KIT-Logo Banse, Gerhard; Janikowski, Ryszard; Kiepas, Andrzej (Hg.):

Nachhaltige Entwicklung - transnational
Sichten und Erfahrungen aus Mitteleuropa

Berlin: edition sigma 2011 (Global zukunftsfähige Entwicklung - Nachhaltigkeitsforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft, Bd. 16.1)
ISBN 978-3-89404-586-9, 336 S., kart., Euro 22.90
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Einführung

Titelbild

Probleme nachhaltiger Entwicklung sind in den letzten Jahren zunehmend Gegenstand der Diskussionen geworden, die auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden - eine von ihnen ist die internationale Ebene. Die Lissabon-Strategie sieht vor, den europäischen Raum zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensgestützten Wirtschaftsraum der Welt zu machen. Mit dieser Strategie wird angestrebt, die Innovationsgeschwindigkeit der Europäischen Union unter Beachtung von Nachhaltigkeitsprinzipien maßgeblich zu erhöhen. Dabei stehen die drei großen "Dimensionen" nachhaltiger Entwicklung im Vordergrund, denn die Steigerung der Innovationskraft Europas erfordert eine ausgewogene Wechselwirkung zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen (und zunehmend auch kulturellen!) Zielen. Das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung geht mit seinem Rahmenprogramm "Forschung für Nachhaltigkeit" (FONA) und dem 4. Forum für Nachhaltigkeit 2007 in Leipzig auf die Ziele und Themen dieses Strategiepapiers ein. Ergebnis dieser Konferenz war die Lisbon to Leipzig Declaration - "Deklaration für ein nachhaltiges und wettbewerbsfähiges Europa", die unter anderem von forschungspolitischen Vertretern Polens, Rumäniens und Tschechiens unterzeichnet wurde. In diesem Kontext sind die EU-Mitgliedsstaaten und Nachbarländer Deutschland und Polen dazu angehalten, initiativreich an der Umsetzung der Lissaboner Richtlinien mitzuwirken.

Vor diesem Hintergrund fand im November 2009 in Katowice (Polen) die III. deutsch-polnische Konferenz über neue Aspekte und Probleme der Implementierung von nachhaltiger Entwicklung statt. Organisatoren dieser Konferenz waren

  • die Schlesische Universität, Institut für Philosophie, Katowice, Polen;
  • das Karlsruher Institut für Technologie, Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse, Karlsruhe, Deutschland;
  • die Oberschlesische Handelshochschule, Katowice, Polen;
  • das Fraunhofer-Zentrum Mittel- und Osteuropa, Leipzig, Deutschland.

Die Konferenz wurde durch den Nationalfonds für Umweltschutz und Wasserwirtschaft (Warschau, Polen) und durch den Fonds für deutsch-polnische Zusammenarbeit (Warschau, Polen) mitfinanziert.

Ausgangspunkte der Konferenz waren sowohl die Ergebnisse der I. polnisch-deutschen Konferenz "Nachhaltige Entwicklung - Von der wissenschaftlichen Forschung zur politischen Umsetzung", die im Oktober 2003 in Katowice, Polen, stattfand, als auch die der II. polnisch-deutschen Konferenz "Nachhaltige Entwicklung - Von der wissenschaftlichen Forschung zur politischen Umsetzung" (Oktober 2005, Cottbus, Deutschland). Die I. Konferenz ist einerseits dokumentiert in Banse, G.; Kiepas, A. (Hg.): Nachhaltige Entwicklung: Von der wissenschaftlichen Forschung zur politischen Umsetzung. Berlin 2005 (mit neun Beiträgen aus Deutschland und sieben Beiträgen aus Polen; zeitgleich erschien eine Ausgabe in polnischer Sprache), andererseits "vergegenständlicht" in der im Herbst 2004 erfolgten Gründung des Internationalen Zentrums für Nachhaltige Entwicklung und Informationsgesellschaft (CRI) an der Schlesischen Universität Katowice. Die II. Konferenz führte einerseits zur Publikation Banse, G.; Kiepas, A. (Hg.): Nachhaltige Entwicklung in Polen und Deutschland. Landwirtschaft - Tourismus - Bildung. Berlin 2007 (mit neun Beiträgen aus Deutschland und sechs Beiträgen aus Polen; eine Ausgabe in polnischer Sprache erschien im Jahr 2009), andererseits zur Intensivierung der Kooperationen mit polnischen Institutionen - u.a. Gespräche, Vorträge und Workshop-Teilnahmen an der Landwirtschaftlichen Universität "August Cieszkowski" Pozna?, der Technischen Universität (Polytechnikum) Rzeszów, der Ökonomischen Akademie Katowice und der Universität Bia?ystok sowie zur Mitwirkung im Redaktionsbeirat der Zeitschrift "Problemy Ekologii ("Probleme der Ökologie"). Veranstalter beider Konferenzen waren die Schlesische Universität Katowice, Institut für Philosophie, und das Forschungszentrum Karlsruhe, Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (heute: Karlsruher Institut für Technologie - Campus Nord).

Anliegen aller Konferenzen war, durch schon existierende und neu zu knüpfende Kontakte zwischen Wissenschaftlerinnen/Wissenschaftlern und Institutionen in beiden Ländern zu einer besseren Nutzung der Möglichkeiten einer wissenschaftlich unterstützten politischen Umsetzung nachhaltiger Entwicklung beizutragen. Neben dem im Rahmen der Veranstaltung selbst möglichen Wissens- und Erfahrungsaustausch bestand die Zielsetzung vor allem darin, zum einen den Informationsaustausch zwischen beiden Ländern zum Thema nachhaltige Entwicklung und ihrer politisch-gesellschaftlichen Umsetzung zu verbessern und zum anderen Kooperationen auf Projekt- und anderen Ebenen zu initiieren.

Die III. Konferenz hat deshalb einerseits bereits früher aufgenommene Probleme, besonders im Bereich der Nachhaltigkeits(aus)bildung, fortgeführt, gleichzeitig aber auch entstandene neue Aspekte als Schwerpunkte der Diskussion aufgenommen. Diese neuen Aspekte haben sowohl einen theoretischen als auch einen praktischen Charakter. Sie betreffen z.B. neue Aspekte des Verständnisses von Nachhaltigkeit, aber auch solche Probleme wie Klimaveränderungen oder die Herausforderungen durch die Entwicklung der Informationsgesellschaft. Diese erfordern nicht nur eine wissenschaftliche Bearbeitung, sondern auch Implementierungen auf unterschiedlichen Ebenen, von der regionalen über die nationale bis zur internationalen Ebene im Ausmaß der Europäischen Union.

Hatte vor allem die I., aber auch noch die II. Konferenz das "Alleinstellungsmerkmal", nachhaltige Entwicklung bilateral zu thematisieren, einen (den?) polnisch-deutschen Nachhaltigkeits-Dialog zu initiieren, so kann nun in erfreulicher Weise festgestellt werden, dass zwischenzeitlich sowohl die Zahl der Akteure (Personen wie Institutionen) als auch die Formen und die thematischen Facetten dieses Dialogs zugenommen haben. Lediglich beispielhaft genannt seien:

  • Institutionen: Deutsch-polnisches Netzwerk Wissenschaftler für nachhaltige Entwicklung (vgl. näher http://www.deutsch-polnisches-netzwerk.de/), Fraunhofer-Zentrum Mittel und Osteuropa, Fachhochschule für Wirtschaft Berlin, Hochschule Zittau/Görlitz; Ökonomische Universität Wroc?aw, Ökonomische Akademie Katowice, Oberschlesische Handelshochschule Katowice, Technische Hochschule Rzeszów, Universität Opole, Akademia Polonijna Cz?stochowa;
  • Formen und thematische Facetten: "1st German-Polish Conference on Research for Sustainability" (Mai 2008, Warschau), Konferenz "Nachhaltige Entwicklung industrieller Regionen. Probleme - Praxis - Perspektiven" (September 2008, Katowice), "VII. Internationale Konferenz Bildung für nachhaltige Entwicklung" (Oktober 2009, Jelenia Góra); "Economic and Environmental Studies. A journal for sustainable development" (Opole), "Zrównowa?ony rozwój regionów uprzemys?owionych [Nachhaltige Entwicklung industrieller Regionen]" Hg. v. E. Lorek, Katowice 2009), "Kultura a zrównowa?ony rozwój. ?rodowisko ?ad przestrzenny dziedzictwo [Kultur und nachhaltige Entwicklung. Umwelt, Raumordnung, kulturelles Erbe]" (Hg. v. R. Janikowski und K. Krzystofek, Warszawa 2009), Zrównowa?ony rozwój gospodarki opartej na wiedzy [Nachhaltige Entwicklung der auf dem Wissen gestützten Wirtschaft]" Hg. v. B. Poskrobko, Bia?ystok 2009).

Die Hauptthemen, die neben Problemen der Bildung auf der III. Konferenz diskutiert wurden und zugleich die zwei Teile dieses Buches bilden, waren:

  1. Neue Aspekte des Konzepts der nachhaltigen Entwicklung - politische und institutionelle Orientierungen (einschließlich der Herausforderungen durch die Informationsgesellschaft);
  2. Probleme der Implementierung von Strategien nachhaltiger Entwicklung und damit verbundene Erfahrungen, bezogen insbesondere auf Biodiversität, Energie/Nachhaltige Ressourcennutzung sowie Klimaveränderungen/Klimaschutz.

Neben Vertretern aus Polen und aus Deutschland waren auf der Konferenz - und das war ein Novum gegenüber den zwei vorangegangenen Tagungen - auch Wissenschaftler aus Österreich, Rumänien, der Slowakischen und der Tschechischen Republik anwesend, die ihre nationalen Erfahrungen in Bezug auf die Implementierung von Nachhaltigkeit vorgestellt haben. Das gab Anregungen zur Vertiefung und Verbreiterung der Perspektive auf Probleme und Entwicklungen im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung, die im vorliegenden Buch dokumentiert ist, das in den bereits oben genannten zwei Teilen 19 Artikel umfasst. Ein Tagungsbericht von Marta Wachowiak (Heidelberg) ist in der Zeitschrift "Technikfolgenabschätzung. Theorie und Praxis", Heft 2 (Juli)/2010, S. 110-112, einer von Andrzej Kiepas in der Zeitschrift "Gazeta Uniwersytecka", Katowice, Januar 2010, S. 9, nachlesbar.

Die zunächst bilateralen polnisch-deutschen Konferenzen zur Nachhaltigkeit sind eine von zahlreichen Initiativen, die sich mehr und mehr "internationalisiert" haben. Diese Tendenz verdeutlicht einmal mehr, dass das Konzept Nachhaltigkeit eine ständige Aktualisierung und vor allem Konkretisierung erfordert. Beides muss auf (mindestens) multidisziplinär gewonnenen wissenschaftlichen Einsichten und in unterschiedlichen nationalen Kontexten gesammelten Erfahrungen bei deren Umsetzung basieren. Das vorliegende Buch kann, so hoffen wir, in beiden Richtungen Impulse geben und Akzente setzen.

Es ist den Herausgebern ein Bedürfnis, all jenen zu danken, die zum Entstehen dieser zwei Halbbände in deutscher und in polnischer Sprache beitrugen, den Autorinnen und Autoren, die ihre Konferenzbeiträge "verschriftlicht" haben und den redaktionellen Vorgaben nachgekommen sind, Marta Peterziel (Karlsruhe) und Krzysztof Michalski (Rzeszów) für Übersetzungen ins Polnische bzw. ins Deutsche sowie Elke Renz (Karlsruhe) und Witold Szozda (Kraków) für die Erstellung der Druckvorlagen, dem Polnischen Nationalfonds für Umweltschutz und Wasserwirtschaft und dem polnischen Fonds für deutsch-polnische Zusammenarbeit für die finanzielle Unterstützung der Drucklegung sowie dem Verlag edition sigma für die - nunmehr schon tradierte - verlegerische Betreuung.

Karlsruhe & Katowice, Oktober 2010

Gerhard Banse
Ryszard Janikowski
Andrzej Kiepas

 

Erstellt am: 31.03.2011 - Kommentare an: webmaster