Technikfolgenforschung.
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Vorwort

Technikfolgenforschung kann als Teil einer im letzten Jahrzehnt immer sich stärker organisierenden interdisziplinären Technikforschung verstanden werden, die die Entstehungsbdedingungen und Folgen von Technologien ebenso zum Gegenstand der Analyse macht wie die Probleme einer gesellschaftlich und politisch gesteuerten Technikgestaltung.

Im Rahmen dieses Konzeptes werden Technologien als gesellschaftliche Optionen verstanden, die in bezug auf ihre technische Machbarkeit, politische Zielsetzung und ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen erforscht werden müssen.

Technikfolgenforschung hat sich zu einer problemorientierten und anwendungsbezogenen Forschungsrichtung entwickelt, die zwischen akademischer Grundlagenforschung und gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen vermitteln will, um relevantes Orientierungs- und Handlungswissen zu erzeugen.

Aufgabe dieser Forschung ist es, die komplexen Problemlagen und umstrittenen Sichtweisen, die mit der Entwicklung und Einführung einer Technologie verbunden sind, zu reflektieren, alternative Lösungsstrategien zu entwickeln, diese miteinander zu vergleichen und mit Blick auf ihre Realisierungschancen zu bewerten. Durch die Analyse und Antizipation von Chancen und Risiken sowie der Erfassung nicht-intendierter Nebenfolgen einer Technologie auf Gesellschaft und Umwelt trägt die Technikfolgenforschung zur Gestaltung, Steuerung und Kontrolle der technischen Entwicklung bei.

Die hier veröffentlichten Arbeiten sind aus Referaten zu einer Seminarreihe des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Forschungszentrums Karlsruhe in Zusammenarbeit mit dem Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) hervorgegangen, die in den Jahren 1993/94 durchgeführt wurde.

Mit dem Band soll ein Einblick in die Praxis der Technikfolgenforschung gegeben werden. An den Beispielen Energietechnik, nachwachsende Rohstoffe, neuere Verkehrstechnologien, Telekooperationsnetze und Abfallbeseitigung werden gesellschaftliche Problemfelder analysiert, bei denen besonders Studien der Technikfolgenforschung relevant sind, da diese Aufgaben vornehmlich nur durch den Einsatz neuer Technologien zu bewältigen sind. Gleichzeitig werden die spezifischen Konzeptionalisierungs-, Durchführungs- und Umsetzungsprobleme von Technikfolgenforschungsprojekten dargestellt und an den verschiedenen Themenbereichen untersucht.

Darüber hinaus werden Programme und Arbeitsweisen institutionalisierter Technikfolgenforschung dokumentiert und das Konzept des "Sustainable Development" auf seine Tauglichkeit für die Technikforschung befragt. Den Autoren sei für ihre Mühe gedankt, aus Vorträgen publikationsreife Aufsätze anzufertigen. In einer Zeit der kurzfristigen Projektberichte ist dies keine Selbstverständlichkeit mehr.

Wie immer hat Frau Margareta Kinsch auch den dritten Band der "Veröffentlichungen des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse" auf ihre bekannte zuverlässige und umsichtige Art hergestellt. Ihr sei dafür herzlich gedankt.

Gotthard Bechmann