Ulrich Riehm, Bettina-Johanna Krings

Abschied vom „Internet für alle“?
Der „blinde Fleck“ in der Diskussion zur digitalen Spaltung

Medien & Kommunikationswissenschaft 54(2006)1, S. 75-94


Abstract

Die seit Mitte der 1990er Jahre beschworene Vision, dass das Internet in nur wenigen Jahren von allen Bevölkerungsschichten genutzt würde, kann heute als gescheitert gelten. Empirische Erhebungen zeigen, dass man sich auf absehbare Zeit auf einen relativ stabilen Sockel an Nichtnutzern des Internets einstellen muss. Der folgende Beitrag vertritt die Auffassung, dass diese Beobachtung sowohl Konsequenzen für die Forschung zur „digitalen Spaltung“ als auch für die allgemeine Forderung nach einem „Internet für alle“ hat. Zu den „Offlinern“ zählen nicht nur sozial und kulturell benachteiligte Gruppen, sondern auch Teile der Bevölkerung, die technische und nichttechnische Alternativen zum Internet bevorzugen. Der Beitrag breitet entsprechendes empirisches Material aus und schlägt eine Typologie der „Offliner“ vor. Im Rahmen der bisherigen Forschung zur digitalen Spaltung wird die Nichtnutzung in erster Linie unter dem Aspekt ihrer Überwindung und nicht (auch) als Ausdruck einer alternativen Mediennutzungsstrategie analysiert. Diese fehlende Anerkennung der Nichtnutzung nennen wir den „blinden Fleck“ in dieser Diskussion, den wir im Rahmen des Beitrags offen legen und die Konsequenzen aus diesem Tatbestand diskutieren.


Erstellt am: 22.03.2006 - Kommentare an: Ulrich Riehm