Nachhaltigkeitsforschung zwischen Wissenschaft und Politik

Bechmann, G.
Vortrag auf der Internationalen Konferenz: Globalisierung und Nachhaltigkeit.
Moskau, Russland, 23. - 27.03.2004


Abstract

Das Konzept der „Nachhaltigen Entwicklung“ ist eine politisch-ethische Idee, kein originäres wissenschaftliches Programm. Es soll einen Rahmen für die globalisierte Umweltpolitik und Umweltforschung bilden. Wissenschaft wird damit an extern vorgegebene Zwecke orientiert, die nicht aus ihrem eigenen Bereich stammen. Gleichzeitig ist die Realisierung der Idee der Nachhaltigkeit konstitutiv an wissenschaftliche Forschung gebunden. Mit dem Prinzip der Wertfreiheit, demzufolge die Politik die Ziele setzt und die Wissenschaft die Mittel zu deren Realisierung bereitstellt, ist die Situation nicht ausreichend beschrieben. Denn die Ziele werden selbst abhängig von den Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung, da auch normative Vorgaben an den empirischen Folgen ihrer Umsetzung gemessen und bewertet werden müssen. Der Wissenschaft kommt in diesem Zusammenhang eine doppelte Rolle zu: empirische Ermittlung der Auswirkungen einer Umsetzung der Strategie der „Nachhaltigen Entwicklung“ und die Reflexion und Korrektur der Idee selbst aufgrund ihrer Forschungsergebnisse. So gesehen ist der Kern der „Nachhaltigen Entwicklung“ die Dynamisierung einer normativen Idee durch die ständige Veränderung kognitiver Faktoren. Im Vortrag werden die damit verbundenen neuen Anforderungen an die Wissenschaft diskutiert, die man auf drei Ebenen konstatieren kann. Konzeptionell: Wissenschaft wird zur problemorientierten Forschung. Organisatorisch: Wissenschaft soll sich transdisziplinär organisieren und global operieren. Politisch: Wissenschaft folgt einem reflexiven und kommunikativen Modell.



Erstellt am: 23.08.2004 - Kommentare an: Gotthard Bechmann