Torsten Fleischer, Christiane Quendt

„Unsichtbar und unendlich“ – Bürgerperspektiven auf Nanopartikel
Ergebnisse zweier Fokusgruppen-Veranstaltungen in Karlsruhe

Karlsruhe: Forschungszentrum Karlsruhe 2007 (Wissenschaftliche Berichte, FZKA 7337), 78 Seiten
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Einleitung

Nanotechnologie hat sich seit ungefähr zehn Jahren als Oberbegriff für eine Reihe avancierter Wissenschafts- und Technikrichtungen etabliert. Deren Gemeinsamkeit besteht darin, die gezielte Analyse und Manipulation von Stoffen in einer Größenordnung zu erlauben, die bislang menschlichem Zugriff verschlossen war: in der Nanometer-Dimension (der Größenordnung z. B. komplexer Moleküle). Nanotechnologie gilt als eine der Schlüsseltechnologien der Gegenwart mit einem großen antizipierten wirtschaftlichen und forschungsbezogenen Innovationspotenzial.

Diese Vielseitigkeit erklärt ihre – politische wie wirtschaftliche – Attraktivität, verführt(e) aber gerade in der Frühphase ihrer Entwicklung oft auch zu falschen Generalisierungen und überschießenden Visionen. Inzwischen liegen gründlichere und nüchternere Analysen, etwa zur Anwendung von Nanotechnologie im Medizinbereich, in der Energietechnik oder im Umweltschutz vor, die umfangreiche Potenziale aufzeigen.

Als hartnäckig schwierig erweisen sich dabei sowohl die Charakterisierung von wie vor allem auch die Kommunikation über Nanotechnologie. Dies liegt unter anderem darin begründet, dass bis heute unbestimmt ist, was im Einzelnen unter Nanotechnologie verstanden werden soll – und was nicht. Eine im Wissenschaftsbereich allgemein akzeptierte Definition des Gebietes fehlt bislang, sie ist vielleicht auch gar nicht möglich.

Es handelt sich bei „Nanotechnologie“ weder im engeren Sinne um eine spezifische Technik noch um eine abgrenzbare Gruppe von Techniken. Vielmehr wird mit diesem Begriff eine breite Palette von in Bezug auf Gegenstand, mögliche Anwendungsbereiche und denkbare Realisierungszeiträume sehr unterschiedlichen wissenschaftlichen und technischen Ansätzen bezeichnet. Dies macht auch die Kommunikation über Nanotechnologie(n) so komplex.

Trotz des enormen Potenzials, das Entwicklungen aus dem Bereich Nanotechnologie in sich bergen, herrscht in den meisten Fällen derzeit Unklarheit über mögliche Risiken der Anwendungen für die Gesundheit des Menschen und die Umwelt. Einen Beitrag zum Schließen dieser Lücke versucht das BMBF-Projekt „NanoCare“ zu leisten. Es will sowohl neue wissenschaftliche Erkenntnisse über mögliche (vor allem gesundheitliche) Auswirkungen von synthetischen, also zielgerichtet hergestellten Nanopartikeln erzeugen als auch eine strukturierte und interpretierte Informationsbasis etablieren, die aus dem neu gewonnenen Wissen und aus bereits verfügbaren Resultaten generiert wird. Dazu müssen die in den einzelnen Arbeitspaketen entstehenden Forschungsergebnisse zu den gesundheitlichen Wirkungen einzelner Nanopartikel anschaulich und verständlich aufbereitet und präsentiert werden. Herzstück des Angebotes wird die Erstellung eines Webportals sein.

Um diese Informationsplattform möglichst genau an die Informationsbedürfnisse und Wünsche der späteren Nutzer anpassen zu können, führte das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Forschungszentrum Karlsruhe im Januar 2007 insgesamt vier so genannte Fokusgruppenveranstaltungen (zwei mit Bürgern sowie jeweils eine mit Wissenschaftlern und Intermediären wie Behördenvertretern und Journalisten) durch. Ziel war es, Antworten auf die Frage: „Wie könnte ein Webportal zu Chancen und Risiken von synthetischen Nanopartikeln aussehen?“ zu bekommen. Um sich diesem Thema angemessen zu nähern und Ideen zu inhaltlichen Schwerpunkten zu sammeln, fanden in diesen Veranstaltungen auch Fragen zur allgemeinen Wahrnehmung von Chancen und Risiken der Nanotechnologie Berücksichtigung.

Der vorliegende Bericht dokumentiert die zwei Fokusgruppenveranstaltungen mit Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Karlsruhe. Darüber hinaus gibt er Informationen zum Thema „Nanotechnologie“ und dem Teilbereich „Nanopartikel“ sowie einen kurzen Einblick in aktuelle Befunde zum Spannungsfeld Wissenschaft, Technik und Öffentlichkeit am Beispiel Nanotechnologie. Detailliert wird zudem beschrieben, wie die Fokusgruppen-Interviews im konkreten Fall konzipiert und durchgeführt wurden – und was man aus ihnen lernen kann. Abschließend werden die Ergebnisse der Veranstaltungen sowie mögliche Schlussfolgerungen daraus diskutiert.

 

Erstellt am: 24.10.2007 - Kommentare an: webmaster