Juliane Jörissen, Reinhard Coenen, Volker Stelzer

Zukunftsfähiges Wohnen und Bauen.
Herausforderungen, Defizite, Strategien

Berlin: edition sigma (Global zukunftsfähige Entwicklung - Perspektiven für Deutschland, Bd. 7) 2005. ISBN 3-89404-577-9, 354 Seiten, 22,90 Euro
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Vorwort

Für das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse des Forschungszentrums Karlsruhe ist Nachhaltigkeit bereits seit 1992 Forschungsgegenstand. Das größte Forschungsvorhaben in diesem Zusammenhang war das von 1999 bis 2002 gemeinsam mit anderen Instituten und Forschungsgruppen der Helmholtz-Gemeinschaft durchgeführte Verbundprojekt „Global zukunftsfähige Entwicklung – Perspektiven für Deutschland“. Diesem umfangreichen Vorhaben war eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Vorstudie „Untersuchung zu einem integrativen Konzept nachhaltiger Entwicklung. Bestandsaufnahme, Problemanalyse, Weiterentwicklung“ vorangegangen.

In der Vorstudie wurden die Grundzüge des integrativen Nachhaltigkeitskonzepts der HGF entwickelt, das dann im Verbundprojekt weiter ausgearbeitet wurde. Dieses Konzept mit seinen fünfzehn substanziellen und zehn instrumentellen Nachhaltigkeitsregeln ist auch Basis der Analysen zum Bereich Wohnen und Bauen, deren Ergebnisse in diesem Buch vorgestellt werden. Die ersten Arbeiten hierzu wurden schon im Verbundprojekt „Global zukunftsfähige Entwicklung – Perspektiven für Deutschland“ durchgeführt und in den beiden Bänden dieser Buchreihe „Forschungswerkstatt Nachhaltigkeit“ und „Nachhaltigkeitsprobleme in Deutschland“ veröffentlicht. Der hier vorgelegte Band präsentiert die Ergebnisse einer vertieften Analyse, die nach Beendigung des Verbundprojekts durchgeführt wurde. Wesentliche Intention war dabei, das Aktivitätsfeld Wohnen und Bauen vor dem Hintergrund aller substanziellen Regeln und der für diesen Bereich relevanten instrumentellen Regeln im Hinblick auf Nachhaltigkeitsdefizite zu untersuchen. Herausgekommen ist dabei eine sehr umfassende Betrachtung, die im Gegensatz zu anderen vorliegenden Nachhaltigkeitsuntersuchungen zum Bereich Bauen und Wohnen, die meist auf bestimmte Aspekte fokussiert sind, etwa auf den Flächenverbrauch, die Stoffstromproblematik oder sozioökonomische Probleme im Wohnumfeld, versucht, möglichst alle Facetten von Nachhaltigkeit in den Blick zu nehmen. Diese Vorgehensweise schafft die Voraussetzung dafür, sehr heterogene Probleme in den übergeordneten Kontext von Nachhaltigkeit einzuordnen, Zusammenhänge und potenzielle Zielkonflikte zu identifizieren sowie Win-Win-Lösungen aufzuzeigen.

Teil I des Buches ordnet die in diesem Band präsentierten Ergebnisse in den Forschungskontext des Verbundprojekts „Global zukunftsfähige Entwicklung – Perspektiven für Deutschland“ ein und enthält eine komprimierte Darstellung des integrativen Nachhaltigkeitskonzepts, das der regelgestützten Nachhaltigkeitsanalyse zugrunde liegt.

In Teil II werden Herausforderungen und Nachhaltigkeitsdefizite in Bezug auf die fünfzehn substanziellen und vier der instrumentellen Regeln dargestellt. Thematisch wird dabei ein weiter Bogen gespannt, der Themen wie Lärm- und Schadstoffbelastung im Wohnbereich, Defizite in der Wohnraumversorgung, Beschäftigungsrückgang in der Bauwirtschaft, hoher Flächenverbrauch, hoher Energieverbrauch und damit verbundene Treibhausgasemissionen, Probleme schrumpfender Städte, sozialräumliche Segregation, Ausdünnung des kommunalen kulturellen Angebots, kommunale Finanzmisere und ihre Folgen, Steuerungsprobleme, Partizipation und Selbstorganisation umfasst, um nur einige Aspekte zu nennen. Dabei wurden auch Wechselwirkungen zwischen Regelverletzungen angesprochen.

Teil III enthält einerseits eine Beschreibung der drei explorativen Szenarien, die im Verbundprojekt „Global zukunftsfähige Entwicklung – Perspektiven für Deutschland“ entwickelt wurden, sowie Ergebnisse einer quantitativen Modellierung dieser Szenarien für Indikatoren, die im Aktivitätsfeld von besonderer Relevanz sind. Andererseits werden im abschließenden Kapitel Strategien und geeignete Umsetzungsinstrumente diskutiert, mit denen mehrere Nachhaltigkeitsprobleme im Aktivitätsfeld simultan angegangen werden könnten, um positive synergetische Effekte zu nutzen. Dies sind eine Strategie der urbanen Innenentwicklung, die strategische Verknüpfung von rationeller Energienutzung und regenerativen Energieträgern, eine die kommunale Finanzsituation und -autonomie verbessernde Gemeindefinanzreform sowie die Förderung von Partizipation und Kooperation für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung.

Zum Ende des Vorworts verbleibt es uns, zu allererst Frau Waltraud Laier für die bewährte und professionelle Erstellung der Druckvorlage zu danken, weiterhin Margareta Kullmann und Gabriele Petermann für die schreibtechnische Bearbeitung verschiedener Kapitel des Buches sowie Sylke Wintzer und Ingrid von Berg für das sorgfältige Korrekturlesen.

Juliane Jörissen, Reinhard Coenen, Volker Stelzer
Karlsruhe, im August 2005



Erstellt am: 11.11.2005 - Kommentare an: Juliane Jörissen