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Zusammenfassung

Der Tourismus steht weltweit vor neuen Herausforderungen. Im Zuge der Globalisierung von Ökonomie und Gesellschaft zeigen sich auch im Tourismus viele Indikatoren für Entwicklungssprünge und Verwerfungen: weiter wachsende Touristenströme als Quelle für Umweltschäden, neue Destinationen und Nachfragemärkte und damit verschärfte Konkurrenz, die Gefahr von Überkapazitäten insbesondere in den touristischen Schlüsselbereichen Flugverkehr und Beherbergung, Polarisierung und verstärkte Konzentrationstendenzen bei den touristischen Leistungsanbietern. Auch geht man von einer Zunahme "künstlicher" Reise- und Erlebniswelten weltweit und einem Größenwachstum bei den touristischen Angeboten und Infrastrukturen (Mega-Events, Freizeitparks, Transportsysteme) aus - mit unklaren ökonomischen, sozialen und ökologischen Perspektiven.

Die dem Tourismus vorhergesagten Wachstumsraten und seine erwartete weitere Expansion und damit auch die Chancen für Arbeitsplätze und volkswirtschaftliche Wohlfahrtseffekte sind allerdings abhängig von bestimmten Rahmenbedingungen, wie insbesondere einer prosperierenden Weltökonomie, niedrigen Energiepreisen und weltweit abnehmenden Konflikten.

Rahmenbedingungen und Trends des Tourismus

Globalisierung der Weltökonomie

Internationalisierung und Globalisierung prägen die Weltwirtschaft. Die Entgrenzung von Produktion und Handel ist bisher noch auf den Kreis der entwickelten Länder der OECD konzentriert. Dies hat auch der Aufstieg einiger asiatischer Schwellenländer nicht geändert. Innerhalb der OECD ist der Handel stark regionalisiert. Neben internationalen etablieren sich regionale Handels- und Produktionsnetze. Solche regionalen Integrationsprozesse werden vermutlich weitergehen und sich in Freihandelszonen immer größeren Zuschnitts niederschlagen (Kap. II.1.1) .

Die in vielen Prognosen erwartete zukünftige Wachstumsdynamik der Wirtschaft fällt in den einzelnen Weltregionen und Ländergruppen allerdings sehr unterschiedlich aus. Während sich das Wachstum in den industriell weiter entwickelten Ländern angleicht, werden nur einige aus der Gruppe der Entwicklungs- und Schwellenländer den Sprung nach vorne schaffen. Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, daß sich der Wachstumstrend in den weiter entwickelten Ländern signifikant ändern wird. Dies festigt, ebenso wie die Erwartung der Vergrößerung des Kreises entwickelter Staaten, die Hoffnung auf eine weitere Expansion der Tourismuswirtschaft.

Wachstum der Reiseströme

Auch über die Jahrtausendwende hinweg werden dem Tourismus bedeutende Wachstumsraten vorhergesagt. Die Zahl der grenzüberschreitenden Tourismusankünfte wird weiter zunehmen, allerdings langsamer als bisher. Trotz fortschreitender Globalisierung wird sich der internationale Tourismus auch zukünftig vornehmlich innerhalb der einzelnen Weltregionen abspielen. Die stärksten interregionalen Reisebewegungen werden weiterhin zwischen Europa und Amerika stattfinden. Als dynamische Wachstumsmärkte werden der Nahe Osten, China und die Region Südostasien/Pazifische Inseln eingestuft. Ebenso werden den Mittelmeerländern und den osteuropäischen Ländern teilweise hohe Zuwachsraten vorausgesagt (Kap. II.2.1) .

Im Gegensatz zu den Auslandsreiseaktivitäten der Deutschen hat der Incoming-Tourismus für das Reiseland Deutschland eine vergleichsweise geringe Bedeutung. Deutschland scheint trotz gewisser Zuwachsraten vorwiegend ein Reiseland für Deutsche zu sein. Aufgrund der Verschiebungen im weltweiten Tourismus (neue Quellmärkte, neue Zielgruppen) könnten sich aber neue Chancen für den Tourismusmarkt Deutschland eröffnen. In Zukunft wird für Deutschland als touristisches Zielland dennoch - trotz absoluten Zuwächsen - allgemein ein (relativer) Bedeutungsverlust erwartet. Eine Zunahme von Reisenden aus dem europäischen Ausland wird der deutschen Tourismusbranche nur begrenzt zugute kommen (Kap. II.2.2) .

Demographische Revolution, sozialstruktureller Wandel

Neben wirtschaftlichen beeinflussen demographische und soziostrukturelle Faktoren und ihre Veränderungen die Ausgestaltung der Touristikmärkte. So wird es noch für einige Jahrzehnte insbesondere in den armen Ländern zu einem enormen Anstieg der Bevölkerungszahlen kommen. In den industriell weiter entwickelten Ländern liegt die größte Brisanz der Bevölkerungsentwicklung darin, daß die Alterspyramide auf den Kopf gestellt wird. Die Relationen zwischen den Bevölkerungsgruppen im Kindes- und Jugendalter, im erwerbsfähigen Alter und im Rentenalter verschieben sich so, daß immer weniger arbeitende Menschen immer mehr ältere Menschen versorgen müssen. Der vergleichsweise hohe Anteil der letztgenannten Gruppe an der Gesamtbevölkerung wird auch die Struktur der touristischen Nachfrage bestimmen (Kap. II.1.2) .

Bei den soziostrukturellen Faktoren fallen mehrere Entwicklungen auf, die sich auch in Zukunft fortsetzen werden. Das in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegene Bildungsniveau der Bevölkerung steht in engem Zusammenhang mit steigenden Anforderungen des Arbeitsmarktes. Dort werden vor allem Einfach/Mittelqualifizierte verlieren, während Hochqualifizierte gewinnen werden. Bei den Tätigkeitsschwerpunkten der Beschäftigten zeigt sich eine deutliche Verschiebung in Richtung Dienstleistung. Insbesondere werden qualifizierte Dienstleistungstätigkeiten nachgefragt (Kap. II.1.3) .

Eine Betrachtung der Verteilung des Wohlstandes offenbart, daß einem relativ kleinen Teil gut situierter und wohlhabender Menschen ein wachsendes Segment mit geringfügigen Einkommen gegenübersteht. In den fortgeschrittenen Industrieländern verbreitert sich die Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern durch Arbeitslosigkeit in einem seit den 30er Jahren nicht mehr dagewesenen Ausmaß. Auch in Deutschland hat sich die Verteilungsschieflage zugespitzt. Infolge der Arbeitslosigkeit ist auch ein deutlicher Anstieg der Zahl der Sozialhilfeempfänger zu verzeichnen. Die materielle Ausgrenzung eines wachsenden Anteils der Bevölkerung fördert die Entstehung einer 2/3-Gesellschaft. Für die nahe Zukunft ist eine Umkehrung dieses Entwicklungstrends nicht zu erwarten. Dennoch wird Deutschland weiterhin zu den Reiseweltmeistern zählen. Eine überdurchschnittliche Wachstumsrate erscheint allerdings unwahrscheinlich, vielmehr ist von einer Stagnation der Reiseintensität auf hohem Niveau auszugehen.

Auch in Zukunft wird die Expansion des Tourismus eng gekoppelt sein an das Verhältnis von Arbeitszeit und Freizeit. In der Mehrzahl der westlichen industriell weiter entwickelten Länder ist die durchschnittliche tarifliche Arbeitszeit in den vergangenen 20 Jahren ständig gesunken. Gleichzeitig ist die tarifliche Urlaubsdauer angehoben worden. Dieser Mechanismus der Zunahme von freier Zeit dürfte an sein Ende gekommen sein. Neue Beschäftigungsformen weichen das System der Vollarbeitszeit auf. Eine wachsende Zahl künftiger Arbeitnehmer wird z.B. zu Beschäftigten auf Zeit. Diese Trends werden sich fortsetzen.

Neue Wünsche - neuer Tourismus?

Insgesamt hat in den fortgeschrittenen Industrieländern die überragende Bedeutung der Arbeit für die Lebensführung der Menschen zugunsten der freien Zeit abgenommen. Übergreifende Veränderungen der Werthaltungen und Bedürfnisse führen im Zusammenhang mit der Ausdifferenzierung verschiedenartiger Lebensstile zu einer immer stärkeren Diversifizierung des Freizeitverhaltens - und des entsprechenden Angebots auf dem Markt. Erwartet wird ein Nebeneinander sich teilweise widersprechender Wertorientierungen und eine Vielfalt von Lebensstilen. Sie spiegeln sich in den Wunsch- und Bedürfnisstrukturen der Touristen wider: Anspruchsvolle, preissensible und multioptional agierende Kunden mit vielschichtigen, komplexen und in Teilen widersprüchlichen Konsum- und Lebensstilen machen es den touristischen Leistungsanbietern immer schwerer, das Verhalten der Konsumenten zu antizipieren und das Angebot entsprechend auszurichten. Die Tourismuswirtschaft muß sich zukünftig noch stärker auf einen "hybriden Verbraucher" einstellen, dessen Reiseentscheidungen und Urlaubsaktivitäten zunehmend komplexer werden (Kap. II.1.4) .

Mit der allgemein wachsenden Anspruchshaltung - auch an Service und Qualität der touristischen Infrastruktur - werden die Ansprüche an den Urlaub immer ambitionierter, wird die Inszenierung der Urlaubswelten aufwendiger. Der Urlauber der Zukunft erwartet Perfektion und Illusionierung. Gleichzeitig rückt der Wunsch nach Authentizität und Subjektivität des Erlebten in den Vordergrund. Je mehr die Reiseziele austauschbar und je ähnlicher sich viele Angebote werden, desto stärker betonen Urlauber ihre Individualität (Kap. II.2.3) .

Tourismus und Umwelt - ein Dilemma

Der weltweite Tourismus findet im Schatten zunehmender anthropogener Umweltprobleme statt. Hierzu trägt auch der Tourismus bei. In vielfältiger Weise führen menschliche Aktivitäten zu einer fortschreitenden Belastung der Atmosphäre und Biosphäre, wie z.B. zu Klimawandel, Ozonabnahme, Bodendegradationen, Verlust der Biodiversität, Übernutzung der Weltmeere, Verminderung des Wasserangebots und erhöhtem Wasserverbrauch. Grundlage für den Tourismus ist aber eine intakte natürliche, bauliche und soziale Umwelt. Ein nicht gestörter Naturhaushalt, "ursprüngliche Landschaften" und eine artenreiche Flora und Fauna sind für viele Länder touristische Attraktionen. Diese werden weltweit zunehmend gefährdet, zum einen als Folge unabhängig vom Tourismus sich vollziehender Prozesse, zum anderen aufgrund nicht angepaßter Nutzung der Ressourcen durch den Tourismus selbst (Kap. II.1.5) .

Aus globaler Perspektive wird sich in Zukunft insbesondere die Frage stellen, inwieweit ein weiteres Wachstum des Flugverkehrs ökologisch vertretbar ist. Nach den Kriterien der räumlichen und zeitlichen Reichweite der Wirkung kommt der Lösung der Probleme des Flächenverbrauchs und des Verlustes der Biodiversität in massentouristisch genutzten Gebieten eine hohe Priorität zu. Dem Ressourcenverbrauch an Energie, Stoffen und Materialien durch die steigenden Ansprüche der Touristen an die Ausstattung der touristischen Infrastruktur kann eine mittlere Priorität zugewiesen werden. Weitere nicht zu vernachlässigende Probleme verbinden sich mit dem Abwasser- und dem Abfallaufkommen in den Zentren des Massentourismus. Will der Tourismus seine Grundlage nicht untergraben, werden gemeinsame, weltweite Anstrengungen in Wirtschaft und Politik nötig sein (Kap. II.2.4) .

Globale Informationsgesellschaft

In den nächsten Jahrzehnten wird die Informationswirtschaft aller Voraussicht nach einer der wichtigsten Wachstumsmärkte sein. IuK-Technologien werden in Zukunft die größte Dynamik und auch das größte Potential technologischer und gesellschaftlicher Innovation aufweisen. Die Verbreitung moderner IuK-Technologien und der entsprechenden Programme eröffnet immer mehr Menschen Zugang zu Information und Wissen. "Virtuelle" Marktprozesse beginnen den "realen" Markt zu substituieren. Erwartet wird eine weltweite Internet-Ökonomie, deren Sog sich auch das Angebot und der Verkauf touristischer Produkte nicht entziehen können (Kap. II.1.6) .

Globalisierung des Tourismus

Globalisierungstendenzen in der Weltökonomie (Kap. III.1) wirken sich auch im Tourismus aus. Anzeichen, die in diese Richtung deuten, finden sich sowohl auf der Seite der Nachfrage nach touristischen Dienstleistungen als auch auf der Angebotsseite. Zieht man als Indikatoren für solche Tendenzen etwa auf der Seite der Nachfrage die Zunahme von Fernreisen oder die weltweite Angleichung des Reiseverhaltens heran, auf der Seite des Angebots die Zunahme von Auslandsinvestitionen, Kapitalverflechtungen und (internationalen) Kooperationen, so zeigt sich kein einheitliches Bild. Dies gilt umso mehr, wenn man neben der allgemeinen weltweiten Entwicklung die spezielle Entwicklung des Tourismus aus und nach Deutschland ins Auge faßt.

Touristische Nachfrage weltweit

Betrachtet man die weltweite Nachfrage (Kap. III.2.1) , so zeigt sich, daß die Zahl der Auslandsreisen stark zugenommen hat. Auch die Zahl der Fernreisen ist absolut erheblich angewachsen. Da aber die Reiseströme innerhalb der Großregionen stärker gewachsen sind als die zwischen den Regionen, ist der Anteil der überregionalen oder Fernreisen an allen Auslandsreisen gesunken; er liegt zur Zeit bei 25 %. Eine leichte Tendenz zur Globalisierung läßt sich daraus ablesen, daß die weltweite Nachfrage sich weiter diversifiziert, d.h. sich nicht mehr so stark wie bislang auf wenige Länder konzentriert.

Neben Tendenzen zur weltweiten Angleichung der Nachfrage zeichnen sich auch solche der Differenzierung ab. Selbst innerhalb der Massennachfrage ist zu erwarten, daß auch zukünftig die länderspezifischen Besonderheiten der Nachfragenden berücksichtigt werden müssen. Mit einer weltweiten Vereinheitlichung des Angebots ist lediglich im Niedrigpreissegment des Marktes zu rechnen - nur hier scheinen sich Nachfrage und Angebot zu homogenisieren.

Auch in bezug auf den Tourismus aus und nach Deutschland läßt sich von Globalisierungstendenzen in der Nachfrage nur mit Vorsicht sprechen. Die Betrachtung des deutschen Outgoing-Tourismus ergibt, daß die Deutschen zwar eine hohe Auslandsreiseintensität, aber zugleich eine geringe Fernreiseintensität aufweisen. Der Anteil der Fernreisen an allen Auslandsreisen ist seit Mitte der 80er Jahre von 5,6 % auf 9,3 % (1996) gestiegen, stagniert jedoch gegenwärtig auf einem im Vergleich zu anderen europäischen Ländern niedrigen Niveau. Beim Incoming-Tourismus nach Deutschland kann von Globalisierungstendenzen noch weniger die Rede sein. Der Anteil der Reisenden aus fernen Ländern stieg seit Anfang der 80er Jahre nur geringfügig. Die Nachfrage verteilt sich gegenwärtig aber gleichmäßiger zwischen Asien und Amerika.

Angebotsstrukturen weltweit

Auf der Angebotsseite (Kap. III.2.2) lassen sich deutlichere Anzeichen für Globalisierungstendenzen und z.T. signifikante Globalisierungsprozesse feststellen. Alle Stufen der touristischen Wertschöpfungskette - Reisemittler, Veranstalter, Transport- und Gastgewerbe - unterliegen zunehmendem Konkurrenzdruck. Größenwachstum, Konzentrationstendenzen, Nischenstrategien und Allianzen sind durchgängige Symptome. Sie fallen in den Sektoren aber unterschiedlich aus. Expansions- und Konzentrationsstrategien werden dabei zunehmend international umgesetzt durch Investitionen, Fusionen und Kooperationen sowohl horizontal (auf der gleichen Wertschöpfungsstufe) als auch vertikal (verschiedene Wertschöpfungsstufen übergreifend).

Auf dem Reisemittlermarkt lassen sich als Reaktion auf wachsenden Wettbewerbsdruck seit einigen Jahren zunehmend Konzentrationsbewegungen beobachten. Dies wird in Deutschland durch die abnehmende Zahl der ungebundenen Reisebüros sowie die wachsende Zahl von Kooperationen, Franchisesystemen und Ketten dokumentiert. 1996 erwirtschafteten die Top Ten im deutschen Reisevertrieb die Hälfte des gesamten Umsatzes. International tätige Reisemittler gibt es erst wenige. Diese erzielen einen Großteil ihres Umsatzes im Firmengeschäft. Kleine und mittlere Unternehmen haben in diesem Segment, das weltweite Präsenz verlangt, keine Chance. Das Privatkundengeschäft ist eher national orientiert und wird noch von kleineren Unternehmen betreut. Auch in diesem Geschäftsbereich etablieren sich aber zunehmend große, von Reiseveranstaltern und Handelsunternehmen betriebene Reisemittler.

Auf dem internationalen Reiseveranstaltermarkt gehören europäische Unternehmen neben japanischen zu den größten der Welt. Auf dem deutschen Markt dominieren deutsche Veranstalter, europäische spielen bereits eine gewisse Rolle, außereuropäische zur Zeit kaum. Internationale Verflechtungen werden in Europa bislang auf zwei Wegen aufgebaut: Zum einen durch die Gründung eines eigenen Unternehmen oder durch die Übernahme von bzw. Beteiligung an Veranstaltern im Ausland (horizontale Integration), zum anderen durch Investitionen in andere Stufen der Wertschöpfung (vertikale Integration). Bei den europäischen Veranstaltern führen solche Verflechtungen bislang eher zu einer Europäisierung als zu einer Globalisierung.

Deutlich sind Globalisierungstendenzen im Luftverkehr. Als ein Indiz kann die starke Zunahme des internationalen Verkehrs (insbesondere auf Interkontinentalstrecken) angesehen werden. Als Folge der Liberalisierung des Luftverkehrs und der damit gegebenen Möglichkeit, in neue Märkte vorzudringen, haben sich global agierende Luftverkehrsunternehmen entwickelt. Mit Hilfe des Hub-and-spoke-Systems und des Aufbaus von Netzwerken wird das Angebot weiter globalisiert. Dabei läßt sich die Abwicklung des Verkehrs nur noch in Zusammenarbeit mit Kooperations- und Allianzpartnern bewältigen. Als Folge werden eine weitere Verschärfung des Wettbewerbs und weiter sinkende Preise erwartet.

In der Hotel- und in Teilen der Gastronomiebranche haben die Wachstums-, Konzentrations- und Standardisierungstendenzen in den 90er Jahren eine neue Qualität erreicht. So ist die weltweite Bettenkapazität mittlerweile (1997) auf nahezu 29 Mio. angewachsen - ein Wachstum seit 1980 um 78 %. Weiterhin können folgende Trends im internationalen Maßstab herausgestellt werden: eine Zunahme der Hotelketten, Fusionen in erheblichen Größenordnungen, eine steigende Zahl und ein wachsender Umfang von Kooperationen sowie die Diversifizierung des Angebots durch Markenbildung mit je eigenem Erscheinungsbild unter einer Dachmarke. In der Gastronomie ist eine Expansion der Systemgastronomie und -hotellerie besonders im Low-budget-Segment, verbunden mit wachsender Standardisierung, festzustellen.

Herausforderungen für den Tourismusstandort Deutschland

Angesichts der durch den Globalisierungsprozeß induzierten Strukturbrüche und gewandelten Rahmenbedingungen stehen touristische Unternehmen, Organisationen und Destinationen in Deutschland vor neuen Herausforderungen (Kap. III.3) . Der globale Wettbewerb von Anbietern und Destinationen und wachsende Ansprüche auf der Nachfrageseite erfordern kontinuierliche Verbesserungen und Anpassungen der Angebotspalette im Dienstleistungsbereich Tourismus und dessen globales Marketing.

Im Gegensatz zu anderen europäischen Tourismusdestinationen gibt es in Deutschland bislang weder eine zentrale touristische Datenbank noch ein bundesweites, einheitliches und umfassendes Reservierungssystem. Beides würde die Positionierung und Kommunikation der Tourismusdestination Deutschland auf dem globalen Tourismusmarkt verbessern.

Das Urlaubsland Deutschland trägt schwer an seinem Hochpreisimage. Aufgrund der niedrigen Personal- und Servicekosten in vielen konkurrierenden Ländern kann aber für touristische Anbieter nur die Qualitäts- und Leistungsverbesserung der touristischen Angebote eine erfolgversprechende Strategie sein. Insgesamt muß das Angebot als qualitativ hochstehend und einzigartig vermittelt werden, so daß der Kunde den Wert und nicht den Preis zur Grundlage seiner Destinationsentscheidung macht.

Als erfolgreiche Strategien für Anbieter und Regionen zur Profilierung und Sicherung einer Unique-selling-Position auf dem Tourismusmarkt der Zukunft - insbesondere im Hinblick auf unberechenbare und smarte Konsumenten mit komplexen Wünschen und hoher Preissensiblität - haben sich z.B. touristische Inszenierungen erwiesen. Zeitgemäße, dem Trend zur Erlebnisorientierung angepaßte und professionelle touristische Angebote sind die komplexen, multifunktionalen Freizeit"welten", wie z.B. Freizeitparks, Ferienparks und Shopping Center. Sie liegen z.T. auch im Trend der Ablösung des Tourismus von klimatischen und naturräumlichen Gegebenheitenindem sie als In-door-Konzepte witterungsunabhängige Angebote offerieren. Möglichkeiten, die Attraktivität einer Destination zu steigern und ihre Einzigartigkeit herauszuheben, sind ferner die Entwicklung von gemeinsamen, aufeinander abgestimmten Konzepten und Kooperationen mehrerer Regionen und die Bündelung bislang konkurrierender Einzelangebote unter einer regionalen Dachmarke mit hohem Wiedererkennungswert.

Um auf dem Tourismusmarkt der Zukunft zu bestehen, sind Verbesserungen der Qualifikation der Mitarbeiter auf allen Hierarchieebenen nötig. Investitionen in das Humankapital werden zu einer Schlüsselstrategie.

Im Gegensatz zu Prognosen über den Attraktivitäts- und Bedeutungsverlust des inländischen Fremdenverkehrs stehen Erwartungen von Wachstumschancen in einigen spezifischen Marktsegmenten. Neue Potentiale und damit auch neue Herausforderungen für die Freizeit- und Tourismusbranche zeigen sich in bisher noch vernachlässigten Bereichen, wie z.B. dem Seniorentourismus, dem Kultur- und Bildungstourismus oder dem naturnahen und -schützenden Reisen.

Informations- und Kommunikationstechnologien

Eine weltweite informationstechnische Infrastruktur ist ein zentrales Element des globalen Tourismus. Obwohl die Tourismusindustrie zu den Branchen zählt, die bereits frühzeitig IuK-Technologie eingesetzt haben, befindet sich ihr umfassender Einsatz noch im Anfangsstadium (Kap. IV.1) . Angesichts der wachsenden Verbreitung und Bedeutung elektronischer Marktplätze ist ein touristisches Leistungsangebot, das nicht auf dem globalen elektronischen Markt verfügbar ist, in Zukunft wenig chancenreich. Die Präsenz auf dem elektronischen Marktplatz sowie die innovative Nutzung seiner Möglichkeiten für touristische Dienstleistungen werden daher immer wichtiger.

Nutzungsperspektiven

Die Mehrzahl der touristischen Unternehmen nutzt neue IuK-Technologien hauptsächlich zur Information und Selbstdarstellung und damit nur unzureichend (Kap. IV.2) . Dies gilt vor allem für das Internet, das mit seiner flächendeckenden, offenen und kostengünstigen Kommunikationsstruktur neue Möglichkeiten der massenmedialen Verteil- und Abrufkommunikation bietet. Für die Tourismusbranche interessant sind vor allem die neuen Optionen im Bereich Marketing und Vertrieb bzw. neue Formen der Interaktion zwischen Anbietern und Kunden. Die Nutzung weiterer IuK-Technologien, zu denen innovative Mehrwertdienste wie auch multifunktionale Chipkarten und Automaten zählen, ist zwar weiter fortgeschritten, steckt aber in einigen Bereichen noch in den Kinderschuhen.

Mit der Nutzung des Internet als Angebots- und Vertriebsplattform können vor allem Leistungsträger ihre Prozeßkosten dadurch verringern, daß sie direkte Kundenkontakte knüpfen. Die Vermittlungstätigkeit der Reisebüros kann damit in bestimmten Marktsegmenten umgangen werden. In Bedrängnis werden die Intermediären auch durch neue, branchenfremde Wettbewerber geraten. Im Vergleich zu traditionellen Anbietern verfügen diese bei der Online-Präsentation von Produkten und Dienstleistungen über einen Kompetenzvorsprung. Trotz deutlicher Tendenzen in Richtung einer "neuen Direktbuchungswelt" wird aber die Vermittlungsfunktion der Intermediären angesichts der ständig wachsenden Fülle an Reiseangeboten und -informationen grundsätzlich weiterhin gefragt sein.

Neue Direktbuchungswelt?

Voraussetzung für eine weitere Intensivierung des Direktvertriebs touristischer Dienstleistungen ist, daß zunehmend mehr Kunden sowohl über die technische Ausstattung für eine Online-Buchung verfügen als auch gewillt sind, Informationsbeschaffung und Buchung über neue Medien zu tätigen. Zwar variieren die Angaben über die Zahl der augenblicklichen und zukünftigen Online-Nutzer erheblich, dennoch kann angenommen werden, daß die Nutzerzahlen in Zukunft noch steigen werden.

Inwieweit sich die Direktbuchung touristischer Dienstleistungen für Privatkunden attraktiv gestaltet, hängt auch von den Zugangsvoraussetzungen, der Handhabbarkeit sowie der Attraktivität des Angebots ab. Grundsätzlich ist der Direktvertrieb für Privatkunden bereits heute von Interesse, da im Internet in wachsendem Umfang niedrigpreisige Angebote offeriert werden. Es besteht die Möglichkeit zum direkten Preisvergleich, es sind keine Ladenöffnungszeiten zu beachten und es können zusätzliche Informationen abgerufen werden. Derzeit wird die Direktbuchungsmöglichkeit von Reisen über das Internet aber sowohl von Privat- als auch von Geschäftskunden wenig genutzt. Um die Direktbuchung touristischer Leistungen für private Kunden attraktiver zu gestalten, muß das Angebot der Reisedienstleister hinsichtlich Informationsgehalt und -präsentation, Preis-/Leistungsverhältnis und der Beratungswünsche der Kunden verbessert werden. Es reicht nicht aus, Produkte in virtuelle Regale zu plazieren und auf die vermuteten Vorzüge der elektronischen Bestellung zu vertrauen.

Restrukturierung des Marktes

Der vermehrte Einsatz neuer IuK-Technologien in der Tourismusbranche wird drastische Auswirkungen auf Marktprozesse und die Angebots- und Nachfragestrukturen haben (Kap. IV.3) . Er modifiziert die touristische Wertschöpfungskette, verändert Marktanteile, beeinflußt Arbeitsplätze und -bedingungen und entscheidet mit über die Wettbewerbsfähigkeit der Akteure und Destinationen. Der vermehrte Einsatz von IuK-Technologien wird den globalen Wettbewerb im Tourismus weiter verschärfen. Dies wird zu fallenden Verbraucherpreisen, Einsparung von Arbeitskräften sowie Verdrängungseffekten und Verteilungskämpfen führen. Gleichwohl können sich die deutschen Tourismusdienstleister nur durch den Einsatz von IuK-Technologien auf dem Weltmarkt behaupten und Arbeitsplätze sichern.

Politik

Mit dem Eintritt in das nächste Jahrtausend werden sich Strukturen, Instrumente und Verfahren der Politik weiter ändern. Es wird mehr als bislang zu internationalen Formen der Kooperation und zu Allianzen zwischen öffentlicher Hand und gesellschaftlichen Gruppen kommen. Bereits jetzt erkennbare Tendenzen belegen die wachsende Bedeutung eines neuen Politikparadigmas jenseits unproduktiver Kontroversen über "Mehr Staat" oder "Mehr Markt". Das System des Tourismus repräsentiert bereits heute ein fortgeschrittenes Modell der Beziehung zwischen Wirtschaft und kooperativem Staat und weist weit entwickelte Strukturen einer Leitökonomie der Moderne auf.

Akteure und ihre Ziele auf internationaler Ebene

Eine Analyse der Akteure auf der Bühne der internationalen Tourismuspolitik (Kap. V.1) zeigt eine erstaunliche Vielfalt staatlicher und zwischenstaatlicher Organisationen einerseits und Vertretern gesellschaftlicher Gruppen wie Verbände und Nicht-Regierungsorganisationen andererseits. Evident ist, daß zentrale Ziele in der internationalen Tourismuspolitik wie die Realisierung adäquater Rahmenbedingungen, Wettbewerbsvielfalt, Nachhaltigkeit oder Arbeitsplätzen kooperativ durch öffentliche Hand und Gesellschaft verfolgt werden. Tourismuspolitik stellt sich insofern als Verbundpolitik dar, mittels derer Regelungsnotwendigkeiten und Problemlösungsstrategien gemeinsam definiert und umgesetzt werden.

Eine Analyse der Konzepte und Strategien (Kap. V.2) zeigt insbesondere auf internationaler Ebene die große Aufgeschlossenheit der Akteure gegenüber dem Leitbild eines nachhaltigen Tourismus. Bemerkenswert sind auch die zahlreichen Versuche, das Spannungsverhältnis zwischen Ökologie und Ökonomie durch integrierte Ansätze und Programme zu mindern.

Der zentrale zwischenstaatliche Akteur, die World Tourism Organisation (WTO), integriert in seiner Politik sowohl die ökologische als auch die ökonomische Dimension des Tourismus. Er ist zudem als Schrittmacher für eine nachhaltige Tourismuspolitik sehr aktiv, was auch für weitere zwischenstaatliche Institutionen, wie die UNEP-IE oder die Commission on Sustainable Development (CSD), gilt. Auf seiten der Privatwirtschaft ist der zentrale Akteur, der World Travel and Tourism Council (WTTC), ebenfalls Schrittmacher für einen nachhaltigen Tourismus und folgt dabei seit langem einer stringenten Programmatik. Daneben bearbeiten noch einige weitere Verbände der Wirtschaft - in der Tradition der Eigenverantwortung - das Themenfeld Tourismus und Umwelt. Die internationalen Nicht-Regierungsorganisationen zeigen, wobei hier noch erhebliches Potential ungenutzt ist, wachsendes Engagement.

Eine intensive inhaltliche Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure aus öffentlichem und privatem Bereich in Netzwerken begünstigt die Voraussetzungen für weitere Schritte hin zu einer nachhaltigeren Tourismuspolitik. Allerdings bleibt unübersehbar, daß zwischen Privatwirtschaft und öffentlichen Akteuren wie auch den Nicht-Regierungsorganisationen unterschiedliche Vorstellungen bestehen, wenn es um Ziele und Wege einer nachhaltigen Tourismuspolitik geht. So fällt auf, daß für die Tourismusindustrie sensible Themen, wie etwa nachhaltige Konsummuster, die Liberalisierung des Tourismusmarktes durch das GATS oder die Kerosinsteuer, nicht oder nur wenig thematisiert werden.

Angesichts der Implikationen der Ausdehnung der Rolle privatwirtschaftlicher Akteure ist es zum einen erforderlich, daß die zwischenstaatlichen Organisationen gestärkt werden. Zum anderen ist auch eine engere Zusammenarbeit der Regierungen notwendig - hat man sich doch bisher mit dem Thema Tourismus nur am Rande auseinandergesetzt. Ob die angesprochenen Divergenzen zwischen öffentlichen und privaten Interessen früher oder später zu Konflikten führen werden oder durch Kooperation und Absprachen im Interesse eines nachhaltigen Tourismus vermieden werden können, ist eine entscheidende Frage, deren Beantwortung durch eine koordinierte Politik auf der internationalen Ebene erfolgen müßte.

Die europäische Ebene

Auf europäischer Ebene ist es bislang nicht gelungen, die Potentiale einer kohärenten EU-Tourismuspolitik auszuschöpfen und gleichzeitig das Subsidiaritätsprinzip konstruktiv auszugestalten. Faßt man die Situation zusammen, so ist im wesentlichen folgendes festzuhalten: Es fehlt eine gemeinsam getragene politische Zielsetzung und ein übergeordnetes Leitbild einer europäischen nachhaltigen Tourismuspolitik. Die EU ist in ihrer Handlungsfähigkeit weitgehend paralysiert - trifft aber ständig Entscheidungen von z.T. erheblicher Bedeutung für den Tourismus. Die Verbände sind sehr heterogen, und ein zentraler wirtschaftlicher Akteur existiert nicht. Nicht-Regierungsorganisationen schließlich sind im Bereich einer nachhaltigen Tourismuspolitik erst seit kurzem aktiv und noch ohne effiziente Koordination. Im Blick auf die Herausforderungen eines nachhaltigen und wirtschaftlich tragfähigen Tourismus ist die Situation unbefriedigend.

Hinsichtlich der thematischen Orientierung europäischer Tourismuspolitik kann geschlossen werden, daß Bereiche, die für Politik und Wirtschaft von gemeinsamem Interesse sind, wachsende Beachtung finden. Dazu gehört insbesondere das Thema der Beschäftigung. Im Bereich Tourismus und Umwelt ist eine gewisse Stagnation festzustellen. Um diese programmatisch und praktisch zu überwinden, bedürfte es in jedem Fall einer politischen Initiative.

Die weitere Entwicklung einer nachhaltigen Tourismuspolitik für bzw. in Europa muß vor diesem Hintergrund kritisch gesehen werden. Europa ist die weltweit wichtigste Zieldestination für Tourismus und als solche auch von den Umweltauswirkungen des Tourismus stärker betroffen als jedes andere Gebiet. Lösungen für die zumeist grenzüberschreitenden Probleme erfordern zumindest die Mitwirkung der Europäischen Union. Dies dürfte auch für die weitere wirtschaftlich stabile Entwicklung des Tourismus gelten. Eine entsprechende Rolle der EU ist bislang noch nicht definiert.

Deutsche Akteure

Eine Analyse der bundesdeutschen Akteure in der Politik zeigt, daß zum einen Strukturen und Kapazitäten zur aktiven Gestaltung einer internationalen Tourismuspolitik verbessert werden müssen. Zum anderen müßten auf der Zielebene die bislang auf verschiedenen Ebenen existierenden Vorstellungen gesammelt und zu einem geschlossenen Konzept, einer Agenda für eine nachhaltige Tourismusaußenpolitik, zusammengefaßt werden.

Die Wirtschaft hat sich bislang erst in Ansätzen auf das Terrain internationaler Tourismuspolitik begeben. Deshalb finden entsprechende Aktivitäten auf internationaler Ebene innerhalb Deutschlands kaum Resonanz. Auch wurde das bundesdeutsche Know-how der Wirtschaft im Bereich von Tourismus und Umwelt nur wenig ins Ausland vermittelt. Ein Umdenken bzw. entsprechende Aktivitäten sind aber bereits erfolgt.

Soweit die bundesdeutschen Nicht-Regierungsorganisationen Zielsetzungen im Bereich des internationalen Tourismus entwickelt haben, richten sie sich bisher auf Einzelprobleme. Dies ergibt sich vor allem aus den personellen und finanziellen Engpässen, die es auch nicht erlauben, strategische Visionen oder geschlossene Gesamtkonzepte zu entwickeln und konsequent zu verfolgen.

Aktuelle Themen und Aktivitäten

Erweitert man die institutionelle Analyse und die Betrachtung der Konzepte und Kooperationsformen um eine Bestandsaufnahme aktueller Themen und Aktivitäten (Kap. V.3) , so sind vier Schwerpunkte internationaler Tourismuspolitik erkennbar:

In allen Bereichen sind private und staatliche Instanzen auf verschiedenen Ebenen und mit z.T. divergierenden Konzepten und Zielen aktiv. Daneben finden sich auch Verbünde von Akteuren aus dem privaten und öffentlichen Bereich, die Initiativen anstoßen und versuchen, gemeinsam zu Lösungsmöglichkeiten zu kommen. Es fällt aber auf, daß zwei Themen und Entwicklungen von erheblicher Bedeutung nicht in gleicher Intensität und Kontinuität bearbeitet werden: der Problemkomplex des weltweiten Flugverkehrs und seiner umweltverträglichen Gestaltung und die zukünftig weiter voranschreitende Liberalisierung der Tourismusmärkte.

Optionen einer deutschen Tourismusaußenpolitik

Themen und Optionen für eine nachhaltige deutsche Tourismusaußenpolitik (Kap. V.4) ergeben sich insgesamt aus den Herausforderungen des globalisierten Tourismus und einer Verpflichtung staatlicher Politik auf das Prinzip einer nachhaltigen Entwicklung. Sie können anknüpfen an die bereits entwickelten Ansätze und Aktivitäten nationaler und internationaler zwischenstaatlicher und gesellschaftlicher Akteure.

Optionen einer nachhaltigen Tourismusaußenpolitik

Leitökonomie Tourismus?

Weltweit ist festzustellen, daß die Agenda von Politik und Wirtschaft zunehmend von den Zielen und Kriterien eines nachhaltigen Tourismus bestimmt wird. Tourismus gehört zu den Branchen, denen aufgrund ihres Interesses an der Bewahrung von Natur am ehesten zuzutrauen ist, den Spannungszustand zwischen Ökonomie und Ökologie zu mildern (Kap. VI). Insofern ist es berechtigt, vom Tourismus als Leitökonomie des nächsten Jahrtausends zu sprechen. Leitökonomie für andere Sektoren zu sein, ist aber als Programm oder Maxime zu verstehen, nicht als Beschreibung der Wirklichkeit.

Um der Leitidee nachhaltiger Entwicklung gerecht zu werden, sind verstärkte Anstrengungen der Wirtschaft und ihrer Verbände sowie der nationalen und internationalen staatlichen Akteure erforderlich. Beide Gruppen sind gefordert, das Prinzip Nachhaltigkeit konkret umzusetzen. Hierbei sollten die Ansätze eines "neuen Politikmodells" in Kommunikation mit der Tourismuswirtschaft und gesellschaftlichen Gruppen weiterentwickelt werden. Die Rolle staatlicher Politik im Tourismus müßte sich am Modell eines "kooperativen Staates" orientieren. Wie bereits im ersten Bericht des TAB festgehalten (Deutscher Bundestag 1997d), wäre es auch auf der internationalen Ebene dessen Aufgabe, Anstöße zu geben (Impulsgeber) , Aktivitäten zu koordinieren (Koordinator) und Diskussionen und Konflikte zu moderieren (Moderator) .

Die von vielen erwartete goldene Zukunft des Tourismus ist eher offen. Die mit seiner weiteren Entwicklung verbundenen Potentiale und Chancen einerseits und die Risiken für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt andererseits liegen dicht beieinander. Weil aber der Tourismus wie nur wenige Wirtschaftssektoren zwingend auf eine intakte Umwelt und ein nachhaltiges Wachstum angewiesen ist, besteht hier noch am ehesten die Chance, Mittel und Wege zu finden, Wirtschaft und Umwelt im Zeitalter der Globalisierung in Einklang zu bringen.


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Stand: 17.08.1999 - Kommentare und Bemerkungen an: Thomas Petermann