Wissenschaftsforum "Elektromagnetische Felder" gestartet [13.04.2011]

Seit Januar 2011 gibt es das Wissenschaftsforum "Elektromagnetische Felder" - kurz EMF, in dessen Mittelpunkt der Umgang mit dem Konflikt um die gesundheitlichen Wirkungen elektromagnetischer Felder steht. Dabei geht es nicht nur darum, die Regeln weiter zu entwickeln, nach denen Grundlagenforschung im Labor, epidemiologische Studien und Experimente mit Versuchspersonen zusammengebracht und gewichtet werden, um zu einer möglichst fundierten Risikoabschätzung zu gelangen. Eine andere Perspektive ist mindestens ebenso wichtig: Wie kann Wissenschaft im Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen von Politik, Nichtregierungsorganisationen, Bürgerinitiativen und Wirtschaft die Qualität und Integrität der Forschung sichern?

Konflikte in den Wissenschaften entstehen dann, wenn widersprüchliche Botschaften aufeinanderprallen. Wie es bei Risikofragen der Fall ist, wenn die Einen warnen und die Anderen beruhigen wollen. Was eben noch Auseinandersetzung über Sachfragen war, gerät zum Reputationsstreit. Kann man das verhindern? Kann wirklich dem zwanglosen Zwang des besseren Arguments zur Wirkung verholfen werden?

Der Blick auf den wissenschaftlichen Konflikt und die dazugehörigen Austragungsformen öffnet ein weites Forschungsfeld. Es geht um Objektivität und Zuverlässigkeit, um Wahrheit und Wahrhaftigkeit, sowie um Qualität und Integrität. Es geht auch um Diskurse, um Kommissionen sowie um Macht und Einfluss.

Hier will das Wissenschaftsforum EMF (Förderungsgeber: Deutsche Telekom) ansetzen: Es will untersuchen, wie sich Wissenschaft in Konflikten verstricken kann, ob und wie dabei Grenzen des wissenschaftlich Erlaubten und Respektablen überschritten werden, was das Zulässige und Respektable in den Wissenschaften eigentlich ist, wie diese Normen aufrechterhalten werden und wie sie sich verändern.

Mit seinen Aktivitäten will das Forum neue Netzwerke schaffen: Vertreterinnen der Naturwissenschaft, Geistes- und Sozialwissenschaften sollen einander helfen, blinde Flecken bei der Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis zu erkennen. Natürlich geht es auch um die Entwicklung einer gesunden Skepsis gegenüber Stereotypen und Luftschlösser, die sich als Problemlösungen ausgeben. Das Forum wird Workshops, Denk-Werkstätten, Netzwerk-Treffen sowie andere wissenschaftliche Diskurse durchführen. Es dient so auch dem Erhalt der wissenschaftlichen Kompetenz, der Nachwuchsförderung, der Vernetzung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit der Zivilgesellschaft sowie der Wissenschaftskommunikation. Das Wissenschaftsforum EMF bietet Möglichkeiten zur Reflexion, um zu klären, wie Konfliktzuspitzungen und Polarisierungen im Streit um die Wahrheit, d.h. um die richtige wissenschaftliche Bewertung, verhindert werden können. Es will darüber hinaus klären, ob es Lösungsansätze gibt, die helfen, nicht nur die EMF-Kontroverse, sondern auch andere Konfliktfälle in den Wissenschaften zu entspannen.

Projekthomepage: hier
Persönliche Homepage: Peter Wiedemann