Editorial
Die wechselseitigen Beziehungen zwischen Technik und Kultur sind zwar so alt wie
die Menschheit selbst: die technischen Hervorbringungen haben die Kultur und die
kulturellen Muster und Praxen haben die Technik beeinflusst, deren Hervorbringung,
Veränderung, Verbreitung wie Verwendung – nicht so alt sind indes die theoretischen
Reflexionen über diesen Zusammenhang. In zahlreichen Ansätzen, Konzeptionen und
Ausarbeitungen wird erst in jüngerer Zeit auf die Zusammengehörigkeit beider Bereiche
hingewiesen, und in diversen Disziplinen wird der Zusammenhang zwischenzeitlich
reflektiert. Leitende Fragestellungen sind etwa:
Bereits diese wenigen Fragestellungen verdeutlichen, dass es sich bei „Technik und
Kultur“ um ein Arbeitsgebiet handelt, das perspektivisch weiter entwickelt werden
kann und muss. Darüber hinaus wächst die Bedeutsamkeit dieses Forschungsfeldes
gegenwärtig mit der Globalisierung, etwa infolge von Techniktransfer und Interkultureller
Kommunikation. Zunehmend wird allerdings deutlich, dass dieser Bereich erfolgreich
nur in gemeinsamer Anstrengung von Geistes-, Sozial-, Kultur- und Technikwissenschaftlern
erforschbar ist, weshalb eine Integration und Strukturierung der
vorhanden disziplinären Ansätze bzw. Ergebnisse erforderlich ist.
Diese Erschließungs- und Strukturierungsarbeit mit voranzubringen ist Anliegen
der „Karlsruher Studien Technik und Kultur“.
Der vorliegende 1. Band Technik und Kultur. Bedingungs- und Beeinflussungsverhältnisse
ging aus zwei interdisziplinären Fachgesprächen an der Universität (TH) Karlsruhe im März und Dezember 2008 hervor. Ziel war eine disziplinenübergreifende Standortbestimmung zum Thema „Technik und Kultur“. Wenn das in diesem Band zwar nicht vollständig und umfassend erreicht wurde (wohl auch nicht erreicht werden konnte), so werden durch die Beiträge – die von allgemeinen Begriffsklärungen zu „Technik“ und „Kultur“ über disziplinäre Diskussionsangebote bis zu konkreten Beispielen der Technikverwobenheit von Kultur bzw. der Kulturverwobenheit von Technik reichen – doch gewichtige „Standort-Koordinaten“ deutlich gemacht, die in den nachfolgenden Bänden dieser Reihe detaillierter gekennzeichnet werden.
Michaela Pfadenhauer
Gerhard Banse
Andreas Böhn
Armin Grunwald
Kurt Möser
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