Das Wissen über einen möglichen Klimawandel und dessen Folgen ist jedoch nicht unmittelbar erfahrbar, sondern nur durch den Einsatz wissenschaftlicher Methoden und Modellrechnungen rekonstruierbar und wahrnehmbar. Weder in der Natur noch in der Gesellschaft sind Änderungen beobachtbar, die eindeutig auf eine menschlich erzeugte und damit verantwortbare Klimaänderung zurückgeführt werden können. Unsicherheit besteht nicht nur bezüglich der Klimaänderungssignale, sondern insbesondere auch hinsichtlich der Folgen: der Eintrittswahrscheinlichkeit, des Ausmaßes und der Verteilung von Wirkungen des Klimawandels. Der anthropogene Klimawandel ist ein hypothetisches wissenschaftliches Konstrukt, daß nur dadurch soziale Realität gewinnt, in dem in der Gesellschaft darüber kommuniziert wird. Erst wenn Verursacher identifiziert, Gewinner und Verlierer festgestellt und Entscheidungen über Ressourcen getroffen werden, wandelt sich die Gefahr eines Klimawandels zu einem gesellschaftlichen Risiko. Im Vortrag wird die These vertreten, daß nicht die Gefahrenlage an sich ausschlaggebend ist, sondern erst die Art und Weise der gesellschaftlichen Kommunikation und die damit verbunden Deutungen verleihen der naturwissenschaftlichen Hypothese praktische Bedeutung in der gesellschaftlichen Debatte und im politischen Entscheidungsprozeß.
Am Beispiel des Klimawandels wird die Unterscheidung von Risiko / Gefahr, die den objektiven Risikobegriff ersetzt, Fragen des Risikomanagement bei Entscheidungen unter Unsicherheit und die Rolle der Wissenschaft und Medien in der Risikodebatte diskutiert.
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