ITAS-Neuerscheinung: Technological and Environmental Policy [06.06.2007]

Mit den Transformationsprozessen der letzten fünfzehn Jahre in den Ländern Mittel- und Osteuropas sind die Möglichkeiten im Bereich der interdisziplinären Technik- und Umweltstudien zum einen günstiger geworden, andererseits haben sie sich aber gleichzeitig verschlechtert: günstiger, da derartige Untersuchungen als Mittel der Politikberatung und der Entscheidungsvorbereitung in höherem Maße als bisher wissenschaftlich anerkannt, gesellschaftlich gefordert und politisch gewollt sind; verschlechtert, da sich sowohl die industriellen und finanziellen Rahmenbedingungen als auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt in den einzelnen Länder generell ungünstiger gestalten und damit auch die Mittel für Technisierungsprojekte vorbereitende bzw. begleitende Überlegungen im Interesse der Politikberatung und der gesellschaftlichen Entscheidungsvorbereitung (wahrscheinlich) sehr begrenzt sind. Die Notwendigkeit für interdisziplinäre Technik-, Innovations- und Umweltstudien hängt in diesen Ländern auch mit folgenden „Randbedingungen“ zusammen:

  1. es sind enorme ökologische und ökonomische technikinduzierte Probleme und Altlasten der Techniknutzung vor allem in den Bereichen Energieerzeugung, chemische Industrie, Landwirtschaft sowie Verkehr vorhanden;
  2. es gibt zahlreiche anstehende Entscheidungen hinsichtlich der technischen Lösungen, die die bisher genutzte Technik modifizieren, ergänzen oder substituieren können bzw. welche neuen Lösungen zu entwickeln und zu nutzen sind;
  3. es gibt einen Bedarf an Überblicks- und Orientierungswissen als Grundlage für technologiepolitische Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft (vor allem vor dem Hintergrund der Umstrukturierung der gesamten industriellen Basis);
  4. erforderlich ist die Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit hinsichtlich der Folgen technischer Entwicklungen und ihrer Nutzung (auch vor dem Hintergrund bislang weitgehend verweigerter Beteiligungs- und Diskursmöglichkeiten).

Die im vorliegenden Buch vereinten Beiträge von Autoren aus Polen, Rumänien, Russland, der Tschechischen Republik sowie aus Finnland beziehen sich – unterschiedlich – auf diese Situation, geben zum Teil detaillierte Beschreibungen und bieten vor allem Lösungsvorschläge an. Dabei handelt es sich vornehmlich um „Insider“, die, wenn nicht Akteure, so auf alle Fälle jedoch „Betroffene" oder zumindest Beobachter der erfolgten und sich noch vollziehenden Transformationsprozesse waren bzw. sind. Die Beiträge verstehen sich vor allem als „Studien“, als „case studies“, Material sammelnd, systematisierend und vorsichtig verallgemeinernd – um darauf aufbauend bzw. davon ausgehend, Vorschläge zu unterbreiten. Sie wurden inhaltlich in „Technology Assessment and Sustainability“ (Teil I) und „Innovation and Economic Transformation“ (Teil II) gruppiert. Vorangestellt ist ein Beitrag, der die Bedeutsamkeit wissenschaftlichen Wissens in der und für die Moderne thematisiert. Deutlich wird in den Texten, dass in den einzelnen Ländern je eigenständige Wege gefunden und gegangen, eigenständige Lösungen ausgeprägt und auch eigenständige Erfahrungen gesammelt werden (müssen). Das ist zugleich ein Hinweis auf die Grenzen der Übertragbarkeit andernorts – d. h. auch unter anderen ökonomischen, politischen, sozialen und kulturellen Bedingungen – generierten Wissens bzw. – anders ausgedrückt – auf das Verhältnis von allgemeinen Lösungsansätzen und konkreten, spezifisch-nationalen Gegebenheiten.

Bibliographische Angaben:
Gerhard Banse (ed.):
Technological and Environmental Policy – Studies in Eastern Europe – Berlin: edition sigma 2007, Reihe: Gesellschaft - Technik - Umwelt, Neue Folge 6, ISBN 978-3-89404-936-2, 312 Seiten, 19,90 Euro

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