Arbeitszeit und Klimawandel

Um beim gegenwärtigen Emissionsniveau der Klimakrise effektiv zu begegnen, dürften Menschen in Deutschland künftig nur noch sechs Stunden pro Woche arbeiten. Zu diesem Ergebnis kommt Philipp Frey vom ITAS in seiner Studie „The Ecological Limits of Work“.
The Ecological Limits of Work: on carbon emissions, carbon budgets and working time

Arbeit schafft Werte, Güter, Dienstleistungen – und Treibhausgasemissionen. Wieviel dürften wir also arbeiten, um die Klimaerwärmung und ihre potenziell dramatischen Folgen noch aufzuhalten? Dieser Frage ist Philipp Frey nachgegangen, der am ITAS als Doktorand zum Themenfeld Technik und Arbeit forscht. Das Ergebnis seiner Studie: Um bei heutigem Emissionsniveau das 2-Grad-Ziel – die offizielle Zielsetzung der Europäischen Union – einzuhalten, dürften deutsche Beschäftigte nur noch sechs Stunden pro Woche arbeiten. In Großbritannien wären zur Einhaltung desselben Ziels noch neun, in Schweden 12 Wochenarbeitsstunden möglich.

Verhältnis von Emissionen und Wirtschaftsleistung

Für seine Berechnungen hat Philipp Frey zwei Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ins Verhältnis gesetzt: Die Wertschöpfung pro Stunde Arbeit in dem jeweiligen Land und die Kohlenstoffintensität der jeweiligen Wirtschaft, sprich die Menge ausgestoßener CO2–Äquivalente (neben CO2 werden auch Treibhausgase wie Methan oder Lachgas emittiert) pro 1000 Euro Wirtschaftsleistung.

Dass in Deutschland die geringste Arbeitszeit pro Woche „erlaubt“ wäre, liege, so Frey, an dem starken industriellen Sektor. Großbritannien habe einen vergleichsweise starken Dienstleistungsbereich, in Schweden würden dank des großen Anteils erneuerbarer Energien die Emissionen pro Arbeitsstunde geringer ausfallen.

Nachdenken über Arbeitszeitmodelle

„Es wäre zu eindimensional gedacht, für die Lösung der Klimakrise ausschließlich bei der Arbeitszeit anzusetzen, hier sind vielfältige Maßnahmen gefragt“, stellt Philipp Frey klar. Das Ziel seiner Studie sei es vielmehr, die Herausforderungen in Bezug auf die Klimakrise anschaulich zu machen und für den Zusammenhang zwischen Arbeitszeit und CO2-Emissionen zu sensibilisieren. Bei der Umstellung auf eine nachhaltigere Wirtschaft müsse auch über eine Reduzierung von Arbeitszeit nachgedacht werden. Andernorts werde darüber bereits intensiv diskutiert, beispielsweise über eine Vier-Tage-Woche in Großbritannien. In Deutschland steht diese Debatte noch weitgehend am Anfang.

Die ursprünglich für den britischen Think Tank Autonomy erstellte Studie erschien im Mai 2019. (03.07.2019)

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