Rolf Meyer

Technikfolgen-Abschätzung in Landwirtschaft und Ernährung
Ziele, Konzepte und praktische Umsetzung

Frankfurt am Main: Deutscher Fachverlag, Edition Agrar 2006 , ISBN 3-86641-005-0, 416 Seiten, 78,00 Euro
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Vorwort

Mit seinem Werk „Technikfolgen-Abschätzung in Landwirtschaft und Ernährung“ legt Rolf Meyer eine Monographie vor, die in umfassender und konziser Weise die Problematik der antizipativen Beurteilung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Konsequenzen neu entwickelter Technologien in der Agrar- und Ernährungswirtschaft behandelt und sachgerechte Lösungsvorschläge präsentiert.

Technologische Systeme, mit denen neuartige Güter zur menschlichen Bedürfnisbefriedigung hergestellt werden sollen oder die sich neuer Herstellungsverfahren bedienen, weisen durchweg den Nachteil auf, dass die erwünschten Outputs der Systeme in mehr oder weniger substanziellen Umfängen mit unerwünschten Outputs (Nebenwirkungen in Form von Schadstoffen, Ressourcenbelastungen, sozialen Veränderungen etc.) verbunden sind. Es ist die zentrale Aufgabe der Technikfolgen-Abschätzung, Prognosen darüber zu erarbeiten, mit welchen Folgen beim Einsatz neuer Technologien zu rechnen ist. Für die politischen Entscheidungsträger sowie für andere „stakeholder“ ist in abwägender Bewertung aufzuzeigen, ob die Vorteile der neuen Technologien die zu erwartenden Nachteile so übersteigen, dass deren Umsetzung vorangetrieben werden sollte.

Bei der Erarbeitung ihrer Prognosen befinden sich die Abschätzer der Technikfolgen jedoch in einem „informationellen Kontrolldilemma“. Die Entwicklung neuer technologischer Systeme ist zu einem frühen Zeitpunkt noch relativ leicht zu beeinflussen, aber ihre Folgen lassen sich nur mit großen Unsicherheiten einschätzen. Demgegenüber sind bei einer weit fortgeschrittenen Technik - also zu einem späteren Zeitpunkt ihrer Bewertung - die möglichen Folgen viel deutlicher zu erkennen; aufgrund der dann bereits getätigten Investitionen und der bereits erfolgenden Aufnahme durch die Gesellschaft sind aber Anpassungen und Umsteuerungen weit schwieriger zu bewerkstelligen. Mit anderen Worten: Die Technikfolgen-Abschätzung bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen „Fortschrittsverhinderung“ einerseits und „Fortschrittsförderung mit negativen Konsequenzen“ andererseits.

Grundlage aller Technikfolgen-Abschätzungen bildet die Befolgung des Prinzips der nachhaltigen Entwicklung, womit sichergestellt werden soll, dass die gegenwärtige Generation ihre Bedürfnisse nur in dem Maße befriedigt, dass zukünftige Generationen in ihrem Streben nach Bedürfnisbefriedigung nicht beeinträchtigt werden. Gerade in der Landwirtschaft ist dieses Prinzip zwar schon seit langem Maxime des Handeins; durch die immer raschere Entwicklung neuer Produktionstechnologien droht jedoch verstärkt die Gefahr von Fehlentwicklungen, die später kaum noch korrigierbar sein könnten.

Rolf Meyer hat diese Problematik auf der Basis seiner langjährigen Berufserfahrungen mit Projekten zur Technikfolgen-Abschätzung in der Enquete-Kommission und im Büro für Technikfolgen-Abschätzung (TAB)des Deutschen Bundestages anhand zahlreicher konkreter Beispiele in überzeugender Weise aufgezeigt und Lösungen abgeleitet. Das Buch ist für jeden, der sich mit diesem Wissensbereich befassen möchte, ein notwendiges und sicheres Fundament. Niemand, der zukünftig seriöse Studien zur Technikfolgen-Abschätzung erarbeiten möchte, wird an den Ergebnissen von Rolf Meyer vorübergehen können. Ich wünsche seinem Werk eine weite Verbreitung als Grundlage für weitere Bemühungen um eine fundierte Technikfolgen-Abschätzung im Bereich der Agrar- und Ernährungswirtschaft.

Friedrich Kuhlmann
Gießen, im Mai 2006

Erstellt am: 25.10.2006 - Kommentare an: webmaster