ITAS-Workshop zur Endlagerung nuklearer Abfälle in Deutschland [26.11.2004]

Fragen zum Profil einer zukünftigen sozialwissenschaftlichen Endlagerforschung standen im Mittelpunkt eines zweitägigen Workshops, den ITAS am 28. und 29. Oktober 2004 in Karlsruhe veranstaltete. Diskutiert wurden in den sozialwissenschaftlich ausgerichteten Themenblöcken Chancen und Risiken deliberativer Politik, die in der aktuellen deutschen Entsorgungsdebatte eine besondere Rolle spielen. Durch Einzelvorträge und ein Round-Table-Gespräch wurde zugleich die natur- und ingenieurwissenschaftliche Kompetenz des Forschungszentrums Karlsruhe in die Überlegungen einbezogen.

Eingeleitet wurde der Workshop mit dem Titel „Zur Endlagerung radioaktiver Abfälle in Deutschland: Perspektiven für eine sozialwissenschaftliche Begleitforschung“ durch zwei Impulsvorträge. Während Lutz Mez (Freie Universität Berlin) die politisch und gesellschaftlich umstrittene Frage nach der Entsorgung radioaktiver Abfälle in Deutschland in den Kontext der Energiepolitik stellte, wählte Manfred Popp (Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrum Karlsruhe) einen anderen Ansatzpunkt. Ausgehend von seinem Engagement für die Bundesregierung im Rahmen der damaligen Überlegungen zur Nutzung der Kernenergie und der nuklearen Entsorgung in den 1970er Jahren beschrieb er Eckpunkte der Endlagerpolitik im zeitlichen Ablauf und ging daran anschließend auf die paradoxe Entscheidungslage in der aktuellen Endlagerpolitik ein.

Strukturiert wurde der Workshop durch vier Themenblöcke:

  1. Endlager-Politik in Deutschland,
  2. tand der natur- und ingenieurwissenschaftlichen Endlagerforschung,
  3. Kontextstrukturen der Endlager-Debatte und deliberative Verfahren als Handlungschance,
  4. Chancen und Risiken einer problemorientierten sozialwissenschaftlichen Endlagerforschung.

Im Rahmen des natur- und ingenieurwissenschaftlichen Themenblocks moderierte Ortwin Renn (Universität Stuttgart) einen Round-Table zu den Leistungen und Defiziten der naturwissenschaftlichen Endlagerforschung, an dem Reinhard Odoj (Forschungszentrum Jülich), Wernt Brewitz (Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit), Georg Arens (Bundesamt für Strahlenschutz), Detlef Appel (PanGeo Hannover) und Thomas Fanghänel (Forschungszentrum Karlsruhe) teilnahmen. ITAS präsentierte auf dem Workshop Ergebnisse aus seiner Evaluationsstudie über den Arbeitskreis Auswahlverfahren Endlagerstandorte (AkEnd). Hervorzuheben sind weiterhin die Vorträge von Detlev Ipsen (Gesamthochschule Kassel) und Frank Fischer (Rutgers University / USA). Während Ipsen für einen schrittweisen politischen Entscheidungsprozess bei der Errichtung eines Endlagers plädierte und die dabei auftretenden Vorteile am Verfahrensvorschlag des AkEnd für einen Neuanlauf der Endlagersuche verdeutlichte, skizzierte Fischer die Erfahrungen, die in den USA und Kanada mit Verfahren des „participatory risk assessment“ gemacht wurden.

Die Ergebnisse des Workshops werden Anfang 2005 in Form eines Tagungsbandes veröffentlicht.