. Multimediale Lernprogramme bieten den Lernenden die Möglichkeit, ihr Lernen und ihren Lernprozess individuell zu gestalten. Diese Möglichkeit ist gleichzeitig eine Basis für selbstgesteuertes Lernen, das insbesondere auch deshalb ständig an Bedeutung gewinnt, weil die Wissens- und Informationsgesellschaft lebenslanges Lernen fordert. Medienkompetenz ist eine Schlüsselqualifikation für die Informations- und Kommunikationsgesellschaft und kann am besten durch den (rechtzeitigen) Einsatz von Neuen Medien in Schulen vermittelt werden.

Zu konstatieren ist jedoch auch, dass die für das Lernen wichtigen Aspekte wie Motivation, Emotion, Kognition, Metakognition und Lernstrategien den Lern­prozess stark beeinflussen und in gegenseitiger Wechselbeziehung stehen, jedoch im Blick auf das mediale Lernen bislang kaum berücksichtigt werden.

Mediennutzung in Haushalten und Schulen Deutschlands

In Deutschland sind Familien, in denen Kinder und Jugendliche aufwachsen, heute bestens mit Neuen Medien ausgestattet, und der Großteil nutzt die Neuen Medien auch selbstverständlich im Alltag. Wenn Kinder und Jugendliche neue Medien nutzen, dann überwiegend zum Spielen, Lernen und zur Internetnutzung. Während Kinder im Internet am häufigsten Informationen suchen, Themen recherchieren und Onlinespiele nutzen, spielt bei Jugendlichen das Internet vorwiegend als Kommunikationsmedium eine Rolle, allen voran beim sogenannten Instant Messaging und dem Versenden von E-Mails.

Im Gegensatz zu der sehr guten Medienausstattung von Haushalten, in denen Kinder und Jugendliche leben, erweist sich die technische Ausstattung der Schulen und sonstiger Lernorte als weniger gut. Auch im internationalen Vergleich schneidet Deutschland hier schlecht ab. Fast alle allgemeinbildenden Schulen in Deutschland verfügen über Lernsoftware, jedoch nur wenige über multimediale Nachschlagewerke und Software mit Werkzeugcharakter. Es herrscht ein Mangel an Programmen, die es den Lehrkräften ermöglichen, selbst Software oder Unterrichtsmaterialien zu erstellen.

Dass Deutschland nach der Studie PISA 2003 unter allen Industriestaaten das Land ist, in dem der Computer am seltensten als regelmäßiges Lerninstrument eingesetzt wird, dürfte nicht zuletzt an den fehlenden bzw. unspezifischen Vorgaben zum IKT-Einsatz in den Bildungsplänen vieler Bundesländer liegen. Insbesondere der Einsatz von Computern für Schüler mit speziellen Bedürfnissen und Behinderungen ist in Deutschland ausbaufähig und liegt weiter unterhalb des EU-Durchschnitts. Die Folge ist, dass Kinder und Jugendliche ihre auf IKT bezogenen Fähigkeiten größtenteils eigenständig im außerschulischen Umfeld erwerben. Gleiches gilt für die Lehrpersonen.

Auffällig ist die teilweise große Skepsis, mit der die deutschen Lehrkräfte dem Einsatz von IKT gegenüberstehen. Der Anteil der Skeptiker ist dreimal so groß wie im europäischen Durchschnitt. Deutsche Lehrkräfte schätzen ihre IKT-Kennt­nisse insgesamt eher kritisch ein. Dabei ist auch hier ein deutlich negativer Zusammenhang zwischen dem sicheren Umgang mit IKT und dem Dienstalter festzustellen. Die männlichen Lehrpersonen haben sich den Umgang mit dem Computer mehrheitlich selbst beigebracht, während Lehrerinnen ihre Kenntnisse hauptsächlich von Familienmitgliedern oder Kolleginnen vermittelt bekamen.

eLearning in deutschen Schulen

Zwar werden in Deutschland eLearning-Strategien und -Aktionspläne auch auf Bundesebene entworfen, letztlich entscheidet aber jedes Landes-Kultusmini­sterium, inwieweit eLearning und der Erwerb von Medienkompetenz bei Lehrkräften und Schülern in die eigenen Schulgesetze, Bildungspläne, Lehrpläne etc. eingebunden und damit wegweisend für die Praxis in den jeweiligen Schulverwaltungs- bzw. Regierungsbezirken werden sollen. Dies bedeutet, dass eine Vielzahl von Strategien und Förderansätzen parallel verfolgt werden, ohne dass sie ausreichend untereinander abgestimmt werden bzw. Synergiepotenziale nutzen können.

Ein Vergleich der Ansätze in den Bundesländern zeigt, dass sie sich inhaltlich nicht so sehr unterscheiden. Somit besteht ein weiterer Grund für eine engere Abstimmung der Maßnahmen: Die Möglichkeit des Lernens voneinander bei der Umsetzung einzelner eLearning-Maßnahmen könnte durch den Ausbau von Informationsplattformen zum Erfahrungsaustausch der Lehrkräfte und der stärkeren Vernetzung bei der Entwicklung didaktischer Lösungen verbessert werden.

Für die Kultusministerien stellen Neue Medien in erster Linie ein Hilfsmittel dar; die Entwicklung von Medienkompetenz, auch für die Nutzung von eLearning, scheint bisher nur für höhere Klassen ein Ziel zu sein. Schulen ab der Sekundarstufe I sollen den Einsatz von Neuen Medien stärker in den Lehrplänen berücksichtigen als Grundschulen. Hier gilt es zu bedenken, dass die Ansprüche an die informationstechnische Grundbildung sich rasch wandeln und dass dieses ausreichend in konkreten Lehrplänen und didaktischen Konzepten berücksichtigt werden sollte.

Bisher publizierte Berichte aus der wissenschaftlichen Begleitung der Fördermaß­nahmen zeigen, dass für eine zielführende Nutzung der Potenziale Neuer Medien geeignete bildungspolitische, pädagogische und didaktische Konzepte erforderlich sind. Vielerorts wird mittlerweile auf diese Erkenntnisse reagiert, und entsprechende Maßnahmen werden für eine zukunftsgerechte Ausbildung von Kindern und Jugendlichen an den Schulen ergriffen. Allerdings geht aus der Analyse der Schulgesetze und Lehrpläne sowie der Zielsetzungen der meisten Förderinitiativen hervor, dass es letztlich den Lehrenden überlassen bleibt, entsprechende Informationen über Lösungen, Werkzeuge oder Maßnahmen zu recherchieren und umzusetzen. Durch diese Individualisierung der Umsetzung der Lehrpläne wird der Austausch über Good Practices oder unterstützende Informationen zusätzlich erschwert.

eLearning in englischen Schulen

Großbritannien nimmt bei eLearning-Aktivitäten im Bereich Bildung international eine führende Rolle ein. Im Schulbereich sind auf IKT bezogene Inhalte im gesamten Curriculum verankert und fester Unterrichtsbestandteil in den meisten Fächern. Die Lehrer stehen der IKT-Nutzung im internationalen Vergleich positiv gegenüber und verfügen über gute Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit Computern.

Schüler und Lehrer profitieren von vielfältigen Lehr- und Lernmaterialien, Lehrkräfte und Schulleitung sehen sich einem wachsenden Aus- und Weiterbildungsangebot im Bereich IKT gegenüber. In großen Projekten wird die Schaffung einer einheitlichen digitalen Infrastruktur vorangetrieben und insbesondere auch der Einsatz der Breitband-Technologie sowie kompatibler Software-Lösungen gefördert. Bei der Verwirklichung der einzelnen Strategiebausteine arbeiten die verschiedensten Akteure aus den Bereichen Bildung, Forschung und Industrie eng zusammen, um einen multidisziplinären und ganzheitlichen Ansatz zu gewährleisten.

Eine umfassende Evaluation der nationalen eLearning-Strategie im Jahre 2006 identifizierte aber auch Schwachstellen und Herausforderungen: Bemängelt wird, dass an der Mehrheit der Schulen verbindliche Regelungen zur regelmäßigen Aufrüstung und Erneuerung der IKT fehlen oder diese nicht eingehalten werden, sodass nur wenige Schulen tatsächlich auf dem neuesten Stand der Technik sind. Auch stellt die mangelnde Kompatibilität der unterschiedlichen Hard- und Softwarepakete im Bildungsbereich nach wie vor ein Problem dar. Die Qualität der digitalen Unterrichtsmaterialien wird insgesamt als gut bewertet. Die Materialien werden noch mehrheitlich offline genutzt, wobei sich ein Trend hin zur verstärkten Onlinenutzung abzeichnet.

Es bestehen jedoch Zweifel, ob die verfügbaren Materialien im Unterricht immer effektiv genutzt werden, auch weil die Lehrenden oftmals nicht in der Lage sind, die Qualität der Materialien zu beurteilen. Entsprechend sieht die Lehrerschaft für sich im IKT-Bereich nach wie vor den größten Fortbildungsbedarf, auch wenn ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit dem Computer von den Schulleitungen mehrheitlich als den Anforderungen angemessen oder besser eingeschätztwerden. Immerhin konnte jedoch in nationalen Leistungstests ein schwachpositiver Effekt der Computernutzung auf die Schülerleistungen aufgezeigt werden.

Insgesamt gesehen befindet sich England allem Anschein nach, und trotz der aufgezeigten Schwachstellen, auf dem Weg zu einer weiteren Verbesserung seiner im europäischen Vergleich ohnehin guten Position. Kommende Auswertungen werden zeigen, inwieweit die verschiedenen ehrgeizigen Ziele der »e-Strategie« vollständig erreicht werden konnten.

eLearning in schweizerischen Schulen

eLearning hat in der Schweiz auf breiter Ebene Einzug in den Unterrichtsalltag gehalten. Ausschlaggebend dafür sind vielfältige Aktivitäten und Initiativen. Die Angebote richten sich an unterschiedliche Zielgruppen, wie z.B. Lehrpersonen, Multiplikatoren, Schulleitungen und Schüler. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Organisationen, die sich gezielt mit der Einführung und pädagogisch sinnvollen Nutzung von IKT im Schulwesen beschäftigen. Viele dieser Akteure fördern innovative Projekte in den einzelnen Kantonen. Auch die Privatwirtschaft engagiert sich im Bereich eLearning und unterstützt die Schulen vielfältig, sei es durch die Bereitstellung von Technik und Support oder mithilfe von Schulungen.

Besonderer Wert wird auf die IKT-bezogene Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte und ihrer Ausbilder gelegt. In allen Kantonen gibt es vielfältige Angebote, die teilweise kostenfrei oder teilfinanziert sind. An den Universitäten sind die IKT und deren Einsatzmöglichkeiten im Unterricht obligatorischer Bestandteil der Lehrerausbildung für alle Schulstufen. Insgesamt haben sich durch das erweiterte Aus- und Fortbildungsangebot die IKT-Kompetenz der Lehrkräfte sowie ihre Einstellung zum IKT-Einsatz im Unterricht deutlich verbessert. Auch die Schüler werden durch zielgruppenspezifisch konzipierte Plattformen beim eLearning unterstützt. Die Palette der Angebote zu Hausaufgabenhilfe oder Lernsoft ware ist groß. Schließlich konnte die IKT-Ausstattung der Schulen in quantitativer wie qualitativer Hinsicht in den letzten Jahren deutlich verbessert werden.

Im Rahmen von »Public Private Partnership – Schule im Netz« konnten vielfältige Einzelprojekte kantonübergreifend gefördert werden. Die Fördervoraussetzungen sollen zwei zentralen Problemen begegnen, die die Wirksamkeit IKT-bezogener Maßnahmen einschränken: Aufgrund der Bildungshoheit der Kantone sind die einzelnen Maßnahmen oft nicht einheitlich, und gute Beispiele werden zu selten auf andere Kantone übertragen. Ein zweites zentrales Problem ist die Kurzfristigkeit vieler Projekte. So werden häufig vielversprechende Maßnahmen konzipiert, dann aber nur über einen kurzen Zeitraum durchgeführt und anschließend eingestellt.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich die Schweiz mit den bisherigen Maßnahmen im Bereich schulisches eLearning gut positioniert hat. Die Bildungsverantwortlichen haben erkannt, dass es in Zukunft darum gehen muss, die Nachhaltigkeit der bisherigen Bemühungen zu sichern, die interkantonale Zusammenarbeit weiter zu forcieren und die Lehrkräfte bei der Umsetzung der im Rahmen der Aus- und Fortbildung erworbenen Kenntnisse im Unterricht weiterhin intensiv zu unterstützen. Hier liegt dementsprechend auch der Schwerpunkt der zukünftigen Arbeit der »Schweizerischen Koordinationsstelle ICT und Bildung«.

eLearning in finnischen Schulen

Finnland gilt weltweit als ein Vorreiter im Bildungsbereich. Nach den PISA-Stu­dien liegen die Kenntnisse 15-jähriger Schüler in Mathematik, den Naturwissenschaften und der Lesefertigkeit an der Spitze der OECD-Länder. Der Anteil der schwachen Schüler ist im Vergleich zu anderen OECD-Ländern gering und die Leistungsdifferenzen zwischen verschiedenen Regionen und Schulen sind nicht sehr ausgeprägt. In Finnland erhalten alle Menschen – unabhängig von ihrem Wohnort oder ihrem familiären Hintergrund – gleichberechtigten Zugang zu Erziehung und Ausbildung. Der Erfolg Finnlands hat in den letzten Jahren ein stetig wachsendes internationales Interesse am finnischen Schulsystem geweckt.

Das Land hat sich früh auf eine umfassende Strategie zur Entwicklung des eLearnings verständigt und den Aufbau der Infrastruktur in den einzelnen Bildungseinrichtungen und die Entwicklung von digitalen Lehrmaterialien vorangetrieben. Für alle Bildungsbereiche wurden Programme aufgelegt und Einrichtungen aufgebaut, beginnend mit einem Netzwerk für den Vorschulbereich bis hin zu einer Virtuellen Universität und einer Open University.

Die zentralen öffentlichen Akteure im eLearning in Finnland sind das Bildungsministerium und die nationale Bildungsbehörde; auch die Rundfunk- und Fernsehgesellschaft YLE gehört zu den wichtigsten Akteuren, insbesondere als Anbieter von telebasierten Kursen. Das Bildungsministerium hat bereits 1995 ein erstes Programm zur Förderung von IKT in den Schulen aufgelegt, sodass im Jahr 2000 alle Schulen mit Computern und der entsprechenden Infrastruktur ausgestattet waren. Nach einer Studie der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2006 liegt die Schüler-Computer-Relation in finnischen Schulen mit 16,8 % (6:1) deutlich über dem europäischen Durchschnitt.

Die erfolgreiche Umsetzung von eLearning-Konzepten erfordert eine positive und aufgeschlossene Haltung der Lehrenden zu IKT und deren Nutzung. Nach der genannten Studie der Europäischen Kommission stehen finnische Lehrpersonen dem Einsatz von IKT im Unterricht im europäischen Vergleich positiver als der Durchschnitt gegenüber; so liegt der Anteil der Skeptiker deutlich unter dem in Großbritannien.

Im Gegensatz zu den relativ positiv klingenden programmatischen Aussagen scheint jedoch die Praxis teilweise anders auszusehen. So verweisen Lehr­personen in nationalen Untersuchungen als Grund für die unter den prinzipiellen Möglichkeiten liegende IKT-Nutzung auf das Fehlen von geeigneten digitalen Lernmaterialen. Dem soll durch die modifizierte Gesetzgebung – u.a. für die zuständige YLE – entgegengewirkt werden.

Voraussetzungen für erfolgreiches schulisches eLearning

Die IKT-Nutzung und die eLearning-Aktivitäten in deutschen Schulen sind international gesehen vergleichsweise weniger verbreitet, und an vielen Stellen sind Verbesserungsnotwendigkeiten zu konstatieren. Einige Entwicklungen der vergangenen Jahre zeigen, dass teilweise zentrale Aspekte bei der Konzipierung und Durchführung der eLearning-Aktivitäten nicht immer bedacht wurden und dass dies deren Erfolg negativ beeinflusste. Unverzichtbar, so hat sich gezeigt, sind koordinierte Maßnahmen und Strategien zur Qualitätssicherung der verschiedenen Projekte und Initiativen. Von besonderer Bedeutung bzw. Auswirkung für den Einsatz von eLearning sind auch die Motivation und Qualifikation der Lehrkräfte. Deutlich geworden ist schließlich, dass die sinnvolle bzw. optimale Anwendung der unterschiedlichen Gestaltungsformen und -funktionen von eLearning die Etablierung spezifischer Rahmenbedingungen voraussetzt.

Hardware

Eine quantitativ und qualitativ hochwertige Ausstattung der Schulen mit Hardware ist Grundvoraussetzung für eLearning-Aktivitäten an Schulen. Als ein wesentlicher Aspekt wird in diesem Zusammenhang oftmals auch die Senkung der sogenannten Schüler-/Computerquote genannt. Zu hinterfragen ist allerdings, ob die Verbesserung der Schüler-Computer-Relation eine notwendige Voraussetzung für erfolgreiche eLearning-Aktivitäten darstellt. Vielmehr ist ein spezifischer bzw. erstrebenswerter Ausstattungsgrad einer Schule mit Computern jeweils nur vor dem Hintergrund des eingesetzten Lehrkonzepts zu beurteilen. In der Praxis haben sich verschiedene Zuteilungen der Rechner eingespielt, die je nach Situation und Zielsetzung jede für sich durchaus berechtigt und sinnvoll sein können.

Ein weiterer wichtiger Aspekt betrifft die technische Qualität der eingesetzten Rechner und der Peripheriegeräte, da veraltete IKT die Möglichkeiten des eLearnings erheblich einschränken. Eine regelmäßige und zuverlässige Wartung der Hardware ist von herausragender Bedeutung. In Deutschland gibt es diesbezüglich bisher keine einheitlichen Ansätze. Serviceverträge mit entsprechenden Anbietern sind vergleichsweise selten, häufig scheint die Verantwortung für die Wartung bei den Lehrkräften oder Schulleitungen selbst zu liegen. Angeraten erscheint deshalb die Bereitstellung eines externen Serviceangebots, einerseits, um die fachgerechte Lösung komplexerer Probleme zu gewährleisten, andererseits zur Entlastung der Lehrenden und Schulleitungen zugunsten ihrer eigentlichen Kernaufgaben.

Software

In Bezug auf den Content, also die konkreten Lehr- und Lerninhalte, gibt es für eLearning-Aktivitäten weder »die« Strategie noch »das« Konzept, entsprechend vielfältig sind auch die Materialien und die Software für eLearning. Der Verfügbarkeit und Auswahl passender Lehr- und Lernmaterialien und Software kommt eine herausragende Bedeutung zu. Hier stellt sich die Frage nach geeigneten Distributionswegen und damit Zugangsmöglichkeiten für die Anwender. Wichtig ist auch die Kompatibilität der verfügbaren Software mit der eingesetzten Hardware, die vor allem durch die Leistungsfähigkeit der Rechner bedingt wird. Von Bedeutung ist schließlich die Festsetzung von (Mindest-) Standards, um die Qualität der eingesetzten Software sowie deren pädagogischen Nutzen sicherzustellen.

Qualifikation

Eine umfangreiche Ausstattung der Schulen mit Hardware und Software sowie deren adäquate Anwendung sind für sich genommen noch kein Erfolgsgarant. Vielmehr ist die Art und Weise einer sinnvollen und zielgerichteten Ausgestaltung von eLearning stark abhängig von den individuellen Kompetenzen und Interessen der Lehrenden. Diesbezüglich sind übertragbare didaktische Konzepte sinnvoll, die für Einheitlichkeit und messbare Standards sorgen und zugleich den Lehrenden einen konstruktiven Handlungsrahmen bieten. Zudem sind die ausreichende Qualifizierung und Motivation des Lehrpersonals wichtige, wenn nicht sogar die entscheidenden Faktoren für einen nachhaltigen Erfolg des eLearnings. In diesem Zusammenhang spielt die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte eine zentrale Rolle. Wichtig sind darüber hinaus die Qualifikation in Methodik und Didaktik sowie die Kenntnis und Akzeptanz der Einsatzmöglichkeiten Neuer Medien im Unterricht. Die Rolle und Bedeutung der Schulleitung und anderer Entscheidungsträger sind in diesem Kontext zu präzisieren und stärker hervorzuheben.

Für die Einbindung der eLearning-Instrumentarien in den Unterricht ist die Erfahrung von Lehrkräften gleicher oder angrenzender Disziplinen sowie gleicher oder angrenzender Jahrgangsstufen und Schulformen von großer Bedeutung. Gerade für »eLearning-Novizen« ist Erfahrungsaustausch von wesentlicher Bedeutung, insbesondere dann, wenn Computer nicht nur eine Randerscheinung unveränderter didaktischer Modelle sein sollen. Handreichungen für die Schulleitung und Fragen zur Organisation und Administration, Kosten und Finanzen sowie Medienprofil und Schulentwicklung, aber auch wertvolle Tipps für Lehrkräfte zum Umgang mit Hard- und Software lassen sich so mitunter rascher »informell« klären. Didaktische Konzepte können gemeinsam entwickelt, diskutiert oder erprobt werden. Erfahrungen im Umgang mit Problemen der Schüler, Hinweise zur interdisziplinären Computerarbeit oder auch für Projekte über den Unterricht hinaus sollten ebenso durch einen stärkeren Informations- wie Erfahrungsaustausch gefördert werden.

Chancengleichheit

Schulische eLearning-Initiativen und die konkreten eLearning-Anwendungen müssen soziale Unterschiede bzw. sozial bedingte Zugangsvoraussetzungen und Erfahrungen im Umgang mit IKT berücksichtigen, denn nicht alle Schüler verfügen in gleichem Maße über Möglichkeiten der allgemeinen Nutzung von Computern und des Zugangs zum Internet. Selbst wenn alle Schulen gleichwertig mit Computern ausgestattet wären, spielt der Aspekt der häuslichen Computernutzung eine nicht unerhebliche Rolle. Zielgruppenorientierte Programme hätten hier für eine Chancengleichheit unabhängig von sozialen Hintergründen Sorge zu tragen.

Nachhaltigkeit

Schulisches eLearning sollte nachhaltig implementiert werden. Viele eLearning-Projekte mussten – oftmals trotz nachweislicher Erfolge – nach wenigen Jahren wieder eingestellt werden, da es nach Ende des vorgesehenen Förderzeitraums an den notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen zur eigenständigen Weiterführung fehlte. Dadurch entgeht nicht nur nachfolgenden Schüler- oder Lehrerjahrgängen die Chance, ebenfalls von einer spezifischen medienbezogenen Förderung zu profitieren, sondern es gehen ggf. auch die Ergebnisse oft zeit- und ressourcenintensiver, konzeptioneller und administrativer Arbeit verloren. Hier bedarf es dringend der Erarbeitung entsprechender Konzepte, die eine nachhaltige Anwendung und Implementierung sinnvoller eLearning-Projekte sicherstellen können.

Herausforderungen und Handlungsoptionen

Dass Computer (nahezu) ubiquitäre Zugangsgeräte zum globalen Informationsspeicher darstellen, dass sich die Art und Weise des Informationszugangs in der Schule wandelt und wandeln muss und die Möglichkeiten des eLearnings von der Schule nicht ignoriert werden dürfen, haben die Entwicklungen der vergangenen Jahre verdeutlicht. Schule muss vielmehr die neue Lebenswirklichkeit der Kinder und Jugendlichen aufnehmen und zielgerichteter in den Unterricht integrieren. Durch die zunehmende Verflechtung von Hardware und Internet entwickelt sich auch das eLearning in eine neue Richtung: Weblogs, Podcasts, Wikis und Social Software machen aus dem bisherigen – eher statischen – »WWW« ein web2.0 oder eLearning2.0, deren Inhalte von den Nutzern selbst gestaltet werden und bei Jugendlichen bzw. Schülern inzwischen einen hohen Stellenwert besitzen. Im Zuge des eLearnings sollten solche Entwicklungen aktiv aufgegriffen und für den Unterricht genutzt werden.

Dass in den Schulen einiges in diese Richtung geschieht und seit dem ersten Bekanntwerden der PISA-Ergebnisse auch im öffentlichen Bildungsbereich investiert wurde, ist durchaus erkennbar. Aktuelle Studien der OECD besagen aber, dass dies bislang nicht ausreichend war und die Bildungsinvestitionen zum Teil fehlgeleitet worden sind: Substanzielle Verbesserungen sind demnach nicht durch mehr Testverfahren und Überprüfungen zu erreichen, wohl aber durch die Einführung von der modernen Informations- und Wissensgesellschaft angemessenen neuen Lehr- und Lernformen. Selbstverständlich kann der Einsatz von Computern allein keine bessere Bildung bewirken. Notwendig ist vielmehr die Einbettung der Neuen Medien in ein pädagogisches Konzept des eLearnings. Zudem kann nur ein systemisch-ganzheitlicher Ansatz verhindern, dass Investitionen in Ausstattung und Software ohne nachhaltigen Bildungseffekt verpuffen.

Auf der Basis praktischer Erfahrungen und bisheriger wissenschaftlicher Erkenntnisse erscheinen die weitere Förderung von Neuen Medien bzw. der Einsatz und die nachhaltige Implementierung von eLearning in der Schule dann sinnvoll, wenn spezifische, und im vorliegenden Bericht benannte, Modalitäten und Voraussetzungen berücksichtigt werden. Viele erfolgreiche Ideen sind in Deutschland von Einzelpersonen oder Institutionen in die Schulen hineingetragen worden. Dieses Handlungswissen sollte bei der weiteren Entwicklung ebenso berücksichtigt werden wie insbesondere auch die internationalen Erfahrungen auf diesem Gebiet. Gerade mit Blick auf England und teilweise auch die Schweiz zeigen sich Handlungsfelder, die ggf. auch in die deutschen Bildungsstrukturen übertragen werden könnten. Des Weiteren sollten die bisherigen Erfahrungsberichte zu einzelnen Projekten sowie Forschungsergebnissen zusammengeführt, hinsichtlich der Methodik ggf. angeglichen sowie auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Auch dies kann zu einer effizienteren und effektiveren Auseinandersetzung mit der eLearning-Thematik, zur bedarfsorientierten Entwicklung von Projekten und zur Vermeidung von Redundanzen in Planung, Konzeption und Durchführung beitragen.

IKT-Bildung und Kompetenzstandards

Sinnvoll wären länderübergreifende verbindliche Mindeststandards für die Modalitäten schulischen eLearnings, die zudem in die Bildungs- und Lehrpläne der einzelnen Bundesländer Eingang finden. Überlegenswert erscheint auch die Festsetzung jahrgangsspezifischer Kompetenzniveaus, ähnlich wie in den Bildungsplänen in Großbritannien. Dort wird für die Jahrgangsstufen beschrieben, welche Fähigkeiten und Kenntnisse die Schüler am Ende einer Schulstufe im Bereich Neue Medien erworben haben sollen. Medienkompetenz sollte nicht nur im Rahmen einzelner Schulfächer, wie etwa Informatik, gefordert und gefördert werden, sondern sollte sich als Lernziel durch das gesamte schulische Curriculum ziehen.

Zwar spielt die Medienkompetenz in der Lehreraus- und -fortbildung eine zunehmende Rolle, allerdings sind Art, Qualität und Umfang des Angebots in den einzelnen Ländern und teilweise auch regional sehr unterschiedlich; hier ist Handlungsbedarf zu konstatieren. Denkbar wären (bundesweit) verbindliche Standards für die Integration medienbezogener Inhalte in die Lehrerausbildung aller Schulstufen. Dabei wäre darauf zu achten, dass IKT-bezogene Inhalte nicht ausschließliches Thema eigenständiger Veranstaltungen oder Seminare sind, sondern zielgerichtet mediendidaktische Kompetenz für die jeweiligen Unterrichtsfächer vermittelt wird. Auch sind eine bessere Strukturierung, Koordination und Aufbereitung des Fortbildungsangebots sowie dessen Ergänzung und Erweiterung anzustreben. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund möglicher Kosteneinsparungen sollte verstärkt auch die Ausbildung von Lehrkräften zu Multiplikatoren gefördert werden, die ihr erworbenes Wissen in schulinternen Fortbildungen weitergeben. Sinnvoll ist eine Zertifizierung der Fortbildungen, um die Teilnahme­motivation der Lehrkräfte zu steigern und zugleich die jeweilige Lehr- bzw. Lehrerqualifikation transparent zu machen. Hier verfügt die Schweiz über vielfältige beispielhafte Erfahrungen.

Vernetzung und Kooperation

Anzustreben ist eine stärkere Vernetzung und Kooperation der Schulen untereinander. Der bisher noch vorherrschende Einzelerwerb geeigneter Hard- und Soft­ware führt einerseits zum Verlust möglicher Skaleneffekte, andererseits sind die Systemlösungen einzelner Schulen oft nicht miteinander kompatibel, was den Austausch und auch die Verbreitung erfolgreicher eLearning-Ansätze erschwert. Insgesamt ist ein intensiverer Austausch von erprobten und guten eLearning-Lösungen – auch über Schulstufen hinweg – wünschenswert, um ein sinnvolles, aufeinander aufbauendes Förderkonzept entwickeln zu können. Von übergreifender Bedeutung sind schließlich die regelmäßige und kooperative Evaluation der eLearning-Aktivitäten sowie deren kontinuierliche Verbesserung. Dies setzt wiederum klare Zielsetzungen voraus, die etwa auch in den Lehrplänen zu verankern wären.

Finanzierung

Die öffentliche Hand hat seit dem Jahr 2000 weit über 1 Mrd. Euro in eine Vielzahl von eLearning-Projekten investiert, ohne jedoch dabei ein übergreifendes Konzept oder eine überregionale Koordination zur Steigerung der Effizienz erkennen zu lassen. Stattdessen wurden und werden Mehrfachentwicklungen getätigt, und Skaleneffekte konnten kaum genutzt werden. Darüber hinaus ist der Förderzeitraum in aller Regel begrenzt, viele Projekte müssen nach Ablauf der Förderung mangels ausreichender finanzieller und personeller Ressourcen beendet werden.

Die gegenwärtigen Kosten für IKT in den Schulen stellen wahrscheinlich nur die Spitze des Eisberges dar. Erst wenn die Förderung von Modellprojekten und Pilotvorhaben ausgelaufen ist, Garantien für die technische Ausstattung abgelaufen sind, Ersatzbeschaffungen anstehen oder der Support an externe Dienstleister vergeben wird, können die tatsächlich und dauerhaft auf die Schulträger zukommenden Kosten realistisch eingeschätzt werden. Bund und Länder sollten daher bemüht sein, Lehrpersonen und Entscheidungsträger im Schulwesen nicht nur über Projektideen und geeignete Hard- und Softwareausstattung zu informieren, sondern insbesondere über Möglichkeiten zu deren Finanzierung. Bevor ein Projekt durch öffentliche Fördermittel bezuschusst wird, sollte geklärt sein, wie nach Ablauf des vorgesehenen Förderzeitraums die Aktivitäten weitergeführt werden können, welche finanziellen und personellen Mittel dafür zur Verfügung stehen bzw. wie diese beschafft werden sollen. Hierbei könnte ein Blick auf die Schweiz hilfreich sein: Dort ist eines der entscheidenden Förderkriterien, dass Möglichkeiten zur langfristigen Fortführung des jeweiligen Projekts aus dem Förderantrag ersichtlich werden.

Forschungsbedarf

Bisherige Studien zum Einfluss von Computer- und Internetnutzung bzw. des konkreten Einsatzes von eLearning-Instrumentarien und -inhalten in der Schule auf die Leistungen der Schüler können weder belegen, dass der Einsatz von Neuen Medien bzw. das eLearning generell positive Auswirkungen auf schulische Leistungen besitzt, noch dass der Einsatz von Computern an Schulen prinzipiell kein positives Potenzial für Schüler hat. Sie deuten allerdings an, dass ein solches Potenzial beim bisherigen Einsatz in der Schule bei Weitem nicht ausgeschöpft wurde. Die entsprechenden Diskussionen und Kontroversen sind längst nicht abgeschlossen, weitere detaillierte Untersuchungen und Langzeitstudien sind notwendig.

Daher wäre es sinnvoll, vor einem umfassenden eLearning-Einsatz in der Schule zunächst effektive Einsatzmöglichkeiten von Computern im Unterricht zu finden und deren Wirksamkeit in Feld- und Längsschnittstudien zu verifizieren. Generell fehlt es bislang noch an dezidierten Untersuchungen, die vor dem Hintergrund des Einsatzes von eLearning-Instrumenten den jeweiligen fachspezifischen Lernerfolg – oder auch Misserfolg – tatsächlich messen. Nach wie vor ist unklar, welche Konzepte hier wirklichen Lernerfolg bringen und wie viele Computer pro Schüler dafür überhaupt notwendig sind. Doch letztlich sind dies Angaben, die Kommunen dringend für Schulmittelplanungen benötigen, insbesondere um nach Ablauf von Modell- und Pilotphasen anschließend ggf. einen (bezahlbaren) Dauerbetrieb einrichten und gewährleisten zu können.

Es kann davon ausgegangen werden, dass die zunehmende Mobilität, häufigeres Lernen zuhause, die wachsende Bedeutung des lebenslangen Lernens, zunehmend breitbandigerer IKT-Anwendungen in vielen Einsatzbereichen sowie der Einsatz von internetbasierten Lernplattformen insgesamt Auswirkungen auf den schulischen eLearning-Bereich haben und insbesondere zu einer Ausweitung des Angebots von webgestützten Lernarrangements führen werden. Von wesentlicher Bedeutung sind daher die Entwicklung von Strategien zur Optimierung der eLearning-Angebote und die Gewinnung von grundlegenden Informationen und detaillierteren Kenntnissen über eLearning-Prozesse in ihren einzelnen Phasen. Insbesondere folgende Themen hätten zukünftige Studien zu berücksichtigen:

Die Gewinnung substanzieller Informationen aus solchen Studien ist letztlich unabdingbar, um eine Reihe bislang nicht oder nicht zufriedenstellend beantworteter Fragen lösen sowie Optimierungsansätze für schulisches eLearning vorschlagen zu können.

Auch wenn zurzeit der öffentliche Diskurs über die Bildungsrelevanz der Computernutzung wieder stärker kontrovers bzw. medienkritisch geführt wird, so sollte eLearning keinesfalls vorschnell als ein Übergangsphänomen betrachtet werden. In vielen Bildungsbereichen, und sicher auch an den Schulen, wird sich eLearning als eine bedeutsame Erweiterung der Lehr- und Lernmöglichkeiten herausstellen und sich zeigen, dass eLearning eine interessante Bereicherung des Unterrichts oder sogar ein zentrales Element in der Schule darstellen kann. Lehrende wie Lernende, Schulleitungen und Bildungsexperten müssen jedoch selbst dazu beitragen, indem sie Erfahrungen mit den Neuen Medien in der Schule weitergeben und evaluieren und so zu einer Qualitätssicherung des Lernens und Lehrens mit eLearning-Instrumentarien beitragen.

 

Erstellt am: 03.06.2008 - Kommentare an: webmaster