Günter Halbritter, Torsten Fleischer, Christel Kupsch

Strategien für Verkehrsinnovationen
Umsetzungsbedingungen – Verkehrstelematik – internationale Erfahrungen

Berlin: edition sigma 2008, Reihe: Global zukunftsfähige Entwicklung, Bd. 14, ISBN 978-3-89404-584-5, 343 Seiten, kartoniert 22.90 Euro
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Vorwort

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Technische Innovationen sind die großen Hoffnungsträger in den Industriegesellschaften, um eine sozial- und umweltverträgliche Entwicklung in der Zukunft zu sichern. Sie sind auch ein wichtiges Instrument um eine "nachhaltige Entwicklung" zu erreichen, der in der wissenschaftlichen und politischen Diskussion oft eine Leitbildfunktion zugeschrieben wird. Speziell im Verkehrsbereich werden von innovativen Konzepten erhebliche Beiträge im Hinblick auf die Anforderungen dieses Leitbildes erwartet. Eine solche Entwicklung wird sich jedoch nicht automatisch einstellen, sondern kann nur, wie die Erfahrungen aus erfolgreichen Pilotprojekten zeigen, das Ergebnis intensiver Gestaltungsbemühungen bei der Einführung neuer Techniken und der darauf aufbauenden Dienste sein. Insbesondere der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechniken (IuK-Techniken) ermöglicht Effizienzverbesserungen im Verkehrssystem und erweitert die Gestaltungsmöglichkeiten des Verkehrs- und Mobilitätsmanagements erheblich. Diese neuen Techniken, auch als Verkehrstelematik bezeichnet, gestatten die Einführung ganz neuer Dienste, so genannter Telematikdienste, für die ein erhebliches Marktpotenzial zu erwarten ist. Auch klassische Lenkungsinstrumente, wie preisliche Maßnahmen, können mittels IuK-Techniken erheblich flexibler, benutzerfreundlicher und effizienter eingesetzt werden, als dies bisher der Fall war.

Eine wichtige empirische Grundlage für Untersuchungen von Innovationsstrategien im Mobilitätsbereich sind Erfahrungen anderer Länder mit unterschiedlichen sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen sowie anderen kulturellen Vorraussetzungen, die für die Einführung neuer Techniken und Dienste im Mobilitätsbereich von Bedeutung sind. Das Ziel der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Untersuchung zum Thema "Vergleichende Analyse von Innovationsstrategien für neue Techniken und Dienste zur Erreichung einer ‚nachhaltigen Entwicklung' im Verkehr" war es, die Innovationserfahrungen ausgewählter Länder zum Einsatz von IuK-Techniken im Ballungsraumverkehr in Form von Fallstudienanalysen auszuwerten und aus diesen Erfahrungen Schlussfolgerungen für die Situation in Deutschland abzuleiten. Dabei wurden die unterschiedlichen Realisierungsbedingungen in den verschiedenen Ländern berücksichtigt. Dies bedeutete nicht nur ihre unterschiedlichen rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen zu analysieren, sondern auch den Einschätzungen der allgemeinen Öffentlichkeit und bestimmter Facheliten zum Innovationspotenzial technischer Entwicklungen Beachtung zu schenken.

Die Studie wurde vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Forschungszentrums Karlsruhe und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) als Konsortialpartner durchgeführt. Schwerpunkt der Analysen von ITAS waren vorrangig auf Verkehrstelematik (VT) gestützte neue Techniken und Dienste zur Umsetzung informatorischer und verkehrsorganisatorischer Instrumente, hierbei waren insbesondere Projekte der USA, Japans, Österreichs und der Schweiz von Interesse. Die Arbeiten des DIW Berlin konzentrierten sich vornehmlich auf preispolitische Instrumente auf der Grundlage neuer Techniken und Dienste unter besonderer Beachtung der Länder Schweden, Norwegen, Großbritannien und den Niederlanden.

Zur Durchführung einer vergleichenden Analyse von Innovationsstrategien war es zunächst notwendig, Staaten zu identifizieren, in denen Erfahrungen aus einschlägigen Projekten vorliegen, und die somit Hinweise auf die mit der Einführung von Verkehrstelematiksystemen verbundenen Probleme liefern können. Dabei wurde eine Beschränkung auf die USA, Japan und ausgewählte europäische Staaten vorgenommen. Von zentraler Bedeutung für die Analyse der Innovationsstrategien im Bereich der Verkehrstelematik waren die in den USA, Großbritannien, Österreich und der Schweiz geführten Expertengespräche. Sie waren Grundlage für die Analyse der institutionellen und organisatorischen Bedingungen. Für die Interpretation der Umsetzungsbedingungen für Innovationen in Deutschland wurden abschließend Gespräche mit deutschen Experten geführt. Dabei wurden auch die in Deutschland vorliegenden Innovationshemmnisse angesprochen.

Die Studie wurde im September 2005 mit der Vorlage des Abschlussberichts "Nationale Innovationsstrategien für neue Techniken und Dienste zur Erreichung einer ‚nachhaltigen Entwicklung' im Verkehr" (Forschungszentrum Karlsruhe in der Helmholz-Gemeinschaft, Wissenschaftliche Berichte FZKA 7157) abgeschlossen. Dieser Bericht war Grundlage für weitergehende Analysen, die in die vorliegende Buchausgabe eingingen. Diese betrafen einmal die grundlegenden Bedingungen für erfolgreiche Innovationen sowie die Bewertung der in Deutschland vorliegenden speziellen Bedingungen für Innovationsstrategien im Bereich der Verkehrstelematik. Auch den vorliegenden Innovationshemmnissen wurde dabei Beachtung geschenkt. Den Zusammenhängen zwischen dem Leitbild der "nachhaltigen Entwicklung" und den von der Politik und der Wirtschaft intensiv geforderten Innovationen im Hinblick auf eine vom Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) geforderte Neudefinition des Fortschrittsbegriffs wurde dabei besondere Bedeutung gegeben. Auch von Seiten des DIW, Berlin, wurde eine aktualisierte Auflistung der Projektergebnisse im DIW Wochenbericht 9/2007 "Erfolgsfaktoren von City-Maut" veröffentlicht.

Entsprechend des Untertitels "Umsetzungsstrategien - Verkehrstelematik - internationale Erfahrungen" spricht das vorliegende Buch drei Aspekte der Innovationsthematik an. Im ersten Teil (Kap. 2) werden grundlegende Bedingungen für Innovationen analysiert. Von besonderer Bedeutung ist dabei der Zusammenhang von Innovationen und normativen Konzepten, wie der "nachhaltigen Entwicklung". Die Analysen machen deutlich, dass der Innovationsbegriff einer Differenzierung bedarf, die den Schlagwortcharakter überwindet, den er in der heutigen politischen Diskussion häufig besitzt.

Dem Anspruch einer Technikfolgenabschätzung entsprechend geht der zweite Teil (Kap. 3) detailliert auf technische Grundlagen und ausgewählte Entwicklungen der IuK-Techniken, speziell der Verkehrstelematik, ein. Technische Entwicklungen sind oft das Ergebnis komplexen politischen Handelns, wie am Beispiel der Bemühungen zum Aufbau des europäischen Satellitensystems GALILEO dargestellt wird. Der dritte Teil des Buches (Kap. 4-6) schließlich beschreibt internationale Erfahrungen, speziell aus den USA und Japan sowie aus ausgewählten Ländern Europas und analysiert die Erfolgs- bzw. Misserfolgsfaktoren bei der Einführung neuer Techniken und Dienste. Ausgewählte Erfolgsprojekte aus dem Ausland sind die Grundlage für die abschließende Analyse, ob oder inwieweit die Erfolgsfaktoren für Innovationen im Ausland auch für die institutionellen Umsetzungsbedingungen in Deutschland bestimmend sein können. Neben den notwendigen Voraussetzungen für erfolgreiche Innovationsstrategien werden dabei auch die hier vorliegenden Innovationshemmnisse angesprochen.

Die Ausführungen zur Technik und zur konzeptionellen und institutionellen Realisierung von preispolitischen Instrumenten im Verkehr (Road Pricing) insbesondere in Kapitel 3 und 5 beruhen auf Beiträgen der DIW-Kollegen Frau Jutta Kloas und Herrn Dr. Ulrich Voigt, denen an dieser Stelle nochmals für die interessante und fruchtbare Projektzusammenarbeit gedankt sei. Herr Dr. Ekkehard Fulda hat die Erfahrungen aus Mobilitätsprojekten der Schweiz aufgearbeitet, ihm sei ebenso gedankt wie Frau Sylke Wintzer für ihr engagiertes und sorgfältiges Korrekturlesen des Manuskripts. Dank gebührt darüber hinaus Frau Waltraud Laier, die maßgeblich zur fachkundigen Text und Bildgestaltung dieser Veröffentlichung beigetragen hat.

Günter Halbritter, Torsten Fleischer, Christel Kupsch
Karlsruhe, März 2008

Erstellt am: 22.04.2008 - Kommentare an: webmaster