Wandel der Arbeits- und Lebensbedingungen im Multimediabereich aus der Genderperspektive

Krings, B.-J.
Karlsruhe: Forschungszentrum Karlsruhe 2003
(Wissenschaftliche Berichte, FZKA 6892)



Vorwort

Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, die Theorie mit der Praxis zu verbinden. Die Theorie, neue Erkenntnisse der Arbeitsorganisation in den informatisierten Sektoren, soll mit der Praxis, den Lebenserfahrungen von Menschen verknüpft werden. Bei dieser Betrachtung dient der 'gender'-Aspekt als zentraler Fokus der Analyse.

Dieses Vorhaben wurde zu einem Pilotprojekt nicht nur im ITAS, sondern auch für mich selbst. Die Vielschichtigkeit des Anliegens brach sich oftmals mit den eigenen Vorstellungen und Konzepten über das Programm der Selbstverwirklichung von Frauen und Männern in unserer 'modernen' Gesellschaft. Dieses Programm kann heute nicht mehr vereinheitlicht werden. Im Gegenteil ist es so vielschichtig geworden, dass es aus wissenschaftlicher Sicht, neben dem sorgfältigen Aufarbeiten der verfügbaren Literatur, der aufmerksamen Präsenz in der Feldforschung bedarf.

Im Rahmen der Gespräche mit den Frauen stieß ich auf eine große Vielfalt an weiblichen Lebensmustern, die häufig als Abwehr zur traditionellen Frauenrolle, häufig jedoch schon als aktive Suche nach neuen weiblichen Räumen in der Gesellschaft bewertet werden kann. Diese Lebensmodelle haben auf beeindruckende Weise Bewegung in die starren Beziehungen zwischen Männern und Frauen gebracht.

Die Analyse dieses Wandels erzwingt auf der wissenschaftlichen Ebene Interdisziplinarität, denn die subjektive Realität als komplexe, oft kontroverse Realität von Bedürfnissen und Interessen spiegelt heutzutage nicht einfach eine soziale Objektivität, sondern muss in den selbstreflexiven Prozess der Wissenschaft eingebettet sein. Dieser Prozess der Selbstreflexion hat immer mit der Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie, der Kenntnisnahme von anderen Disziplinen sowie mit dem intensiven Austausch mit Kolleginnen und Kollegen zu tun. Dieses Anliegen ist originärer Bestandteil der Genderforschung, muss jedoch immer wieder neu erarbeitet werden.

Aber auch auf Seiten der Interviewpartnerinnen und -partner lösten diese 'Gespräche' nicht selten Reflexionsprozesse aus, die ihnen etwas vergegenwärtigten, was bisher als Normalität nicht hinterfragt wurde. Die große Resonanz auf dieses Forschungsvorhaben hat gezeigt, dass hier wichtige Themen angesprochen wurden, die in den öffentlichen Debatten in der Regel nicht auftauchen. Allen Interviewpartnerinnen und -partnern sei an dieser Stelle sehr herzlich für die Offenheit und die Bereitschaft gedankt, an diesen Interviews teilzunehmen.

Dass dieser Prozess zustande kam, habe ich in erster Linie dem Sozialministerium Baden-Württemberg zu verdanken, das mit dem Förderprogramm Frauenforschung dieses Projekt finanzierte. Sabine Krings hat die Transkription der Interviews übernommen, Brigitte Hoffmann hat bei der Auswertung der Interviews intensiv mitgearbeitet. Ingrid von Berg hat mir geduldig bei der inhaltlichen Überarbeitung des Berichts beigestanden und Gabriele Kaufmann hat für die sorgfältige Erstellung des Textes gesorgt. Ihnen allen möchte ich auch sehr herzlich für die anregenden Diskussionen danken, die immer wieder dazu geführt haben, die Vielfalt an Lebensmodellen lebendig zu halten und die Offenheit zu wahren, die für diese Thematik zwingend notwendig war.

Bettina-Johanna Krings




Stand: 05.08.2003 - Kommentare an:     Bettina-Johanna Krings